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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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begleiten. Sir William Paulet verfügt über mehr Einfluss als jeder Rekrutierungsoffizier. Du gehst am besten noch heute Nachmittag zum Court of Wards und holst dir die unterzeichnete Anweisung. Die trägst du dann zu Master Carver in die Guildhall, damit er sie Goodryke zeigen kann. Und übermorgen sind wir schon unterwegs.«
    »Goodryke wird ahnen, dass wir ihn überlistet haben.«
    »Ja, nur kann er nichts dagegen tun. Paulet wird in Portsmouth erwartet, und die Beamten des Court of Wards dürfte die Sache nicht interessieren.« Ich lächelte bitter. »Sie bringt kein Geld ein.«
    »Ist Euch die Idee vorhin im Gerichtssaal gekommen?«
    »O ja. Zum Glück hatte Dyrick keine Einwände.« Mein Blick wurde ernst. »Ich wollte dich eigentlich nicht mitnehmen, nur sehe ich keine andere Möglichkeit, dich in Sicherheit zu bringen. Ich sage Warner, dass ich keinen Schreiber mehr benötige, allenfalls einen kräftigen Leibdiener.«
    Barak sah mich an. »Tamasin weiß nichts von dem Überfall auf Euch.«
    »Dann wollen wir es dabei belassen. Ich bin jetzt weniger um meine eigene Sicherheit besorgt. Dyrick weiß inzwischen, dass ich in der Gunst der Königin stehe; zweifellos wird er Hobbey in seinem Brief darüber in Kenntnis setzen. Falls die Gefahr von den beiden ausging, so werden sie jetzt keine Übergriffe mehr wagen. Obwohl ich nach wie vor stark bezweifle, dass sie es waren, die mir die Raufbolde auf den Hals hetzten. Dyrick ist ein übler Bursche, würde aber gewiss nichts tun, was ihm beruflich schaden könnte.«
    »Der Mensch gefällt mir ganz und gar nicht. Wie steht es um seinen Werdegang?«
    »Ich habe mich ein wenig über ihn kundig gemacht. Er stammt aus London, sein Vater war Kanzleischreiber. Er absolvierte sein Studium mit Auszeichnung und spezialisierte sich anschließend auf Landstreitigkeiten und Vormundschaftsprozesse. Er ist ein komischer Kauz, erweckt stets den Eindruck, als kennte er nur die Streitsucht. Und doch vermisst er angeblich Frau und Kinder.«
    »Wer hat Euch dann diese Burschen auf den Hals gehetzt? Außerdem glaube ich noch immer, dass Michael nicht aus freien Stücken aus dem Leben schied.«
    Ich überlegte. »Dafür gibt es keinen Beweis. Wir haben nichts als eine leere Kammer.«
    »Hätten jene Burschen Euch wirklich nach dem Leben getrachtet, hätten sie Euch umgebracht.«
    »Wohl wahr.« Ich sah ihn an. »Wenn wir gemeinsam in den Süden reiten, darfst du mir keinen Verdruss machen. Warner hat mir einen Leibdiener versprochen,
er
kann mich zu Ellens Vaterhaus begleiten.«
    »Ihr seid noch immer an der Sache interessiert?«
    »O ja.«
    Er zog beide Augenbrauen in die Höhe. Schließlich sagte er leise: »Tamasin soll entscheiden. Begleitet Ihr mich nach Hause?«
    * * *
    Eine halbe Stunde später saßen wir in Baraks kleiner Stube. Tamasin hatte uns gegenüber Platz genommen. Durch das Fenster hörten wir in ihrem hübschen Blumengarten die Bienen summen.
    »Du entscheidest, Tammy«, sagte Barak.
    Sie seufzte tief. »Ach, Jack, hättest du diesen Menschen doch nur höflich behandelt –«
    »Tammy, ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das tut.«
    »Mit etwas Glück«, sagte ich, »sind wir in knapp zwei Wochen wieder hier. Gerade rechtzeitig zu deiner Niederkunft.«
    Sie blickte Barak an. »So muss ich wenigstens nicht unentwegt ertragen, wie du mich bemutterst«, sagte sie leichthin und musste doch die Tränen unterdrücken. Ich wusste, wie groß ihrer beider Angst war, dass auch dieses Kind, wie das erste, tot zur Welt kommen könnte, und wie sehr sie einander jetzt brauchten. Doch ein besserer Plan fiel mir nicht ein. Barak griff nach Tamasins Hand.
    »Eine anstrengende Reise in dieser Zeit«, sagte sie.
    »Wir haben schon weitaus längere Reisen hinter uns gebracht«, sagte Barak. »Nach York zum Beispiel. Und dort habe ich dich gefunden.«
    »Dass du mir in Hampshire nicht wieder jemanden findest«, sagte sie mit gespielter Entrüstung, also akzeptierte sie meinen Plan.
    »Ganz gewiss nicht.«
    Sie sah mich an. »Und wenn die Franzosen im Land einfallen?«
    »Wir reiten nach Hoyland. Der Ort ist einige Meilen von der Küste entfernt. Und eben ist mir eine Idee gekommen. Derzeit sind gewiss unentwegt königliche Postreiter unterwegs, die zwischen London und den Truppen an der Küste Botschaften hin- und herbringen. Ausgebildete Männer, die auf eigens eingerichteten Poststationen die Pferde wechseln können und Vorrang haben auf den Straßen. Gewiss könnte ich mit Master

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