Der Pilot von der Donau
bescheiden, höchstens mit einem Amateur, der sich über hervorragende Leistung herzlich freut, doch nicht den Ehrgeiz hat, sie nachzuahmen.
– Desto bedauerlicher, Herr… Herr…
– Jäger.
– Desto bedauerlicher, Herr Jäger, denn ich muß daraus schließen, daß wir niemals die Ehre haben werden, Sie zu den Mitgliedern des Donaubundes zählen zu dürfen.
– O, wer weiß? antwortete Herr Jäger. Ich könnte mich doch vielleicht entschließen, die Schnur selbst in die Hand zu nehmen, und von dem Tage an werd’ ich auch zu Ihrer Vereinigung gehören, vorausgesetzt, daß ich die Bedingungen erfülle, wovon Sie die Aufnahme abhängig machen.
– Daran zweifeln Sie nur nicht, versicherte eiligst Miklesko in der Hoffnung, einen neuen Anhänger des Bundes zu gewinnen. In dieser Beziehung bestehen nur vier, sehr einfache Bedingungen. Die erste und wichtigste ist die Entrichtung eines geringen jährlichen Beitrags.
– Das versteht sich, erklärte Herr Jäger lächelnd.
– Die zweite ist die, den Fischfang zu lieben, die dritte, ein angenehmer Gesellschafter zu sein, und diese dritte betrachte ich jetzt bereits als erfüllt.
– Zu liebenswürdig! sagte Jäger dankend.
– Was die vierte betrifft, besteht sie einzig und allein in der Einzeichnung des Namens und der Adresse in die Mitgliederlisten der Gesellschaft. Ihren Namen kenne ich ja schon, wenn ich nun noch Ihre Adresse erführe…
– Wien, Leipziger Straße 43.
– Für zwanzig Kronen jährlich wären Sie nun ein fertiger Donaubündler.«
Die beiden Herren singen herzlich an zu lachen
»Andre Förmlichkeiten kommen nicht in Frage?
– Keine einzige.
– Muß man seine Person nicht durch amtliche Papiere ausweisen?
– Ich bitte Sie, Herr Jäger, erwiderte Miklesko, dessen bedarfs für das Angeln nicht.
– Das ist ja richtig, stimmte Jäger ein, und es ist übrigens auch nicht von Bedeutung. Im Donaubunde kennen doch alle einander persönlich.
– O nein, im Gegenteil, belehrte ihn Miklesko. Bedenken Sie nur, einige unsrer Mitglieder wohnen hier in Sigmaringen, andre wieder an der Küste des Schwarzen Meeres; das bedingt doch sozusagen eine Nachbarschaft mit Hindernissen.
– Ja freilich!
– Nehmen Sie zum Beispiel unsern merkwürdigen Preisträger vom letzten Wettkampf…
Ilia Brusch grüßte ein letztes Mal. (S. 31.)
– Ilia Brusch?
– Ganz recht. Nun sehen Sie, den kennt keiner von uns.
– Unmöglich!
– Und doch ist es so, versicherte Miklesko; freilich gehört er dem Bunde erst seit vierzehn Tagen an. Für alle Mitglieder war Ilia Brusch eine Überraschung, nein, noch mehr, eine wirkliche Neuentdeckung.
– Was man so im Turfjargon einen Outsider nennt.
– Ganz richtig.
– Und aus welchem Lande stammt dieser Outsider?
– Er ist ein Ungar.
– Also wie Sie, denn Sie, Herr Präsident sind, wie ich glaube, auch Ungar.
– Ungarisches Vollblut, Herr Jäger, Ungar aus Budapest.
– Und Ilia Brusch?
– Ist aus Szalka gebürtig.
– Szalka? Wo und was ist das?
– Ein Marktflecken, wenn Sie wollen, eine kleine Stadt am rechten Ufer des Ipoly, eines Flusses, der sich ein paar Meilen oberhalb Budapest in die Donau ergießt.
– Da werden Sie, Herr Miklesko, ihm also leicht einen Besuch als Nachbar abstatten können, meinte Jäger lächelnd.
– Jedenfalls aber nicht vor Verlauf von zwei oder drei Monaten, antwortete im gleichen Tone der Vorsitzende des Donaubundes: diese Zeit wird er wohl zu seiner Fahrt brauchen.
– Außer wenn er sie überhaupt nicht ausführt!« warf der drollige Serbe ein, der ohne Umstände in das Gespräch der beiden Herren eingriff.
Jetzt kamen auch noch andre Fischer näher heran. Die Herren Jäger und Miklesko wurden zum Mittelpunkte einer kleinen Gruppe.
»Was wollen Sie damit sagen? fragte Miklesko. Sie haben eine lebhafte Phantasie, Michael Michaelowitsch.
– O, es war nur ein Scherz, bester Herr Präsident, erklärte der lustige Serbe. Doch wenn Ilia Brusch Ihrer Ansicht nach weder ein Polizist, noch ein Übeltäter sein kann, warum könnte er da nicht ein Spaßvogel sein, der uns an der Nase umherführt?«
Miklesko faßte die Sache weit ernster auf.
»Sie sind wohl etwas gehässiger Natur, Michael Michaelowitsch, erwiderte er. Das kann Ihnen früher oder später noch einmal recht schlecht bekommen. Auf mich hat Ilia Brusch den Eindruck eines braven und gewissenhaften Mannes gemacht. Übrigens ist er Mitglied des Donau »bundes… das sagt genug.
– Bravo!« ertönte es
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