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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nachdrücklich.
    »Aber meine Liebe wurde von ihr zurückgewiesen?« fuhr Sehlke fort.
    Neuerliches Nicken Leerdams.
    »Alles wie bei Ruth Kappel?«
    »Warum nicht?« erwiderte der Kommissär.
    Und nun explodierte Jan Sehlke, er haute mit der Faust auf den Tisch und hätte dies auch getan, wenn ihm der Innenminister selbst gegenübergesessen wäre.
    »Weil Sie anscheinend mein Alibi bei der vergessen!« schrie er. »Wann kriege ich von euch endlich Ruhe?«
    »Viele Alibis sind schon geplatzt.«
    »Aber nicht dies! Eine ganze Skatrunde hat geschworen, daß ihr auf dem verkehrten Dampfer gefahren seid!«
    »Die können sich im Datum geirrt haben.« Sehlkes Wut verrauchte so rasch, wie sie gekommen war. Er klappte innerlich zusammen.
    »Gut«, sagte er müde, »tun Sie, was Sie nicht lassen können. Verhaften Sie mich. Legen Sie mir Handschellen an.« Er streckte Leerdam beide Handgelenke entgegen. »Sie werden ja sehen, daß Sie wieder den Falschen gegriffen haben.«
    Der Kommissär wußte, daß sich der Ermittlungsrichter nach der Pleite mit dem ehemaligen Bibliothekar nicht mehr so leicht zu einem Haftbefehl bereitfinden würde.
    »Haben Sie Maria Steufels gekannt oder nicht, Sehlke?« fragte er.
    »In meinem ganzen Leben nicht.«
    »Wir prüfen das nach, darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Ich sage Ihnen ja, verhaften Sie mich, bis Sie das nachgeprüft haben.«
    »Sie entkommen uns nicht, auch wenn ich Sie jetzt nicht mitnehme.«
    Damit schied Paul Leerdam von einem Mann, der in Wahrheit so unschuldig war wie ein neugeborenes Lämmchen war. Aber so ist das: Was Jan Sehlke passierte, der einfach Pech hatte, geschieht leider immer wieder in unserer komplizierten Welt. Dabei konnte er noch froh sein. Früher spannte man solche Leute auf die Folterbank, und sie lieferten die schönsten Geständnisse, so daß ihre Richter sie guten Gewissens letztendlich auch noch vierteilen lassen konnten.
    Im Präsidium wurde anhand der Schriftprobe, die Leerdam mitbrachte, rasch festgestellt, daß der Brief des Mörders auf einer anderen alten Remington geschrieben worden sein mußte.
    »Ich werde noch wahnsinnig«, stöhnte Leerdam, dann rief er nach seiner Sekretärin, um ihr ein paar Bemerkungen zu diktieren.
    Sie erschien nicht. Als er sich erhob und die Tür zu seinem Vorzimmer öffnete, um nach ihr zu schauen, entdeckte er, daß sie den Raum verlassen hatte. Schon wollte er sich wieder abwenden, da fiel sein Blick auf die Schreibmaschine – und er erstarrte. Eine Remington! Eine alte Remington!
    Paul Leerdam stand wie versteinert.
    Die Sekretärin kam zurück, sie hatte frischen Kaffee aufgebrüht.
    »Wie lange haben wir diese Maschine schon?« fragte er sie mit einer Stimme, die einiges von ihrer sonstigen Festigkeit vermissen ließ.
    »Schon immer«, entgegnete die Sekretärin, in der die Frage des Chefs die Hoffnung auf eine neue Maschine aufflammen ließ. »Sie müßte wirklich schon längst ausrangiert werden.«
    »Wer schreibt auf ihr außer Ihnen?«
    »Niemand.«
    »Sperren Sie sie abends weg?«
    Die Sekretärin schüttelte sprachlos den Kopf. Wie blödsinnig seine Frage war, wußte der Kommissär selbst auch, da er ja schon oft genug nachts hier herumgehockt war und in unmittelbarer Nachbarschaft der alten Schreibmaschine Akten studiert hatte.
    Brummend verschwand er in seinem Zimmer. Dort holte er aus einem untersten Winkel die Übergabeverhandlung hervor, die er vor eineinhalb Jahrzehnten, als er Chef der Mordkommission geworden war, zusammen mit seinem Vorgänger, dem Kommissär Veendenbosch, unterzeichnet hatte. Stück für Stück stand das Inventar aufgezeichnet, darunter 1 Schreibmaschine, Marke Remington, Jahrgang 1939.
    »Und da soll einer nicht wahnsinnig werden«, sagte Paul Leerdam laut zu sich selbst.
    Zurück zu Antje Hellmond, die im Kino neben dem Mann saß, der kein anderes Ziel mehr kannte, als sie zu ermorden. Während des ganzen Films verhielt er sich still, wenn man davon absieht, daß er an lustigen Stellen immer wieder lachte, wie alle anderen auch. Er versuchte aber nicht, mit Antje zu sprechen, sondern genoß die Vorführung und hielt dabei auf seinem Schoß die neue Aktentasche, in der das Beil steckte, mit dem er schon sieben Menschen getötet hatte.
    Als die Lichter seitlich der gewölbten Decke wieder aufflammten und sich die Besucher erhoben, nickte er Antje zu und sagte mit einem lustigen Blinzeln in den Augen: »War gut, nicht?«
    »Ja.« Antje knöpfte den Mantel zu und mußte unter dem

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