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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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unerheblichen Gefahr, dass sich der Drache gegen seine eigenen Männer wendete, war es ihm gelungen, das Tier zu seinem Verbündeten zu machen.
    Als der Drache das Maul aufriss, musste Negus seinen Freund zurückhalten.
    »Grenouille!«, schrie Dun.
    »Nein, Dun. Nein!« Negus’ Stimme klang streng.
    Der Drache streckte den Hals und zeigte eine dünne Zunge, die in einem Haken endete. Zwei Drüsen neben seinem Zäpfchen zogen sich zusammen. Ein Feuersturm drang aus dem weit geöffneten Maul, und die Flammen ergriffen alle Soldaten in der Nähe und setzten die umstehenden Bäume in Brand. Die Wucht des Gluthauchs war so groß, dass Grenouille viele Meter zurückgeschleudert wurde. Halb betäubt sah er noch, wie das Tier mit den Flügeln schlug und sich fauchend in die Luft erhob.
    »Grenouille! Weg da!«, rief Dun und stieß Negus beiseite, um dem Jungen beizustehen.
    »Dun! Wir müssen zum Rückzug blasen!«
    Der General drehte sich um. Das Prasseln der Flammen und das Klirren der Waffen war ohrenbetäubend laut. Negus musste schreien, um sich verständlich zu machen.
    »Wir müssen zum Rückzug blasen!«
    »Auf keinen Fall«, widersprach Dun.
    Grenouille hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und folgte dem imposanten Schatten des wütenden Drachen mit Blicken. Er spuckte erneut Feuer, ehe er über die Bäume hinwegsegelte. Die Schreie der Soldaten, die in ihren weißglühenden Rüstungen gefangen waren, verstärkten seine entsetzliche Angst. Wie menschliche Fackeln irrten die Männer umher und warfen sich in den Schnee, weil sie hofften, die Flammen so zu ersticken.
    »Grenouille!«, rief Dun wieder.
    Mit gellenden Schreien rückten die Minenarbeiter an. Außer ihren Schaufeln besaßen sie keine Waffen, doch sie waren bereit, rücksichtslos zuzuschlagen und Knochen zu brechen.
    »Daermon!«
    Schon fanden sich die beiden Generäle eingekreist wieder. Rücken an Rücken gelang es ihnen, den Strom der Angreifer in Schach zu halten. Immer wieder strömten neue Kämpfer nach. Dun und Negus kämpften um ihr Leben. Sie benutzten den Odem . Minenarbeiter wurden in die Luft katapultiert, gegen brennende Bäume geschleudert und stürzten auf schneebedeckte Felsen.
    Negus! Mein Freund!
    Alles war verloren. Dass sich der rote Drache befreit hatte, hoch über den Wäldern seine Kreise drehte und dabei lange, bedrohliche Schreie ausstieß, machte den Mut der Männer endgültig zunichte. Die Soldaten des Kaisers wandten sich zur Flucht.
    Minenarbeiter und Söldner stürmten hinter ihnen her. Wie lange mochte die Schlacht noch angedauert haben? Waren es wirklich nur wenige Minuten? Den Männern kam es vor wie eine Ewigkeit.
    Stromdag hatte nun freie Bahn. Es stand ihm frei, Kapernevic zu erstürmen und die Wut des roten Drachen noch weiter zu schüren, damit dieser alles vernichtete, was sich ihm in den Weg stellte. Die Armee des Kaisers war nicht mehr in der Lage, ihn aufzuhalten.
    Wir hätten dort im Norden gemeinsam sterben können. Vielleicht wäre es besser gewesen, damals Seite an Seite unser Leben zu lassen – damals, als wir uns noch nicht entfremdet hatten.
    Doch plötzlich war da dieses Geräusch. Ein dumpfer, mächtiger, tierischer Schrei. Ein Schrei der Verzweiflung, der die Nacht zerriss und den Sturm der Feinde irritierte. Weit entfernt über den höchsten Berggipfeln schlug der rote Drache im Schein des Vollmonds mit den Flügeln. Etwas zog ihn zu Boden, etwas unaussprechlich Mächtiges. Er wehrte sich verzweifelt.
    Furchtsam blickten die Aufständischen nach oben. So sehr der Drache auch raste und tobte, die unsichtbare Kraft war stärker und hielt ihn fest in ihrem Bann.
    Dun und Negus erkannten die Kraft zwar sofort, hatten aber noch nie den Odem derart stark erlebt. Wie viele Ritter mochten hier ihre Kraft so gut aufeinander abgestimmt und vereinigt haben? Um sich an ein solches Heldenstück zu wagen, musste der Wille unerschütterlich sein, denn auch die kleinste Schwäche hätte schreckliche Folgen gehabt.
    Die Aufständischen bekamen es mit der Angst zu tun. Ihre Reihen lichteten sich rasch, denn ihr letzter Trumpf drohte abzustürzen und zu versagen.
    Und dann krachte der Drache zu Boden. Bäume zersplitterten. Ein dumpfer Schlag folgte, der sich anfühlte wie ein kurzes, heftiges Erdbeben.
    »Bei allen Göttern«, flüsterte Negus.
    Sofort wendete sich die Schlacht. Die Nachricht vom Absturz des roten Drachen verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Stromdags Soldaten gaben Fersengeld und rannten davon wie

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