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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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unwillig. »Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Erklärung im Glauben gefunden habe, so wie Ihr. Weil ich im Gegensatz zu Euch Schwierigkeiten habe zu begreifen, wozu wir Menschen da sind. Noch nicht einmal meine Aufgabe leuchtet mir wirklich ein.«
    »Auch ich habe niemals gern den Tod gegeben«, sagte Dun, richtete sich auf und schlug mit der flachen Hand auf die Rückenlehne der Bank. Das Holz erbebte. Auf den plötzlichen Lärm folgte eine tiefe Stille, die dem Assassinen jedoch nichts auszumachen schien. Ungerührt blieb er sitzen.
    »Und was ist mit Eurem Grenouille?«, fragte er. »Habt Ihr jemals wissen wollen, was er davon hält? Wenn Euch erst einmal bewusst wird, dass er Gefallen an dieser Macht gefunden hat, ist es längst zu spät.«
    »Du weißt doch gar nicht …«
    »Ich meine die Macht, Leben zu nehmen und es problemlos rechtfertigen zu können«, fuhr Logrid unbeirrt fort.
    »Du weißt doch gar nicht, wovon du redest.«
    »Was für eine Art neuer Kreatur werdet Ihr hervorbringen, General Daermon?«
    Dun wandte den Blick ab und setzte sich wieder auf die Bank, ohne zu begreifen, dass er der Konfrontation auswich. Der Assassine hatte ihn überrumpelt. Mit einem Mal erinnerte er sich, wie viele Hoffnungen er in Logrid gesetzt hatte, ehe er zum General ernannt worden war und ihm seinen Platz überlassen hatte. Der junge Mann war so geschickt gewesen, so begabt im Zweikampf und so unglaublich geduldig! Wann hatte er sich nur diesen grausamen Zug angeeignet?
    »Wollt Ihr ihn ebenfalls zur Hand des Kaisers ausbilden, um Eurer Schöpfung Ewigkeitswert zu verleihen?«
    »Es reicht, Logrid«, seufzte Dun und senkte den Kopf. »Aus dir spricht nur Eifersucht.« Er machte eine Pause. »Aus ihm wird viel mehr werden, als du es damals für dich erträumt hast«, fuhr er schließlich fort.
    »Er wird Euch verraten.«
    »Es reicht, habe ich gesagt«, fuhr Dun auf. »Er ist mehr wert als …«
    »… ein Assassine?«, schnitt ihm Logrid das Wort ab.
    Er stützte sich mit beiden Händen auf die Rückenlehne und sprang so gewandt darüber hinweg, dass kein Geräusch erklang. Mit einem Schritt stieg er über den General hinweg, dabei berührte er mit der rechten Hand sein Schwert.
    »Ihr wart die erste Hand des Kaisers , Dun-Cadal. Mich habt Ihr nur erschaffen, damit Euer kleines Steckenpferd nicht in Vergessenheit gerät. Und natürlich, damit sich die kaiserliche Familie Eures Namen erinnert. Es war nichts als persönlicher Stolz.«
    »Ich habe dich erwählt«, widersprach Dun.
    Er richtete sich auf und stieß Logrid zurück. Ihre Stimmen hallten durch die Kathedrale.
    »O ja. Ich entsprach Euren Anforderungen geradezu perfekt. Keine Angehörigen. Eine an Syphilis gestorbene Mutter und einen Vater, der sich nie dazu herabgelassen hat, mich als seinen Sohn anzuerkennen, mir aber in seiner unendlichen Güte das Studium an der Akademie finanzierte. Um dann doch nicht Ritter, sondern Assassine zu werden, muss man vermutlich den Pfad des Zorns gehen, nicht wahr?«
    »Von Zorn war nie die Rede«, wandte Dun ein.
    »O doch, das könnt Ihr nicht leugnen. Es war der Zorn auf den Rest der Welt, auf eine Welt, die in Reyes den letzten seiner Art sah. Und auch wenn mein Weg längst nicht so ruhmreich ist wie der Eure, so ist er doch weitaus wirkungsvoller.«
    »Ich habe immer an dich geglaubt. Ich dachte, du …«
    »Dann glaubt Ihr jetzt also nicht mehr an mich«, schnitt Logrid ihm das Wort ab. »Für Euch zählen offenbar nur die sogenannten Götter, die jedoch nie in Erscheinung treten.«
    Duns Faust schloss sich um seinen Schwertgriff. Beide Männer zogen blank.
    »Du lästerst die Götter«, presste Dun zwischen den Zähnen hervor.
    »Ihr seid wirklich schnell darin, jemanden zu verteidigen, der nichts für Euch tut. So viel zur Blindheit Eures Glaubens.«
    Sie maßen einander mit Blicken, Schüler und Meister. Plötzlich brach der jahrelang gehegte Groll zwischen ihnen auf. War es das Gefühl, sich ineinander getäuscht zu haben? Beide warteten angespannt darauf, dass der andere zuerst angriff.
    »Ihr habt gut daran getan, an mich zu glauben. Wenn Ihr jedoch an diesen Jungen aus den Salinen glaubt, irrt Ihr Euch.«
    »Was weißt du schon?«
    »Wenn Ihr hier betet, dann betet Ihr nicht für das Kaiserreich, sondern für ihn.«
    Den ersten Angriff Duns parierte Logrid noch mühelos, dem zweiten war bereits deutlich schwieriger auszuweichen. Ein heftiges Duell bahnte sich an. Das Klirren der Klingen hallte durch das

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