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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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sagte leise, wobei sich seine wilden Augen in die meinen bohrten: »Ich weiß, warum Sir William so entschieden hat. Normalerweise würde er einen Fall wie diesen, der rein auf unbegründeten Behauptungen basiert, auf der Stelle ablehnen.«
    »Vielleicht wollte er dem Recht zum Durchbruch verhelfen.«
    »Eben sagte er mir, dass Mistress Calfhill lange Jahre in Lady Latimers Diensten stand.«
    »Auch die Magd einer Königin darf Gerechtigkeit fordern, wie ich meine.«
    »Dies ist keine Gerechtigkeit, sondern Belästigung, Verfolgung.«
    »Jeder in Hampshire soll ordentlich befragt werden.«
    »Sir William sagte mir, dass die Königin zwar eine Nachforschung erwirken, aber das Ergebnis nicht bestimmen kann. Die Hilfe, die sie Euch gewährt, endet hier.« Seine Stimme war rau wie ein Schleifstein.
    Ich hielt seinem zornigen Blick stand. »Wir sollten Vorkehrungen für die Reise treffen«, sagte ich.
    »Ich will so bald wie möglich aufbrechen. Je früher wir aufbrechen, desto früher kehren wir zurück. Und es wird länger dauern als drei oder vier Tage, bis wir dort eintreffen. Nach den Unwettern dürften die Straßen gen Süden voller Schlamm sein, außerdem von Soldaten und Fuhrwerken genutzt.«
    Ich erhaschte einen Blick von Barak. »Ich bin ganz Eurer Meinung. Wie wäre es mit übermorgen?«
    Dyrick schien überrascht ob meiner bereitwilligen Zustimmung. Ich fuhr fort: »Ich schlage vor, wir nehmen ein Boot nach Kingston, der schnellste Weg aus London, und mieten uns dort ein paar kräftige Reitpferde, um möglichst bald ans Ziel zu gelangen.«
    »Nun gut. Ich schicke Feaveryear noch heute voraus, damit er uns die Tiere besorgt.« Er wandte sich an den Schreiber. »Hast du gehört?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das klingt vernünftig. Nur dürften Pferde derzeit schwer aufzutreiben sein. Schließlich werden sie dringend anderweitig benötigt.«
    »Dann müssen wir eben mehr bezahlen als üblich.«
    Ich zögerte. Wenn wir unverrichteter Dinge zurückkehrten, musste Bess die gesamten Kosten übernehmen. Vielmehr die Königin. Doch war mein Pferd Genesis nur an kürzere Strecken gewöhnt, und diese wäre doch ziemlich lang. Der Wallach hatte mich vor vier Jahren nach York getragen, allerdings gemächlich und in mehreren Etappen, und damals war Genesis noch jünger gewesen. Ich nickte also zustimmend.
    »Lasst Ihr Euch, abgesehen von Eurem Schreiber, von einem Leibdiener begleiten?«, fragte Dyrick.
    »Wahrscheinlich.« Ich dachte an den Mann, den Warner mir versprochen hatte.
    »Ich nicht. Feaveryear kann Botengänge und die Schlepperei für mich erledigen. Um schnell voranzukommen, sollten wir überflüssigen Ballast vermeiden. Ich muss einen Kurier mit einer Nachricht zu Master Hobbey senden, damit er zumindest vorgewarnt ist. Ich schlage vor, wir treffen uns am Mittwoch in Kingston. So früh wie möglich. Ich werde Euch Bescheid geben.«
    »Dann sind wir uns also einig«, sagte ich in dem Versuch, unserem Gespräch eine unbeschwerte Wendung zu geben. Schließlich müsste ich Dyricks Gesellschaft mehr als eine Woche ertragen.
    Er beugte sich zu mir. »Ihr werdet nichts finden, so viel steht fest«, raunte er. »Und wenn wir in einem Monat wieder vor den Richter treten, sorge ich dafür, dass Ihr diesen Unsinn bereut. Es sei denn, die Franzosen fallen im Lande ein und wir geraten zwischen die Fronten.« Er seufzte tief. »Ihr könntet noch immer einen Rückzieher machen«, meinte er dann. »Ihr solltet Eure Mandantin warnen, ihr sagen, dass die Angelegenheit sie in den Ruin treiben wird, denn das wird sie zweifellos. Sofern ich keinen Hinweis darauf finde, dass der Fall entgegen den gültigen Gesetzen von der Königin unterstützt wird, denn in diesem Fall könnte Mistress Calfhill sich im Kerker wiederfinden.«
    Ich wusste, dass er sich nur aufplusterte, er würde es nicht wagen, die Königin in die Sache hineinzuziehen.
    Er bedachte mich mit einem letzten giftigen Blick und wandte sich dann ab. »Du da, komm mit!«, rief er, an Feaveryear gerichtet.
    Barak und ich blieben allein in der Vorhalle zurück. »So«, sagte ich, »wir haben einiges zu besprechen.«

kapitel elf
    I ch ging mit Barak in ein Wirtshaus. »Ein schlauer Einfall, den Ihr da hattet«, sagte er, »meinen Namen auf die Anweisung setzen zu lassen. Aber wird Goodrykes Einberufung dadurch außer Kraft gesetzt?« Seine Hand, die den Becher hielt, zitterte leicht.
    »O ja, es ist ein richterlicher Befehl, an dich persönlich: Du wirst aufgefordert, mich zu

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