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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verzehren, ganz unerwarteter Einnahmen erfreute.
    Doch trotz der Nähe des Ereignisses, das diese Neugierigen in der Hauptstadt von Hohenzollern zurückgehalten hatte unterhielt man sich am Abend des 8. August im »Treffpunkt der Fischer« nicht von dem Helden des Tages. Eine andre und für die Uferbewohner des großen Stromes noch wichtigere Angelegenheit bildete den Gegenstand des allgemeinen Gesprächs und erregte nicht wenig alle Anwesenden.
    Diese Aufregung war nicht etwa übertrieben, sondern durch verbürgte, sehr ernste Vorkommnisse völlig gerechtfertigt.
    Seit mehreren Monaten wurden die Ufergebiete der Donau von ununterbrochenen Räubereien heimgesucht. Die verwüsteten Gehöfte, die geplünderten Schlösser und ausgeraubten Villen waren gar nicht mehr zu zählen, und mehrere Personen hatten ihren Widerstand gegen die unergreifbaren Verbrecher auch schon mit dem Leben bezahlt.
    Ohne Zweifel konnte eine so lange Reihe von Schandtaten nicht von einigen vereinzelt operierenden Burschen ausgeführt werden; sicherlich hatte man es hier mit einer wohlorganisierten und, nach den vielen Überfällen zu urteilen, recht zahlreichen Bande zu tun.
    Seltsamerweise operierte diese Bande aber nur in der unmittelbaren Nähe der Donau. Jenseits eines Streifens von zwei Kilometern Breite an jedem Ufer konnte man ihr auch nicht ein einziges Verbrechen mit Wahrscheinlichkeit anrechnen. Der Schauplatz ihrer Tätigkeit schien aber nur bezüglich seiner Breite beschränkt zu sein, denn das österreichische, ungarische, serbische und rumänische Ufergelände wurde in gleicher Weise von den Banditen belästigt, die man niemals auf frischer Tat abfassen konnte.
    Hatten sie eine Schandtat ausgeführt, so verschwanden sie bis zum nächsten Verbrechen, das vielleicht hunderte von Kilometern von dem letzten entfernt begangen wurde. In der Zwischenzeit war jede Spur von ihnen verschwunden. Sie schienen sich ebenso verflüchtigt zu haben, wie die oft recht umfangreichen Gegenstände, die ihre Beute bildeten.
    Die in Frage kommenden Regierungen hatten allmählich aufgehört, sich über ihre fortwährenden Mißerfolge zu erregen, da für diese wegen mangelnder Zusammenwirkung der polizeilichen Kräfte keine einzelne haftbar zu machen war. Über die Angelegenheit hatte sich endlich ein diplomatischer Meinungsaustausch entwickelt, und diese Verhandlungen endigten, wie die Morgenzeitungen vom 8. August mitteilten, mit der Errichtung einer internationalen Polizeitruppe, die unter einem einzigen Chef längs des ganzen Laufes der Donau tätig sein sollte. Die Wahl dieses Chefs hatte freilich Schwierigkeiten verursacht, endlich aber hatten sich die Stimmen auf einen weit bekannten und erfolgreichen ungarischen Geheimpolizisten Namens Karl Dragoch vereinigt.
    Karl Dragoch war in der Tat ein hervorragender Polizist, und die ihm anvertraute schwierige Aufgabe hätte gewiß keinem Würdigern zufallen können. Fünfundvierzig Jahre alt, war er ein Mann von Mittelgröße, etwas mager, und mit Geistesgaben mehr ausgestattet als mit besondrer Körperkraft. Immerhin war er imstande, die Anstrengungen, die sein Beruf mit sich brachte, zu ertragen, und an Mut, der Gefahr ins Gesicht zu sehen, fehlte es ihm auch nicht. Eigentlich wohnte er in Budapest meist befand er sich aber, mit einer Takt erfordernden Nachforschung beschäftigt, irgendwo unterwegs. Seine gründliche Kenntnis aller Sprachen Südost-Europas, einschließlich der deutschen, der rumänischen, serbischen, bulgarischen und türkischen Sprache, seiner Muttersprache, des Ungarischen, nicht zu erwähnen, ließ ihn nie und nirgends in Verlegenheit kommen, und in seiner Eigenschaft als Junggeselle brauchte er nicht zu befürchten, daß Familiensorgen seine Bewegungsfreiheit beschränken könnten.
    Seine Ernennung machte überall einen guten Eindruck. Die Allgemeinheit billigte sie mit Einstimmigkeit. Im großen Saale des »Treffpunktes der Fischer« wurde sie mit besondrer Genugtuung aufgenommen.
    »Eine bessre Wahl hätte man nicht treffen können, erklärte in dem Augenblicke, wo im Gasthause die Lampen angezündet wurden, Herr Ivetozar, der zweite Preisträger in der Gewichtskonkurrenz bei dem eben beendigten Wettkampf. Ich kenne Dragoch. Das ist ein ganzer Mann.
    – Und ein äußerst gewandter obendrein, fügte der Präsident Miklesko hinzu.
    – So wollen wir nur wünschen, bemerkte ein Kroate mit dem schwer aussprechbaren Namen Sarb, daß es ihm gelinge, die Ufer des Stromes zu säubern. Das

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