Der Pilot von der Donau
wieder in Brand zu setzen.
»Jäger, Wien, Leipziger Straße 43«, antwortete er zwischen ein paar dicken Rauchwolken.
Fußnoten
1 Diese beiden Fürstentümer sind inzwischen, Serbien 1882 und Rumänien 1881, zu Königreichen erhoben worden.
2 Julius Verne täuscht sich wohl hier bezüglich der Entfernungen zwischen den genannten Orten. (Der Übersetzer.)
3 Der Münster in Ulm ist nach neueren Messungen 161 Meter hoch.
Viertes Kapitel.
Serge Ladko.
Unter den verschiedenen Landgebieten, die seit Beginn der geschichtlichen Periode besonders von kriegerischen Ereignissen heimgesucht worden sind, verdienen – wenn auch kein Land sich schmeicheln kann, davon völlig verschont geblieben zu sein – der Süden und Südosten Europas in erster Linie genannt zu werden. Infolge ihrer geographischen Lage bilden gerade diese Gegenden, mit Einschluß des zwischen dem Schwarzen Meer und dem Indus gelegenen Teile Asiens, den Schauplatz, worauf die konkurrierenden Rassen, die das alte Festland bevölkern, in hitzigen Kämpfen zusammenprallten.
Phönizier, Griechen, Römer, Perser, Hunnen, Goten, Slawen, Magyaren, Türken und manche andre haben einander diese Gebiete im ganzen oder zum teil streitig gemacht, unbeschadet der vielen wilden Horden, die damals nur durch sie hinzogen, um sich in Mittel-und Westeuropa anzusiedeln, wo sich aus ihnen, nach lange fortgesetzter Blutmischung, die modernen Völker entwickelten.
Nicht mehr als ihre tragische Vergangenheit soll ihnen, wenn man gelehrten Propheten glauben darf, die Zukunft lächeln. Ihren Aussagen nach würden sich beim Vordringen der gelben Rasse früher oder später die Metzeleien des grauen Altertums und des Mittelalters wiederholen. Wenn dieser Fall eintritt, werden das südliche Rußland, Rumänien, Serbien, Bulgarien, erstaunt, eine solche Rolle spielen, selbst die Türkei, vorausgesetzt, daß das Reich dieses Namens dann überhaupt noch im Besitz der Osmanen ist, durch die Gewalt der Tatsachen die vorderste Brustwehr Europas zu bilden haben, und auf ihre Unkosten werden die ersten Zusammenstöße stattfinden.
Ehe dieses Unheil, das zweifellos mindestens noch sehr fern ist, hervorbricht, haben sich jedoch die verschiednen Rassen, die im Laufe der Jahrhunderte zwischen dem Mittelländischen Meer und den Karpathen einander gefolgt sind, schließlich, so gut es anging, zusammengedrängt, und der Friede – ach, dieser Friede der sogenannten zivilisierten Nationen! – hatte seine Herrschaft auch nach Westen hin ausgebreitet. Die endemischen Aufstände, Räubereien und Mordtaten schienen sich in Zukunft mehr nur auf die von den Osmanlis beherrschten Staaten beschränken zu sollen.
Zum erstenmale 1356 in Europa aufgetaucht und seit 1453 die Herren von Konstantinopel, stießen die Türken auf die frühern Eindringlinge, die, aus Zentralasien herstammend und schon längst zum Christentum bekehrt, sich mit den einheimischen Völkern vermischt und zu ansässigen Nationen ausgebildet hatten. Bei dem fortwährend wieder aufflackernden Kampfe ums Dasein verteidigten diese jungen Nationen mit Hartnäckigkeit, was sie selbst vorher andern geraubt hatten. Slawen, Magyaren, Griechen, Kroaten und Teutonen setzten dem türkischen Vordringen einen lebenden Wall entgegen der, wenn er auch hier und da etwas zurückweichen mußte, doch nicht völlig gesprengt werden konnte.
Diesseits der Karpathen und der Donau zurückgehalten, waren die Osmanli nicht einmal imstande, sich innerhalb dieser äußersten Grenzen dauernd festzusetzen, und was man die »Orientalische Frage« nennt, ist weiter nichts als die Geschichte ihres Jahrhunderte hindurch fortdauernden Zurückweichens.
Abweichend von den frühern Eroberern, die sie wieder zu ihrem Vorteil zu verdrängen suchten, ist es den asiatischen Muselmanen nie gelungen, sich mit den ihrer Herrschaft unterworfenen Völkerschaften zu assimilieren. Auf Eroberung fußend, sind sie nichts als Eroberer geblieben, die sich als Herren ihrer Sklaven fühlen. Da hier noch der Religionsunterschied hinzukam, konnte eine solche Regierungsweise keine andre Folge haben, als unaufhörliche Aufstände der Besiegten.
Die Geschichte ist in der Tat voller solcher Empörungen, die nach jahrhundertelangen Kämpfen 1875 mit der mehr oder weniger vollständigen Unabhängigkeit Griechenlands, Montenegros, Rumäniens und Serbiens endigten. Die übrigen christlichen Völkerschaften blieben noch nach wie vor der Herrschaft der Anhänger Mohammeds
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