Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
Vom Netzwerk:
bezahlen, der kann auch einen Mörder dingen.«
    »Hättet Ihr nur die Finger von der Sache gelassen!«
    »Tja, nun lässt es sich nicht mehr ändern. Ich habe erst auf dem Weg hierher von dem Feuer und den Toten erfahren.« Ich verzog das Gesicht. »Und ich will dich auf keinen Fall da mit hineinziehen.«
    »Was soll das heißen? Ihr wollt doch nicht etwa noch einmal dorthin reiten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Der Schaden ist schon angerichtet«, sagte er tonlos. »Wenn dieser Buttress in die Sache verwickelt war, dann wird er schon bald jene Wests darüber informieren, dass jemand Erkundigungen einzieht.«
    »Genau. Ich dachte den gesamten Heimweg darüber nach. Ich preschte voran, ohne nachzudenken, war einfach nur auf Informationen erpicht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jener Kaufvertrag gefälscht sein könnte.« Nach kurzem Zögern sagte ich: »Ob ich diesen Philip West in Portsmouth ausfindig machen soll, was meinst du?«
    »Warum nicht, da Ihr schon so weit gekommen seid. Vielleicht weiß Leacon, wo wir ihn finden. Aber seid vorsichtig mit dem, was Ihr ihm erzählt.«
    »Ja.« Ich erkannte, dass wir die Rollen vertauscht hatten, dass jetzt Barak derjenige war, der mir nahelegte, nicht allzu unbedacht zu handeln. Doch er hatte nicht mein drängendes Bedürfnis, möglichst alles über Ellen herauszufinden, sie irgendwie zu retten. Grund war mein schlechtes Gewissen, weil ich ihr geschadet hatte und ihre Liebe nicht erwidern konnte.
    Ich seufzte und öffnete meine Briefe. Der erste war von Guy. Er datierte vom 6. Juli – das war vor drei Tagen – und überschnitt sich offenbar mit meinem Schreiben an ihn.
    Lieber Matthew,
    heute ist wieder ein heißer, staubiger Tag. Die Konstabler haben weitere kräftige Bettler zusammengetrieben, um sie nach Portsmouth zu verfrachten, wo sie auf den königlichen Schiffen an die Ruder gesetzt werden. Sie werden regelrecht versklavt. Daran muss ich denken, wenn Coldiron von englischer Freiheit spricht, die es der französischen Versklavung gelte entgegenzuhalten.
    Ich habe Ellen besucht. Sie scheint sich gefangen zu haben, denn sie befasst sich wieder mit den Patienten, doch geht eine tiefe Schwermut von ihr aus. Sie sah nicht sonderlich erfreut drein, als ich im Bedlam in die Stube trat. Ich hatte zunächst mit Gebons gesprochen, der einigermaßen freundlich war, nachdem du ihm Geld zugesteckt hast. Er erzählte mir, Aufseher Shawms habe Anweisung gegeben, Ellen in ihrer Zelle festzuketten, so sie ein zweites Mal um sich schlage.
    Als ich Ellen erzählte, dass du mich zu ihr geschickt habest, geriet sie in Zorn. Deinetwegen habe man sie eingesperrt, sagte sie bitter und weigerte sich, mit mir zu sprechen. Ihr Verhalten war seltsam, fast kindisch. Ich warte ein paar Tage, dann versuche ich es erneut.
    Zu Hause hatte ich eine Auseinandersetzung mit Coldiron. Ich stehe neuerdings zeitig auf, und so hörte ich, wie er Josephine in der Küche aufs abscheulichste beschimpfte, sie im Beisein der Jungen eine dumme, glotzäugige Kuh schalt, nur weil sie verschlafen und ihn nicht wie üblich geweckt hatte. Er drohte ihr mit einer Maulschelle, da ging ich hinein und wies ihn an, sie in Ruhe zu lassen. Er gehorchte, wenn auch verdrossen. Er möge seine Zunge im Zaume halten vor seiner Tochter, sagte ich. Da lächelte Josephine, was mich
    sehr freute. Ich grüble noch immer darüber nach, warum sie auf
    Französisch fluchte.
    Tamasin, Gott sei es gedankt, macht sich gut, und ich überlasse dem Postreiter auch einen Brief von ihr an Jack.
    Mit einem Seufzer legte ich Guys Schreiben beiseite. Ich war ausgesprochen erleichtert, dass es Ellen wieder besserging, doch ihre Verbitterung gegen mich berührte mich tief. Und all dies nur wegen meiner Unbeholfenheit. Ich erbrach das Siegel auf Warners Brief. Zu meiner Verwunderung hatte er den meinen bereits erhalten.
    Esher, 7. Juli 1545.
    Lieber Matthew,
    der Reiter brachte mir Euren Brief, den ich nun früh am Morgen beantworte, ehe wir weiterziehen. Der König reist mit vergleichsweise kleinem Gefolge, und wir müssen uns sputen. Wir reisen über Godalming und Fareham und werden am 14. oder am 15. in Portsmouth eintreffen. Die Flotte unter Lord Lisle liegt jetzt bei den Kanalinseln vor Anker und wartet darauf, dass die französischen Hunde in See stechen, um ihre Schiffe sogleich zu vernichten. Dann werden sich unsere größten Schiffe vor Portsmouth versammeln und der Ankunft Seiner Majestät harren. Es ist inzwischen wohl so gut

Weitere Kostenlose Bücher