Der Pilot von der Donau
nicht hatte laut werden lassen.
»Seien Sie ganz ruhig, Herr Brusch. Ich bin bei vollem Verstande.
– Was bezwecken Sie aber mit Ihrem Angebote?
– Das hab’ ich Ihnen ja gesagt, erwiderte der Unbekannte. »Ich wünsche, an Ihren Heldentaten teilzunehmen, Sie dabei womöglich zu unterstützen. Dazu bewegt mich auch das Verlangen, das ein Spieler empfindet. So wie ich auf Ihren Erfolg schon fünfhundert Gulden gewagt habe, wird es mir ein großes Vergnügen gewähren, diese Summe nach und nach, jene nach Ihren Verkäufen, jeden Abend in Einzelposten einkommen zu sehen.
– Jeden Abend? stieß Ilia Brusch heraus. Sie hätten also die Absicht, sich mit mir einzuschiffen?
– Gewiß, erklärte der Unbekannte. Doch wohl zu merken: der Fahrpreis ist in unserm ersten Übereinkommen nicht inbegriffen; als solchen zahle ich Ihnen nochmals fünfhundert, zusammen also tausend Gulden bar und im voraus.
– Tausend Gulden!« rief Ilia Brusch, wie aus den Wolken gefallen, noch einmal.
Gewiß war dieses Angebot höchst verlockend. Der Fischer schien aber darauf Wert zu legen, allein zu bleiben, denn er antwortete kurz und bündig:
»Ich bedaure sehr, werter Herr, ich muß das aber abschlagen.«
Einer so kategorischen und in entschiedenem Tone gegebenen Antwort gegenüber, hätte sich einer ja eigentlich fügen müssen.
Das war aber zweifellos nicht die Absicht des leidenschaftlichen Angelliebhabers, der von der Klarheit jener Ablehnung gar nicht betroffen zu sein schien.
»Würden Sie, Herr Brusch, mir erlauben zu fragen, warum? fragte er ruhig.
– Gründe dafür brauche ich wohl nicht anzugeben; ich lehne Ihr Angebot ab, damit genug, und ich glaube, doch das Recht dazu zu haben, antwortete Ilia Brusch, der etwas ungeduldig wurde.
– Das Recht dazu haben Sie selbstverständlich, gab ihm sein Gegenüber ohne jede Erregtheit zu. Ich überschreite aber nicht das meinige, wenn ich Sie ersuche, mir die Gründe Ihrer Weigerung mitzuteilen. Mein Vorschlag war doch gewiß nicht verletzender Art, und mir scheint es natürlich, dann auch eine höfliche Behandlung erwarten zu dürfen.«
Diese Worte wurden in einer Weise ausgesprochen, die zwar nichts drohendes an sich hatte, doch mit so bestimmtem Ton, einer so entschiedenen Selbstbewußtheit, daß Ilia Brusch davon nicht wenig betroffen war. Wenn ihm an seinem Alleinbleiben viel gelegen war, so scheute er doch noch mehr eine stürmische Auseinandersetzung, denn er erkannte jene Bemerkung sofort als ganz gerechtfertigt an.
»Sie haben recht, mein Herr, sagte er. So muß ich Ihnen zunächst sagen, daß ich stark zweifelte, Sie zu einer unzweifelhaft unglücklich auslaufenden Spekulation zuzulassen.
– Nun, das wäre doch meine Sache.
– Doch etwas auch die meinige, denn ich beabsichtige, täglich nicht mehr als eine Stunde zu fischen.
– Und die übrige Zeit?
– Rudere ich, um den Gang meines Fahrzeugs zu beschleunigen.
– Sie haben es also eilig?«
Ilia Brusch biß sich auf die Lippen.
»Eilig oder nicht, antwortete er trocken, es ist einmal so. Sie werden begreifen, daß es der reine Diebstahl wäre, wenn ich unter diesen Verhältnissen Ihre tausend Gulden annähme.
»Ich bitte um Ihre Papiere.« (S. 44.)
– Nein, jetzt, wo Sie mir das mitgeteilt haben, gewiß nicht, widersprach ihm sein Gegenüber, ohne seine unerschütterliche Ruhe zu verlieren.
– Ganz gleich, erwiderte Ilia Brusch, vorzüglich, da ich mich nicht verbindlich mache, täglich und wär’s auch nur eine Stunde, zu angeln. Eine solche Verpflichtung würde ich niemals eingehen. Ich will nach Belieben schalten und walten, kurz, ich will frei sein.
– Das werden Sie auch sein, erklärte der Unbekannte. Sie angeln, wenn es Ihnen gefällt, nur wenn Sie Lust dazu haben. Das wird den Reiz des Spieles nur erhöhen. Übrigens sind Sie ja geschickt genug, daß zwei oder drei Angelwürfe genügen werden, mir eine Verzinsung zu sichern, und ich betrachte das Geschäft immer noch als ein sehr gutes. Ich bleibe also dabei, Ihnen fünfhundert Gulden im voraus zu zahlen, oder tausend Gulden, den Fahrpreis inbegriffen.
– Und ich bleibe dabei, das abzulehnen.
– Dann wiederhole ich meine Frage, warum?«
Eine solche Hartnäckigkeit hatte wirklich etwas Aufreizendes an sich, und obgleich Ilia Brusch ruhiger Natur war, begann er doch jetzt die Geduld zu verlieren.
»Warum? wiederholte er ärgerlich. Ich glaube Ihnen das bereits gesagt zu haben, will aber, da Sie auf dieser Frage bestehen,
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