Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
hast du es?«
»Na sicher.« Sie warf ihre Jeanstasche auf das Sofa, öffnete die Schnallen und zog einen großen, dünnen Einband heraus. »Ich muss es morgen zurückgeben.«
»Kein Problem.« Larry streckte die Hand nach dem Buch aus.
Lane drückte es an ihre Brust und schüttelte den Kopf. »Du schuldest mir was.«
»Was willst du?«
»Das ist Verhandlungssache. Ich musste für dich beträchtliche Opfer bringen. Insbesondere musste ich mich verpflichten, Mr. Kramer diese Woche jeden Tag nach der Schule beim Korrigieren der Tests zu helfen, um ihm seinen Gefallen zurückzuzahlen.«
»Das soll ein Witz sein, oder?«
»Ich würde dich niemals veräppeln.«
»Er sollte dich nicht zu so etwas zwingen.«
»Na ja, eigentlich habe ich es angeboten, und er hat nicht Nein gesagt.«
»Ah, das ist natürlich was anderes.«
»Ich habe es nur deswegen getan.« Grinsend klopfte sie mit den Fingerknöcheln auf das Jahrbuch.
»Also, was willst du?«
Lane blickte zur Decke. »Lass mich überlegen. Meine Dienste sind nicht gerade billig.«
»Das waren sie nie.«
»Daaad!«
»Laaane.«
»Das klingt ja, als wäre ich total geldgierig.«
»Was natürlich nicht stimmt.«
»Selbstverständlich nicht. Jedenfalls habe ich neulich absolut coole Jeansstiefel gesehen.«
»Und du hast sie nicht gekauft?«
»Ich hielt es für keine so gute Idee. An dem Tag hatte ich schon ein paar Anschaffungen getätigt.«
»Falls du von dem Tag sprichst, an dem deine Mutter und ich unseren letzten Ausflug mit Pete und Barbara gemacht haben, kann ich mich noch gut erinnern.«
»Ich wollte die Stiefel unbedingt haben. Aber ich habe mich zurückgehalten. Dir zuliebe.«
»Ich bin zutiefst gerührt.«
»Also, kann ich sie haben?«
»Klar, warum nicht?«
»Dad, du bist der Größte!« Sie drückte ihm das Buch in die Hand. Als Larry es nahm, fiel sie ihm um den Hals und gab ihm ein Küsschen. Dann lief sie in die Küche.
Larry holte seinen Bierkrug.
Er hörte Lane rufen: »Hey! Mom! Was gibt’s zu essen? Ich sterbe vor Hunger.«
Larry ging in sein Büro und schloss die Tür. Er stellte den Krug auf einen Untersetzer neben dem Monitor. Dann lehnte er sich im Stuhl zurück und stützte das Buch auf seinem Bauch ab. Auf dem blauen Umschlag stand in goldener Prägeschrift: BUFORD MEMORIES’68.
Das ist das Richtige, dachte er. Mein Gott, das ist es.
Sein Herzschlag beschleunigte sich. Sein Magen krampfte sich zusammen.
Er schlug das Buch auf. Schnell blätterte er durch die Seiten mit den glänzenden Schwarz-Weiß-Fotos. Am Ende befand sich ein Register. Auf der letzten Seite standen die Namen der Schüler, die mit S begannen. Larry ließ seinen Blick über die Zeilen gleiten:
SAKAI, JOAN
SAMILSON, PAMELA
SANDERS, TIMOTHY
SATMARY, MAUREEN
SCHAEFER, RONALD
»Saxon, Bonnie« war nicht dabei.
Das kann doch nicht sein, dachte Larry. Sie muss in dem Buch stehen.
Enttäuscht blätterte er zurück zum Beginn des Indexes. Und entdeckte die Überschrift: »ZEHNTE KLASSE«.
»Gott sei Dank«, murmelte er.
1968 war Bonnie in der zwölften Klasse gewesen.
Er blätterte weiter zurück und übersprang die Listen der Schüler aus der zehnten und elften Klasse. Gleich über der Überschrift »ELFTE KLASSE« stand der Name »Zimmerman, Rhonda«. Die letzte Schülerin der zwölften Klasse. Er blickte nach links oben auf die Seite. Ein Schüler namens »Simpson, Kenneth«.
Simpson. Ein Name mit S!
Larry bis sich auf die Unterlippe. Er blätterte noch eine Seite zurück und las die Namen von unten nach oben:
SIMMONS, DAN
SEIGEL, SUSAN
SEFRIDGE, JOHN
SCLAR, TONI
SCHULTZ, FRED
SCHMIDT, DENNIS
SAXON, BONNIE
Einfach nur ein weiterer Name im Index. »Saxon, Bonnie.« Nicht in roter Schrift. Nicht fettgedruckt oder kursiv. Aber der Name schien förmlich vom Papier zu springen und sich in Larrys Hirn zu bohren.
Rechts von ihrem Namen standen sechs Seitennummern.
Sechs Seiten mit Fotos von Bonnie.
Großer Gott!
Larry überflog die Spalten. Hinter vielen Namen stand nur eine Seitennummer, hinter einigen standen zwei oder drei. Manchmal standen auch vier Zahlen dort.
Bei Bonnie waren es sechs.
Sie muss ziemlich aktiv gewesen sein, dachte Larry. Und beliebt.
Beliebte Mädchen sind fast immer hübsch.
Die erste Seitennummer hinter ihrem Namen lautete 34. Larry legte ein Streichholzbriefchen zwischen die Seiten, um die Stelle im Index wiederzufinden, dann blätterte er das Buch von vorne durch, bis er auf Seite 34 angelangt war. Die Schüler der
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