Der Piratenfuerst
getragen, so wüßten Sie, daß ein geordneter Rückzug nicht das Ende eines Kampfes bedeutet.«
Er vernahm Hauptmann Strypes meckernde Stimme: »Ach Gott, das war aber ein bißchen dünn, wie?«
Bolitho fuhr herum und erwiderte grob: »Ich sprach zu Mr. Raymond, Sir, nicht zu einem verdammten Söldner, der sich einbildet, ein richtiger Soldat zu sein, bloß weil er Hauptmann wurde!«
Don Puigserver setzte sein Glas heftig auf den Tisch. »Meine Herren! Ich weiß, daß Vega und ich hier nichts mehr zu sagen haben. Ich weiß aber auch, daß Senor Raymond wie auch der Gouverneur –«, er verbeugte sich leicht vor Conway -, »beide recht haben. Solange Muljadi hier ungehindert Einfluß ausübt, können Sie keine Fortschritte machen. Bekommen Sie militärische Verstärkung, so führt das nur zu weiteren Feindseligkeiten und stärkerem Engagement der Franzosen.« Er machte eine Pause und zuckte beredt mit den Schultern. »Und ich bezweifle, daß mein Land das ignorieren könnte.«
Dankbar für sein Eingreifen, nickte Bolitho ihm zu. Er wußte genau, noch eine Sekunde, und er hätte zuviel gesagt; auch Conway hätte ihm dann nicht helfen können, selbst wenn er gewollt hätte.
Major Jardine räusperte sich. »Trotz der Äußerungen des tapferen Captain«, sagte er, ohne Bolitho dabei anzublicken, »glaube ich, daß meine Truppe stark genug ist. Ich habe zweihundert Sepoys und eine Geschützbatterie auf Maultieren. Erfahrene Soldaten.« Er sprach undeutlich und schwitzte furchtbar, obwohl der Raum vergleichsweise kühl war.
Puigserver nickte ernst. »Wenn die Nervion hier wäre, hätte das alles nicht passieren können. Ein weiteres Schiff, das der Argus unsere Flagge zeigt, und Muljadi hätte seine Pläne zurückgestellt, wenn nicht ganz aufgegeben.«
»Aber sie ist nicht da«, entgegnete Conway, »nur die Undine.«
»Und die scheint sich nicht allzugut aus der Affäre gezogen zu haben«, nörgelte Jardine. Er wandte sich Bolitho zu, seine kleinen Augen glitzerten wie Stahl. »Wenn ich auch nur Soldat bin oder ein Söldner, so sehe ich doch, daß dort unten keiner der beiden Schoner vor Anker liegt, und soviel wir wissen, weht auf der Argus immer noch die Flagge Muljadis. Was sagen Sie dazu, Captain?«
Bolitho blickte ihm voll ins Gesicht. »Der eine Schoner ist gekentert und gesunken. Der andere konnte fliehen, weil die Argus kam.« Er war jetzt ganz unbewegt. Wer den Schaden hatte, brauchte eben für den Spott nicht zu sorgen. Man mußte dergleichen hinter sich bringen, es reinigte die Luft.
»In der Tat.« Jardine lehnte sich im Sessel zurück, seine blankgeputzten Stiefel quietschten. »Und dann kam Ihnen die Bedford zu Hilfe. Das arme, vielgelästerte Schiff der Company mußte die Argus vertreiben.«
»Wenn Sie an meiner Stelle gewesen wären, Major . . .« Jardine spreizte die dicken Hände. »War ich aber nicht, Sir.
Ich bin Soldat. Für solche Dinge ist schließlich die Flotte zuständig und nicht ich – oder wie meinen Sie?«
»Das reicht mir«, sagte Conway kalt. »Ich verbitte mir dieses Wortgeplänkel. Das gilt sowohl für Sie, Bolitho, als auch –«, er sah Jardine an, »– für jeden anderen!« Er legte die Hände auf den Rücken, so daß seine schon gebeugten Schultern noch tiefer sanken. »Wäre die Undine in offener Seeschlacht von einem gleich starken Schiff geschlagen worden, hätte ich Captain Bolitho als ihren Kommandanten ablösen lassen. Das weiß er ganz genau, und Sie, meine Herren, sollten das auch bedenken. Von der Kriegsmarine wird nur zu häufig erwartet, daß sie gegen eine Übermacht kämpft; und bisher hat sie dabei so oft Erfolge erzielt, daß hohlköpfige Politiker und gierige Kaufleute, die schnelle Profite für wichtiger halten als langfristige Sicherheit, den Sieg selbst gegen einen hoffnungslos überlegenen Feind für selbstverständlich halten. Doch wie die Dinge liegen, muß Captain Bolitho, sobald die nötigen Reparaturen ausgeführt sind, unverzüglich in Muljadis Gebiet segeln.« Er blickte Bolitho unbewegt an. »Sie werden mit der Argus Kontakt aufnehmen, und zwar unter Parlamentärsflagge, und eine Botschaft von mir überbringen.«
Hastig warf Raymond ein: »Ich beschwöre Sie, Sir, lassen Sie Don Puigserver mit Captain Bolitho segeln! Er hat das Recht, die Freiheit des letzten hiesigen Gouverneurs, des Obersten Pastor, zu fordern. Er könnte Muljadi gegenüber sein Mißfallen auf eine Weise zum Ausdruck bringen, die...«
Jetzt wurde Conway ernstlich wütend,
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