Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
auf.
Es war nur noch eine Seitenzahl hinter Bonnies Namen übrig. Er blätterte zu Seite 147.
Und schnappte nach Luft.
Eine neun mal dreizehn Zentimeter große Nahaufnahme von Bonnie bedeckte mehr als die Hälfte der Seite.
»Jesus«, stieß er aus.
Er las die Überschrift: »Bonnie Saxon, Ballkönigin 1968.« Auf derselben Seite befanden sich vier Fotos von anderen Mädchen, den Prinzessinnen. Ihr Hofstaat.
Er zögerte es hinaus, das Bild zu betrachten. Es war das letzte Foto von ihr, und er wollte die Vorfreude auskosten.
Auf der gegenüberliegenden Seite war ein Footballspieler abgebildet, der gerade von einem Gegner zu Boden gerissen wurde. Die Überschrift über dem folgenden Artikel lautete: »IM HERBST FALLEN NICHT NUR DIE BLÄTTER – HÖHE-PUNKTE DER SPIRIT WEEK.« Larry überflog die Beschreibung der Festwoche zum Ende der Footballsaison. Die Feierstimmung war offenbar ein wenig getrübt worden, da das Team der Buford High das Spiel verloren hatte. Dann kam der Teil, auf den Larry gehofft hatte. »Sherry Cain, Sandy O’Connor, Julie Clark, Betsy Johnson und Bonnie Saxon wurden in der Halbzeitpause als Ballprinzessinnen präsentiert. Am Abend wurde Bonnie Saxon dann während des Balls zur Königin gekrönt. Trotz der Niederlage der Schulmannschaft war die Stimmung nun wieder fantastisch.« Kein Wort mehr über Bonnie.
Großartig, dachte Larry.
Ballkönigin.
»Gut gemacht, Bon«, murmelte er.
Dann widmete er sich dem Foto.
Er zuckte zusammen, als jemand an die Tür klopfte. »Essen ist fertig«, rief Lane.
»Okay. Bin schon unterwegs.«
Larry warf noch einen Blick auf die Ballkönigin, dann schlug er das Buch zu.
In dieser Nacht lag er reglos im Bett und starrte die Decke an. Als Jeans Atem ruhig und gleichmäßig ging und er sicher war, dass sie schlief, kroch er aus dem Bett. Die Luft war kühl. Larry zitterte vor Kälte und Aufregung. Er holte seinen Bademantel aus dem Wandschrank und zog ihn an, während er in den Flur ging. Der weiche Velours fühlte sich warm auf seiner Haut an.
Im Wohnzimmer fand er neben der Eingangstür an die Wand gelehnt Lanes Büchertasche. Er öffnete sie, ertastete mit einer Hand das Jahrbuch und zog es heraus.
Er ging mit dem Buch in sein Büro. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, schaltete er das Licht an und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Trotz des warmen Mantels zitterte er. Sein Herz hämmerte wie eine Faust gegen seine Brust.
Ich muss verrückt geworden sein, dachte er. Was ist, wenn Jean aufwacht? Oder Lane? Wenn eine von ihnen mich dabei erwischt?
Sie erwischen dich nicht. Beruhige dich.
Er nahm das Buch auf den Schoß und blätterte zur Ballkönigin.
Mein Gott, sie war einfach sagenhaft.
Sie trug ein schwarzes Top, das ihre Schultern freiließ.
Er konnte sie sich später ansehen.
Er zog ein Teppichmesser aus der Schreibtischschublade, drückte das aufgeschlagene Buch flach auf seine Oberschenkel, zog die rasiermesserscharfe Klinge über das Papier und schnitt die Seite dicht am Buchrücken sauber ab.
Er schnitt alle Seiten heraus, auf denen Fotografien von Bonnie waren.
Als er fertig war, versteckte er die Blätter im Aktenschrank. Er schob sie in einen der über fünfzig Ordner, in denen er die Kurzgeschichten, die er in den letzten Jahren geschrieben hatte, aufbewahrte.
Dort waren die Bilder sicher vor Jean und Lane.
Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und blätterte durch das Jahrbuch. Ein paar Seiten waren lose. Er bestrich die Kanten mit Klebstoff und klebte sie vorsichtig wieder fest.
Dann schlug er das Buch zu und betrachtete die Seiten von oben. Am Buchrücken waren winzige Spalte zu sehen, wo er die Blätter herausgeschnitten hatte. Aber die Beschädigung würde nur bei einer besonders genauen Inspektion auffallen. Und selbst wenn es jemand bemerkte, wer konnte schon sagen, wann die Schändung stattgefunden hatte? Es konnte schon Jahre her sein.
Larry schaltete das Licht aus und verließ das Büro. Er legte das Buch zurück in Lanes Tasche, schloss die Schnallen und ging ins Schlafzimmer.
Schon aus dem Flur konnte er Jeans lange, gleichmäßige Atemzüge hören.
Larry hängte seinen Mantel auf und kroch vorsichtig zwischen die Laken. Er seufzte und dachte an die Bilder.
Sie gehörten nun ihm. Er konnte sie behalten.
Er erinnerte sich bei jedem einzelnen Bild daran, wie Bonnie darauf ausgesehen hatte. Aber seine Gedanken kehrten immer wieder zu den Songleader-Aufnahmen zurück.
Dann war sie alleine auf dem
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