Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
immer noch da.
Und er weiß, dass die Tote weg ist.
Ich habe sie jetzt, du Mistkerl.
Wie konntest du ihr das antun? Wie konntest du meine Bonnie schnappen und ihr einen Pfahl durch das Herz schlagen?
Larry blickte auf den Monitor.
Er legte seine Finger auf die Tastatur.
Dann begann er zu tippen, und gelbe Wörter erschienen auf dem Bildschirm.
»JEMAND SOLLTE DIR DAS HERZ AUS DEM LEIB REISSEN, DU MIESES SCHWEIN.«
Irgendwo im Haus schlug eine Tür zu. Larry löschte schnell den Satz.
Seit Jean aus dem Supermarkt zurückgekehrt war, hatte Larry vier Seiten geschrieben. Er war gerade dabei zu schildern, wie er die Garage gesäubert hatte, als sich Schritte seinem Büro näherten. Er scrollte sofort den Text vom Bildschirm. Jemand klopfte. Die Tür öffnete sich.
Lane kam herein.
Sein Magen zog sich zusammen, aber er schaffte es zu lächeln.
»Hallo Lane«, sagte er. »Ich dachte, du bleibst nach dem Unterricht noch da.«
»Bin ich auch.« Sie zuckte die Achseln. »Mr. Kramer hatte einen Elternabend, deshalb bin nach Hause gegangen.«
Sie hielt eine Hand hinter dem Rücken verborgen.
Wahrscheinlich hat sie eine Pistole, dachte Larry.
Aber sie wirkte nicht verärgert.
»Was hast du da?«, fragte er.
Ihre Hand kam hinter dem Rücken hervor. Sie hielt ihm einen Schokoladenkeks hin. »Frisch aus dem Ofen«, sagte sie. »Willst du?«
»Klar.«
Seine Hand zitterte, als er nach dem Keks griff. Lane bemerkte es. »Geht es dir nicht gut?«
»Nur ein anstrengender Tag im Büro.« Er nahm den Keks. »Und wie war dein Tag?«
»Ganz gut.«
»Hast du das Buch zurückgegeben?«
Sie runzelte die Stirn. »Du hast gesagt, du wärst fertig damit.«
»Ja, bin ich auch. Vielen Dank für die Hilfe. Ich schulde dir was.«
Grinsend antwortete sie: »Stimmt, du schuldest mir neue Stiefel.«
»Ich muss sie doch nicht für dich aussuchen, oder?«
»Gib mir einfach deine Kreditkarte. Ich erledige die Drecksarbeit.«
Larry lachte leise. »Meine Brieftasche ist im Schlafzimmer. Bedien dich einfach.«
Als sie rausging, aß Larry den Keks. Er war weich und noch warm. Aber Larrys Mund war trocken, und er hatte Mühe zu schlucken.
23
Als die öffentliche Bibliothek am Mittwochmorgen um neun Uhr ihre Türen öffnete, wartete Larry schon.
Nervös ging er zu der Bibliothekarin. Sie war eine junge attraktive Frau mit einem fröhlichen Lächeln. Aber er rechnete damit, hochkant rausgeworfen zu werden.
Sie hat keine telepathischen Fähigkeiten, sagte er sich. Sie weiß nicht, dass ich das Jahrbuch zerschnitten habe.
»Ich recherchiere über das Jahr 1968«, erklärte er ihr. »Haben Sie vielleicht noch Ausgaben des Mulehead Evening Standard aus der Zeit?«
Ein paar Minuten später hatte sie eine Kiste mit Mikrofiches zusammengestellt. Sie führte Larry zum Lesegerät.
Ja, er wusste, wie das Gerät funktionierte.
Die Bibliothekarin teilte ihm mit, dass für jeden Ausdruck eine Gebühr von zehn Cents anfiele, die er am Schalter bezahlen könne, ehe er gehe. Sie sei in der Nähe und stehe ihm jederzeit zur Verfügung.
Er dankte ihr.
Sie ließ ihn allein.
Larry begann seine Suche bei der Ausgabe vom ersten Juni 1968. Die Abschlussfeier hatte vermutlich ungefähr in der Monatsmitte stattgefunden. Er ging wegen des Rings davon aus, dass Bonnie ihren Abschluss gemacht hatte. Aber er konnte sich auch irren.
Dank der Ausgabe vom Samstag, den 22. Juni, konnte er diese Frage klären. Am vorigen Abend war die Abschlussfeier gewesen, und Bonnies Name befand sich auf der Liste der achtundzwanzig Absolventen. Es gab Fotografien des Direktors, des Vorsitzenden des Bildungsausschusses und von zwei Schülern, die eine Rede gehalten hatten. Keine von Bonnie.
Aber er hatte gefunden, was er gesucht hatte: einen Beweis, dass sie am 21. Juni noch gelebt hatte.
Er drückte einen Knopf am Fuß des Lesegeräts, und Sekunden später wurde eine Kopie der Seite ausgedruckt.
Larry recherchierte weiter.
Er suchte nach Bonnies Namen. Er sah sich um nach Berichten über Morde und Verschwundene. Und er hielt die Augen offen in der Hoffnung, auf irgendeine Geschichte zu stoßen, die auch nur im Entferntesten etwas mit Bonnies Schicksal zu tun haben könnte.
Der Bericht, den er in der Ausgabe vom 16. Juli entdeckte, hatte einen offensichtlichen Zusammenhang. Als Larry die Schlagzeile las, schnappte er nach Luft. Sein Herz schlug schneller, während er den Artikel verschlang.
DOPPELMORD IN SAGEBRUSH FLAT
Elizabeth Radley, 32, und ihre Tochter
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