Der Pfeil der Rache
Druck seitens der Königin nicht gutheißen würde.
»Ihr findet es bedauerlich, dass die Angelegenheit vorangeht.«
»Ja, um ehrlich zu sein. Schon Euretwegen. Es gibt Neuigkeiten, die ich Euch erzählen sollte. Das Königspaar reist nächste Woche nach Portsmouth, um die Flotte zu begutachten, die dort vor Anker liegt. Der halbe Kronrat begleitet sie. Ganz Whitehall ist in Aufruhr, um alle nötigen Vorkehrungen zu treffen, wie Ihr Euch denken könnt.«
»Also stimmen die Berichte der Kundschafter, und die Franzosen halten tatsächlich auf Portsmouth zu?«
»Es sieht ganz danach aus. Eine große Flotte ankert in den französischen Häfen des Ärmelkanals. Gut, dass Ihr morgen abreist, Ihr werdet wahrscheinlich schon wieder auf dem Heimweg sein, bis der königliche Tross in Hampshire eintrifft. Euer alter Freund, Richard Rich, ist auch dorthin unterwegs. Wie ich hörte, obliegt ihm die Beschaffung der Vorräte für die Soldaten und Matrosen.«
»Ungeachtet der Bestechungsvorwürfe im vorigen Jahr?«
»Der König wusste Sachkenntnis schon immer zu schätzen.«
Ich holte tief Luft. »Werdet Ihr die Königin in den Süden begleiten?«
»Gewiss.«
»Könntet Ihr veranlassen, dass Briefe an mich und an Barak von den königlichen Boten in Horndean hinterlegt werden, einer Ortschaft unweit des Dorfes Hoyland?«
»Natürlich. Und Nachrichten an mich schickt bitte an den königlichen Tross auf dem Weg nach Süden.«
»Ich danke Euch. Übrigens benötige ich keinen Schreiber mehr. Allerdings könnte ich einen kräftigen Burschen gebrauchen, der vertrauenswürdig ist und uns auf der Reise begleitet.«
»Da wüsste ich schon einen geeigneten Mann. Ich schicke ihn morgen zu Euch nach Hause.«
»Danke.«
»Gute Reise«, sagte er.
Ich verneigte mich. »Euch ebenso.«
* * *
An diesem Abend sprach ich mit Guy. Ich hatte ihm den Fall Curteys bereits in groben Zügen geschildert, und er wusste, dass ich wahrscheinlich nach Hampshire reiten musste. Ich hatte einige Bedenken gehegt, ihm die Sorge um Ellen und um Tamasin aufzuhalsen, doch zu meiner Erleichterung schien er mit Freuden wieder ein wenig Verantwortung zu übernehmen. Offenbar verließ ihn allmählich die Schwermut. Ich erzählte ihm von Ellens Ausbruch und warnte ihn, sie auf keinen Fall auf ihre Vergangenheit anzusprechen, da es ihr nur schaden würde, was er bestätigte.
Den folgenden Tag verbrachte ich in der Kanzlei, ordnete meine Dokumente und hinterließ Anweisungen für Skelly. Die vergangenen zwei Tage war das Wetter schön gewesen; die stürmische Zeit schien nur noch eine ferne Erinnerung. Ich hoffte inbrünstig, der Sonnenschein möge andauern.
Spät am Nachmittag verließ ich die Kanzlei. Als ich den Hof überquerte, musste ich wieder an Dyrick denken. Die Aussicht, so viel Zeit mit ihm und seinem merkwürdigen Gehilfen verbringen zu müssen, schmeckte mir gar nicht. Wenigstens würde Barak mich begleiten. Allerdings hatte ich mir geschworen, ihn nicht hineinzuziehen, wenn ich in Ellens Vergangenheit stöberte.
Ich war nicht eben erfreut, als ich beim Betreten des Hauses Coldiron gebückt vor der geschlossenen Stubentür stehen sah. Offenbar belauschte er ein Gespräch, welches im Inneren stattfand. Er fuhr auf. »Ich dachte, ich hätte Mäusedreck auf dem Boden bemerkt«, sagte er schnell.
»Ich sehe nichts«, entgegnete ich kalt.
Er legte die Hand auf die Augenklappe. »Meine Sehkraft ist nicht mehr, was sie war, mit nur einem Auge –« Er grinste unterwürfig. Seit dem Brief aus Hampton Court zeugte sein Gebaren mir gegenüber von einer gewissen Ehrerbietung.
»Ich reite am Mittwoch fort«, sagte ich. »Für etwa zehn Tage. An die Südküste.«
Er nickte eifrig, wobei er die mageren Hände zusammenlegte und eine halbe Verneigung zuwegebrachte. »Hat Eure Reise mit dem König zu tun, Sir? Oder dem Krieg? Wollt Ihr die Franzmänner Mores lehren?«
»Eine juristische Angelegenheit.«
»Ah so, ich wünschte, ich wäre noch jung genug, um diesen französischen Gockeln eigenhändig die Kämme zu stutzen. Wie damals in Flodden. Nachdem ich dem Schottenkönig den Garaus gemacht, da kam der Graf von Surrey höchstpersönlich, um mich zu loben –«
»Wir müssen Vorkehrungen treffen für meine Abwesenheit.«
»Ihr könnt auf mich zählen, Sir. Ich habe sie allesamt im Griff. Die Händler, die Stallburschen, Jojo –«
»Ich überlasse die Verantwortung Dr. Malton.«
Ich genoss den Anblick seiner verdrießlichen Miene. In weinerlichem
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