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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein Gefasel war, so wenig es einen solchen Professor der Psychologie in Amerika gab, so durchschlagend war bisher ausnahmslos der Erfolg gewesen, den er damit hatte erzielen können. Sechs Mädchen waren ihm auf diesen Leim gekrochen, und die siebte ließ alle Anzeichen erkennen, daß sie sich auch schon wieder auf dem gleichen Weg befand.
    Die Scheinwerfer eines Autos tauchten auf. Das Taxi.
    »Sagen wir nächsten Samstagabend um acht Uhr«, meinte Neeskens noch rasch. »Wieder vor dem Kino. Einverstanden?«
    »Ja«, hauchte Antje.
    Im Taxi hätte sich ein Gentleman ganz alter Schule nicht besser benehmen können. Johan Neeskens stellte nicht den geringsten Versuch an, Antje zu küssen oder gar an ihr herumzufummeln. Nicht einmal nach ihrer Hand grapschte er, um diese zu drücken. Er bot ihr aus seinem goldenen Etui eine Zigarette an, und als sie dankend ablehnte, unterließ auch er es, sich eine anzuzünden.
    Vor dem Block, in dem die Hellmonds wohnten, stieg er mit Antje aus, sagte zum Chauffeur: »Warten Sie!« und ging mit dein Mädchen noch bis zur Haustür.
    Ehe er sich von ihr verabschiedete, hätte er gern noch etwas gewußt.
    »Darf ich Sie fragen«, sagte er, »was Sie eigentlich machen, Antje? Gehen Sie etwa noch zur Schule, so jung, wie Sie sind?«
    »Nein, ich bin schon berufstätig.«
    »Wo?«
    »Bei der Polizei.«
    »Wo?« stieß er hervor.
    »Bei der Polizei als Sekretärin.«
    »Macht Ihnen das Spaß?«
    »Ja. Vielleicht ist das vererbt.«
    »Wieso?«
    »Weil mein Vater auch Polizeibeamter ist.«
    »Was?« stieß er abermals hervor, hatte sich aber sofort wieder in der Hand und fragte lachend: »Und Ihre Mutter?«
    »Die ist Hausfrau, sie hat's am schwersten von uns dreien.«
    »Schlafen Sie gut, Antje. Ich danke ihnen für den netten Abend. Auf Wiedersehen in acht Tagen.«
    »Auf Wiedersehen, Johan.«
    Sie ging ins Haus, er zum wartenden Taxi.
    Verdammtes Polizeigesindel! dachte er. Mußte ich denn gerade an die geraten?
    Eigentlich hätte sich ihm Vorsicht anempfohlen, aber er war ein Gefangener seiner Bestialität. Er konnte nicht mehr anders, als dem Mord an Antje entgegenzufiebern. Er hatte schon den Geruch ihres Blutes in der Nase.
    Zu Hause entledigte er sich als erstes einer hervorragend gearbeiteten Perücke mit ganz anderem Haar als seinem natürlichen. Sie trug wesentlich dazu bei, ihn außerordentlich zu verändern.
    Frau Hellmond saß unter der Stehlampe im Wohnzimmer und strickte, als Antje erschien. Im Radio spielte leise eine Tanzkapelle. Frau Hellmond blickte demonstrativ auf die Uhr an der Wand und sagte mit einem leichten Vorwurf in der Stimme: »Du hast dich verspätet, mein Kind.«
    »Ja, fast eine halbe Stunde, Mutter«, antwortete Antje ironisch.
    »Hast du Bekannte getroffen?«
    »Nein.«
    Frau Hellmond wartete auf eine Erklärung für die verspätete Heimkehr. Die kam aber nicht.
    »Wie war der Film?« fragte sie deshalb nach einer Weile.
    »Lustig, also nichts für dich, wie vorauszusehen.«
    Die Stricknadeln, die noch nicht aus Kunststoff waren, klapperten. Im Radio wechselte ein Walzer den Tango ab, der gespielt worden war, als Antje kam.
    »Nette Musik«, sagte Wilma Hellmond. »Nicht so modernes Zeug.«
    »Wann kommt Vater heute nach Hause, Mutter?«
    Frau Hellmond seufzte.
    »Normalerweise müßte er schon da sein, aber er hat angerufen, daß es wieder etwas später wird. Du weißt ja … das übliche.«
    Antje gähnte.
    »Dann werde ich wohl schlafen gehen. Ich bin müde, Mutter.«
    »Ich auch. Gute Nacht, mein Kind.«
    »Gute Nacht, Mutter.«
    Antje hatte die Türklinke schon in der Hand, als sie noch einmal gerufen wurde: »Antje …«
    »Ja?«
    »Ist was mit dir?«
    »Nein, warum?«
    »Weil du mir irgendwie anders vorkommst, nicht so wie sonst.«
    »Das bildest du dir nur ein, Mutter.«
    »Den Film hast du mir auch nicht erzählt.«
    »Ich bin zu müde dazu, Mutter. Gute Nacht.«
    Zehn oder fünfzehn Minuten später waren alle Lichter in der Wohnung erloschen. Frau Hellmond hatte ihr Strickzeug weggeräumt und lag nun auch schon im Bett.
    Am nächsten Morgen beim Frühstück saßen nur Mutter und Tochter am Tisch.
    »Vater schläft wohl noch?« meinte Antje.
    Wilma Hellmond nickte.
    »Er kam erst sehr spät. Ich habe ihn kaum mehr wahrgenommen.«
    »Wann muß er denn heute zum Dienst?«
    »Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Sicher aber erst wieder am Nachmittag.«
    Antje verzog den Mund.
    »Weiß der Kuckuck, wann ich ihn dann wieder einmal

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