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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch hinzufügen, daß ich niemand an Bord haben mag. Es ist doch nicht verboten, glaube ich, das Alleinsein zu lieben.
    – Gewiß nicht, gab der andre zu, doch ohne eine Miene zu machen, sich von der Stelle, wo er wie angenagelt saß, zu erheben. Mit mir werden Sie aber auch so gut wie allein sein. Ich werde mich auf meinem Platze nicht rühren, ja nicht einmal ein Wort sprechen, wenn Sie diese Bedingung stellen.
    – Aber in der Nacht? entgegnete Ilia Brusch, den der Zorn schon fast übermannte. Glauben Sie vielleicht, daß zwei Personen in meiner winzigen Kabine bequem unterkommen können?
    – O, sie ist groß genug, zwei zu beherbergen, antwortete der Fremde. Übrigens kann man für tausend Gulden schon eine kleine Unbequemlichkeit mit in den Kauf nehmen.
    – Ich weiß nicht, ob das richtig ist, versetzte Ilia Brusch, der immer mehr in Hitze kam, ich… ich will es aber nicht. Nein, hundertmal und tausendmal: nein! Ich denke, das ist deutlich genug.
    – Sehr deutlich, gab der Unbekannte zu.
    – Nun also?«… fragte Ilia Brusch, während er mit der Hand nach dem Kai zeigte.
    Sein Gegner schien aber diese Geste nicht zu verstehen. Er hatte eine Pfeife aus seiner Tasche gezogen und stopfte sie ganz gelassen. Eine solche Zuversichtlichkeit brachte Ilia Brusch außer Fassung.
    »Sollte ich mich genötigt sehen, Sie wider Ihren Willen aus Land zu setzen?« rief er außer sich.
    Der Fremde war jetzt mit dem Stopfen seiner Pfeife fertig.
    »Das wäre sehr töricht von Ihnen, sagte er, ohne daß seine Stimme die geringste Furcht verriet; und das aus drei Gründen. Erstens würde ein handgreiflicher Streit zwischen uns die Polizei herbeilocken und wir müßten dann jedenfalls beide aufs Polizeiamt wandern, dort unsre Namen und Vornamen angeben und auf wer weiß was für welche Fragen antworten. Dazu, das gestehe ich, hab’ ich keine Lust, und anderseits wäre dieser Zwischenfall gewiß nicht geeignet, Ihre Reise abzukürzen, woran Ihnen doch viel zu liegen scheint.«
    Ob der zähe Angelliebhaber wohl auf eine große Wirkung dieses Argumentes rechnete? Wenn es der Fall war, konnte er zufrieden sein. Plötzlich besänftigt, schien Ilia Brusch geneigt, den Worten des andern bis zum Ende zu lauschen. Der gewandte Redner, der jetzt mit dem Anzünden seiner Pfeife beschäftigt war, hatte übrigens auf die Wirkung seiner Worte gar nicht geachtet.
    Eben wollte er seine ruhige Beweisführung fortsetzen, als eine dritte Person ins Boot sprang, die Ilia Brusch, der ganz in Gedanken versunken war, gar nicht hatte herantreten sehen. Dieser neue Ankömmling trug die Uniform eines Gendarmen.
    »Herr Ilia Brusch? fragte der Vertreter der Staatsgewalt.
    – Der bin ich, antwortete der Gefragte.
    – Ich bitte um Ihre Papiere.«
    Dieses Verlangen fiel wie ein Stein in einen stillen Tümpel. Ilia Brusch erschien ganz niedergeschmettert.
    »Meine Papiere? stammelte er. Ich habe ja keine Papiere bei mir, außer vielleicht ein paar Briefumschläge und einige Quittungen über den Mietzins für das kleine Haus, das ich in Szalka bewohne. Genügt Ihnen das?
    – Das sind keine Legitimationspapiere, antwortete der Gendarm barsch. Ein Taufschein, ein Gewerbebetriebsschein, ein Arbeitsbuch, ein Reisepaß… das sind Papiere! Haben Sie etwas der Art bei sich?
    – Leider ganz und gar nicht, gestand Ilia Brusch befangen.
    – Das kann für Sie unangenehm werden, murmelte der Gendarm, der selbst ernstlich beklagte, hier mit Strenge auftreten zu müssen.
    – Für mich? protestierte der Fischer. Ich bin doch ein ehrlicher Mann, das können Sie mir aufs Wort glauben.
    – Ja ja, davon bin ich überzeugt, erklärte der Gendarm.
    – Und ich habe von niemand etwas zu fürchten. Übrigens bin ich bekannt genug. Ich bin der erste Preisträger vom letzten Angelwettbewerb des Donaubundes in Sigmaringen, von dem die gesamte Presse gesprochen hat, und auch hier wird es Bürgen für mich geben.
    – Verlassen Sie sich darauf: nach denen wird man suchen, versicherte der Gendarm. Inzwischen bin ich aber gezwungen, Sie aufzufordern, mir nach dem Polizeiamte zu folgen, wo ein Aktuar Ihre Identität feststellen wird.
    – Nach dem Polizeiamte? rief Ilia Brusch erschrocken. Wessen beschuldigt man mich denn?
    – O, von einer Beschuldigung ist keine Rede, erklärte der Gendarm. Ich habe nur eine besondre Instruktion, dahin lautend, den Strom zu überwachen und alle Personen, die keine Legitimation bei sich haben, der Polizei zuzuführen. Befinden sie sich auf dem

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