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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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geschoben. Larry nahm den kompletten Ordner heraus, ließ die Schublade offen stehen, warf sich auf seinen Stuhl und klappte den Deckel auf. Bonnie lächelte zu ihm auf.
    Das Ballkönigin-Foto.
    »Unglaublich«, flüsterte er.
    Bonnie erschien ihm noch wundervoller, als er sie in Erinnerung hatte. Schön, jung, unschuldig.
    Kein Wunder, dass sie zur Königin gewählt worden war.
    Er betrachtete ihr wallendes blondes Haar. Auf der rechten Seite war der Pony ein wenig länger, so dass er ihre sanft geschwungene Braue berührte. An den Seiten war ihr Kopf von leuchtenden Locken eingerahmt. Ihre Augen funkelten. Larry nahm an, dass der Glanz eine Reflexion des Blitzlichts war. Ihre Lippen waren geschlossen und an den Rändern ein wenig nach oben gezogen, nur die Andeutung eines Lächelns zeichnete sich ab. Sie wirkte ernsthaft, aber zufrieden und stolz.
    Ihr Kinn warf einen Schatten, der schräg über ihren Hals verlief und in der Kuhle über ihrem rechten Schlüsselbein endete. Die Schultern waren leicht geneigt und bis zu den Rändern des Bildes nackt. Sie schien ein schwarzes Top zu tragen. Man konnte nur den oberen Rand davon erkennen. Der Ausschnitt war nicht tief genug, um ihr Dekolleté zu zeigen.
    Larry legte seine Hand über die untere Kante des Bildes.
    Wenn er so den Rand des Tops abdeckte, sah es aus, als wäre sie nackt.
    Er studierte ihr Gesicht, die weiche, blasse Haut ihrer Wangen. Schwache Schatten betonten die Vertiefung unter ihrem Adamsapfel und die Kurven der Schlüsselbeine.
    Wenn das Bild einen größeren Ausschnitt erfasst hätte, läge seine Hand auf ihren Brüsten. Er stellte sich feste Hügel vor, deren Haut sich anfühlte wie warmer Samt, die Brustwarzen waren aufgerichtet und drückten gegen seine Handflächen. Er bewegte seinen Daumen weiter nach unten zu den goldenen Locken zwischen ihren Schenkeln.
    Über sich selbst erschrocken, zog Larry plötzlich seine Hand von dem Foto. Er schlug den Ordner zu.
    Mein Gott!
    Was ist bloß los mit mir?
    Mit brennenden Wangen erhob er sich schwankend von seinem Stuhl. Er stopfte den Ordner zurück in den Aktenschrank und schloss die Schublade.
    Dann setzte er sich wieder hin. Er starrte auf den Bildschirm. Die Sätze dort erschienen ihm bedeutungslos und leer. Es hatte keinen Sinn, weiter an dem Roman zu schreiben. Nicht heute.
    Er schloss das Dokument und tauschte die Diskette gegen die, die er mit »Vamp« beschriftet hatte.
    »Vampir«, murmelte er. »Auf keinen Fall. Bonnie ist kein Vampir.«
    Er ließ sich das Verzeichnis anzeigen und öffnete das letzte Kapitel, das er Samstagnacht geschrieben hatte.
    Es gab eine Menge zu schreiben, bis er auf dem aktuellen Stand wäre.
    Larry schloss das Kapitel wieder.
    Er sah auf den leeren Bildschirm.
    Viel Glück, dachte er. Wie zum Teufel soll ich beschreiben, wie ich bei ihr in der Garage gelandet bin? Fangen wir damit an, dass ich einen Schlafanzug anhatte.
    Wie ich es auch anpacke, es wird so aussehen, als hätte ich die Kontrolle verloren. Als wäre ich besessen oder etwas in der Art.
    Und was ist mit dem Jahrbuch? Soll ich der Welt mitteilen, dass ich ein Buch aus der Schulbibliothek zerschnippelt habe? Vielleicht muss ich mir eine Lüge einfallen lassen.
    Egal was ich schreibe, Lane wird die Wahrheit wissen. Sie wird mein verdammtes Buch lesen.
    Die Fotos kann ich nicht auslassen.
    Scheiße.
    Denk darüber nach, wenn es so weit ist.
    Und sei äußerst vorsichtig, wenn du beschreibst, wie du die Fotos ansiehst. Untertreibe. Es darf auf keinen Fall aussehen, als würden die Bilder dich antörnen. Das Mädchen ist tot.
    Als die Bilder gemacht wurden, war sie aber noch nicht tot.
    Sie war sehr lebendig. Und so wundervoll.
    Und jetzt …
    Larry rief sich ins Gedächtnis, wie sie jetzt aussah. Schrecklich. Eine ausgedörrte Mumie mit einem Pfahl im Herzen.
    Das war nicht das Werk eines eifersüchtigen Freundes. Irgendein Drecksack hatte wirklich gedacht, sie wäre ein Vampir.
    Hatte sie ermordet.
    Ihren Leichnam unter der Treppe im Hotel versteckt und sicherheitshalber ein Kreuz aufgehängt.
    Und ein Schloss an den Eingangstüren angebracht?
    Larry erinnerte sich daran, dass das Schloss nagelneu gewesen war. Und jemand hatte Bretter über den eingebrochenen Treppenabsatz gelegt.
    Bonnies Mörder?
    Jedenfalls bewachte jemand das Hotel. Der Coyotenfresser? Trieb er sich seit über zwanzig Jahren in Sagebrush Flat herum – ein verrückter Wächter, der das Grab des getöteten Vampirs im Auge behielt?
    Er ist

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