Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
auf. Kramers Hand. Er blätterte die Seite für sie um, zeigte auf eine Strophe in der Mitte und ging weg.
    »Danke«, murmelte sie.
    Alle anderen in der Klasse schienen das lustig zu finden.
    Lane blieb mit gesenktem Kopf sitzen.
    »Würdest du uns mit einem Vortrag beglücken?«, fragte Kramer.
    Sie nickte unter der Hand, die sie schützend vor ihr Gesicht gehalten hatte, und begann, laut vorzulesen.
    Als sie die Hälfte der Strophe vorgetragen hatte, klingelte es.
    »Das soll genügen«, sagte Kramer. Mit erhobener Stimme verkündete er: »Vergesst eure Rechtschreibübungen für morgen nicht. Mit Tinte , bitte. Ihr könnt gehen.«
    Lane schlug ihr Buch zu und starrte auf den Umschlag. Die anderen Schüler gingen hinter ihr vorbei. Jemand rubbelte über ihren Hinterkopf. Sie blickte auf. Benson grinste auf sie herab. »Du solltest gut aufpassen , Süße.«
    Sie grinste spöttisch zurück.
    Er legte eine Hand auf Jessicas Hintern und schlenderte mit ihr hinaus.
    Schon bald war außer ihr und Kramer niemand mehr im Klassenzimmer.
    Lane zwang sich aufzusehen. Kramer stand hinter seinem Tisch und verstaute Bücher und Ordner in seiner Aktentasche. Er schien sie gar nicht zu bemerken.
    Ich hätte mit den anderen hinausgehen sollen, dachte sie. Mein Gott, wie konnte ich nur in so eine Situation geraten?
    Ihr Vater und das Jahrbuch. Tausend Dank, Dad.
    Sie fragte sich, ob sie etwas sagen sollte.
    »Hast du einen Rotstift?«, fragte Kramer und sah sie endlich an.
    Die Anspannung fiel von ihr ab. »Äh … nein. Ich glaube nicht.«
    »Macht nichts. Ich geb dir einen.« Er ging zu seinem Schreibtisch und öffnete die oberste Schublade. Als er einen Stift gefunden hatte, durchsuchte er einen Stapel von Ordnern auf einer Ecke des Schreibtischs. »Dann mal los. Ich gebe dir die Tests aus der ersten Stunde. Einverstanden?«
    »Klar.«
    Er kam zu ihr. »Wenn du damit fertig bist und noch mehr möchtest, ich habe jede Menge. Aber ich will dich auch nicht den ganzen Nachmittag hierbehalten.«
    Lane nickte.
    Kaum zu glauben, dachte sie. Er benimmt sich, als wäre nichts passiert.
    Was hast du denn erwartet? Eine Strafpredigt?
    Sie räumte ihr Pult frei. Kramer legte den Ordner und den Stift vor sie hin. »Es gibt fünf Punkte pro Wort«, sagte er, »aber das weißt du ja bestimmt.«
    »Ja.«
    »Wenn du Fragen hast, sag einfach Bescheid.«
    »Klar.«
    Er wandte sich ab.
    »Mr. Kramer?«
    Er drehte sich freundlich lächelnd zu ihr um.
    »Tut mir leid, dass ich vorhin nicht aufgepasst habe.«
    »Tagträume?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ist ja nicht weiter schlimm. Ich hoffe, es war dir nicht zu peinlich.«
    »Es war mir ziemlich peinlich.«
    »Du bist die beste Schülerin in der Klasse, Lane. Lass dich nicht aus dem Konzept bringen, weil du einmal nicht richtig aufgepasst hast. Das kann jedem passieren.«
    »Okay, danke.«
    »Natürlich muss ich dir für heute eine Sechs geben.«
    »Oh.«
    Er lachte leise und drückte Lanes Schulter. »Das sollte ein Scherz sein.«
    »Ach so.«
    Seine Hand blieb auf ihrer Schulter liegen. Lane hatte das Gefühl, ihre Wärme strahlte durch den ganzen Körper.
    Er strich sanft über ihre Schulter und nahm die Hand weg.
    »Ich weiß wirklich zu schätzen, dass du länger bleibst, um mir zu helfen. Das lindert ein bisschen meinen Stress.«
    »Ich helfe Ihnen gern.« Sie spürte immer noch, wo seine Hand gelegen hatte.
    »Lehrer zu sein ist auch nicht immer einfach. Manchmal habe ich das Gefühl, der Papierkram frisst mich auf. Es scheint, als hätte ich nur noch Zeit, Klausuren zu benoten und Stunden vorzubereiten.« Er schüttelte den Kopf. »Ganz schön langweilig.«
    »Wenn Sie möchten, bleibe ich öfter hier und helfe Ihnen.«
    Ihr Herz schlug schneller. Sie konnte nicht fassen, dass sie das gesagt hatte.
    Er muss glauben, dass ich auf ihn stehe.
    Kramer neigte seinen Kopf zur Seite. Er presste die Lippen zusammen und hob die Brauen. »Natürlich freut mich dein Angebot. Aber du hast doch sicher etwas Besseres zu tun.«
    »Es würde mir nichts ausmachen. Ehrlich.«
    »Wie du meinst. Ich bin auf jeden Fall froh, wenn du mir hilfst.« Lächelnd klopfte er auf den Ordner auf ihrem Pult. »Und jetzt komm in die Gänge. Wir haben schon genug Zeit mit Plappern verbracht.«
    Lane lachte. »Sie sind ja ein richtiger Sklaventreiber.«
    »Fang an, die Tests zu korrigieren, oder ich lass dich die Peitsche schmecken.«
    »Ja, Sir.«
    Er drehte sich um und ging zum Schreibtisch. Lane folgte ihm mit den Augen.
    Sein

Weitere Kostenlose Bücher