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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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Warner übereinkommen, dass auf diesem Wege ein Briefwechsel stattfindet. Zumindest könnt ihr euch dann verständigen. Und ich will mich mit Warner austauschen.« Ich lächelte. »Es wird mir gewiss nicht schaden, wenn ich einen oder zwei Briefe mit dem Siegel der Königin erhalte.«
    »Und Euer Haus?«, fragte Tamasin. »Mit diesem Schwein von einem Steward?«
    »Ich muss Guy bitten, sich um das Hauswesen zu kümmern. Ich wollte ihn nicht damit behelligen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Und ich will, dass er jemanden für mich im Auge behält.«
    »Ellen?«, fragte Barak.
    »Genau.«
    »Diese Frau«, sagte Tamasin. »Sie bringt Euch nur Verdruss.« Als ich nichts erwiderte, wandte sie sich wieder Barak zu. »Es ist der einzige Ausweg für uns, oder?«
    Barak nickte. »Ich glaube schon. Es tut mir so leid.«
    Tamasin sah wieder mich an. »Kommt so schnell wie möglich zurück. Sie drückte die Hand ihres Mannes. »Und bringt ihn mir heil wieder.«
    »Und du gibst acht auf meinen Sohn. Den kleinen John.«
    Tamasin lächelte traurig. »Die kleine Johanna.«
    * * *
    Am darauffolgenden Nachmittag begab ich mich erneut ins Bedlam. Ich wusste, dass Aufseher Shawms für gewöhnlich in einem nahe gelegenen Wirtshaus ausgiebig zu Mittag speiste und wahrscheinlich nicht im Hause war. Hob Gebons öffnete mir die Tür. Er schien nicht sonderlich erfreut über meinen Besuch.
    »Beim Blute Gottes! Ihr solltet fortbleiben! Wenn er Euch sieht –«
    »Er kommt doch erst in einer Stunde wieder aus dem Wirtshaus.«
    »Ihr könnt nicht zu ihr. Er hat angeordnet, sie bis zum Abend in Fesseln zu belassen. Keine Besucher.«
    »Ich wollte zu Euch, Hob. Kommt schon, lasst mich ein. Jeder, der über den Hof geht, sieht, dass wir reden. Es ist schon gut, ich brauche keine Auskunft.«
    »Ach hätte ich doch Eure krumme Gestalt nie erblickt!«, knurrte Hob, führte mich aber dennoch in die kleine Amtsstube.
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie isst wieder. Aber seit gestern hat sie kein Wort gesprochen.« Er stieß sein hartes Lachen aus. Ich biss mir auf die Lippe; ich hasste den Gedanken, dass Ellen in Fesseln lag, noch dazu meinetwegen.
    »Morgen mache ich mich auf den Weg. Für zehn Tage etwa.«
    »Gut.«
    »Ich möchte, dass Ihr Euch um Ellen kümmert. Lasst sie wieder ihren Pflichten nachkommen. Sollte sie – sollte sie erneut um sich schlagen, so lasst nicht zu, dass man allzu hart mit ihr ins Gericht geht.«
    »Ihr tut ja gerade so, als hätte ich hier das Sagen. So ist es aber nicht.«
    »Ihr seid Shawms’ Stellvertreter. Ihr seid für das Wohlergehen der Insassen zuständig und könnt ihnen Gutes oder Schlechtes angedeihen lassen.« Ich langte in meinen Beutel und hielt ein altes Goldstück in die Höhe. Gebon starrte wie gebannt darauf.
    »Wenn ich zurückkomme und sehe, dass Ihr gut für sie gesorgt habt, gibt es noch eines.«
    »Potztausend, Ihr gebt ja ein Vermögen für sie aus!«
    »Und ich habe verfügt, dass mein Freund, der Medikus, sie besucht, solange ich fort bin, und mir schreibt, ob sie Fortschritte macht.«
    »Dieser braune Bursche, den Ihr hergebracht habt, als Adam Kite hier eingesperrt war? Die Kranken haben sich vor ihm gegruselt.«
    »Sieh zu, dass er zu ihr vorgelassen wird.« Ich hielt ihm die Münze unter die Nase.
    Hob nickte. »Wohin geht die Reise?«, fragte er.
    »Nach Hampshire. Ich muss dort Zeugen vernehmen.«
    »Dann gebt Obacht, dass Euch die Franzmänner nicht zu fassen kriegen. Obwohl mein Leben einfacher wäre, wenn sie’s täten.«
    Ich überließ ihm die Münze. »Darf ich Ellen sehen? Nicht um mit ihr zu reden, nur um zu sehen, wie es um sie steht?«
    Hob zögerte und nickte dann widerwillig. »Zum Glück sitzen all jene, die nicht eingesperrt sind, gerade in der Stube und essen. Palin gibt auf sie acht.« Er stand auf. »Schnell, jetzt.« Er scheuchte mich hinaus und führte mich den Flur entlang, vor Ellens Tür. Er schob die Luke auf. Ellen lag auf dem Bett, in derselben Position wie tags zuvor, die gebundenen Hände im Schoß. Sie schien sich um kein Jota bewegt zu haben. Sie starrte mich an, ihr Blick wild und anklagend. Das machte mich verdrießlich. Es war, als läge dort eine völlig andere Ellen als jene, die ich kannte.
    * * *
    Am Nachmittag begab ich mich erneut nach Hampton Court und erstieg die Stufen zu Warners Amtsstube. Er schwieg, als ich ihn wissen ließ, dass Michael Calfhills Klage stattgegeben worden war, und schien erleichtert von der Nachricht, dass Paulet noch mehr

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