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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Alles mein! Nun, Sie Offizier, sind Sie immer noch zuversichtlich?«
    »Warum mußten Sie das tun?« fragte Le Chaumareys finster. Wilde Wut in den Augen, wirbelte Muljadi herum. »Denken Sie, man muß mir sagen, was ich tun oder lassen soll? Halten Sie mich für ein Kind? Ich habe lange genug gewartet. Das ist jetzt vorbei!«
    Knirschend öffnete sich die Tür. Zwischen zwei bewaffneten Piraten kam der spanische Kommandant herein, blinzelnd, als wäre er fast blind.
    Bolitho schritt an Muljadi und seinen Männern vorbei. »Ich bin gekommen, um Sie heimzubringen, Senor.« Er sah die schmutzige, zerfetzte Kleidung des Offiziers, die Spuren der Handschellen an seinen Gelenken. »Es war sehr tapfer von Ihnen.«
    Leer und verschwommen, mit zitterndem Kopf, starrte der alte Mann ihn an. »Ich verstehe nicht«, stieß er hervor.
    Le Chaumareys sagte: »Kommen Sie! Sofort!« Und leiser fügte er hinzu: »Sonst kann ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren.«
    Wie Traumwandler schritten sie den abschüssigen Weg zur Pier hinunter, gefolgt von der Stimme Muljadis, der etwas Unverständliches in fremder Sprache hinter ihnen her schrie. Unverkennbar waren es Beschimpfungen und Drohungen.
    »Die Fregatte«, sagte Bolitho kalt, »war ein englisches Schiff.«
    Müde nickte Le Chaumareys. »Ja. 1782 im Gefecht schwer havariert, wurde sie hier auf Grund gesetzt. Ihre Mannschaft kam auf ein anderes Schiff. Wir haben fast zwei Jahre an ihr gearbeitet. Jetzt ist sie wieder in Ordnung. Ich habe Befehl, sie in seeklarem Zustand an Muljadi zu übergeben, bevor ich heimsegeln darf.«
    Bolitho sah ihn nicht an. Er stützte den spanischen Kommandanten, der vor Schwäche und Erschütterung zitterte.
    »Dann kann ich nur hoffen, daß Sie stolz auf Ihr Werk sind, m'sieur. Und auf das, was Muljadi mit der Fregatte anrichten wird – nun, da sie seeklar ist.«
    Bald lag das Boot unter den Rahen der französischen Fregatte, und Bolitho stieg hinter Le Chaumareys das Fallreep hinauf. Dieser sagte kurz: »Maurin wird Sie zu Ihrem Schiff bringen.« Dann blickte er Bolitho ein paar Sekunden lang forschend an. »Sie sind noch jung. Eines Tages hätten Sie mich vielleicht verstanden. Nun ist das vorbei.« Er streckte die Hand aus. »Wenn wir uns wieder treffen – und das wird, fürchte ich, unvermeidlich sein -, dann ist es zum letztenmal.«
    Er drehte sich abrupt um und schritt zu seiner Kajüte. Bolitho holte seine Uhr hervor und betrachtete den goldenen Anhänger. Wenn er sich verrechnet oder wenn Potter ihm etwas Falsches erzählt hätte... Darüber auch nur Vermutungen anzustellen, war unerträglich.
    Dann dachte er an die englische Fregatte. Ohne Muljadis Wutausbruch hätte er überhaupt nichts von ihr erfahren. Dieses Wissen half zwar wenig; aber schließlich war es besser als nichts.
    Maurin kam und sagte munter: »Ich lasse ein Boot klarmachen. Auf Ihrem Schiff wird man überrascht sein, daß Sie so unbehelligt wieder eintreffen. Ebenso überrascht wie ich.«
    Bolitho lächelte. »Danke. Ich hatte guten Schutz.«
    Sein Blick schweifte zum Kajütniedergang; aber es blieb ungewiß, wen genau er gemeint hatte.

Weder besser noch schlechter als andere
    Langsam schlenderte Bolitho an der Brustwehr auf der Landseite des Stützpunktes Pendang Bay entlang. Dunst stieg aus dem Dschungel empor; die Nachmittagssonne spielte auf den Blättern und Palmwedeln neben der Palisade. Kurz vor Mittag hatte die Undine bei blauem Himmel Anker geworfen, obwohl sie bei ihrer Annäherung den Stützpunkt noch unter einer dunklen Wetterwolke hatten liegen sehen und die Bewohner fast um den kurzen Regenguß beneideten. Jetzt atmete er widerwillig den dumpfigen Geruch der verrottenden Blätter und der tief im Schatten verborgenen Wurzeln ein, der Kopfschmerzen verursachte.
    In den letzten zwei Tagen hatte sich die Undine mit widrigen Winden herumschlagen müssen; als sich der Wind schließlich drehte und günstiger zu ihrem Kurs stand, war er kaum mehr als ein Hauch und brachte nur wenig Leben in die Segel.
    Er beobachtete ein paar rotröckige Sepoys, die außerhalb der Palisade arbeiteten, und zwei eingeborene Frauen, die sich mit Kopflasten dem Tor näherten. Auf den ersten Blick schien sich nichts verändert zu haben; dennoch fühlte er, in Erwartung einer weiteren Unterredung mit Conway – der zweiten innerhalb einer Stunde -, daß alles anders geworden war, Er schritt weiter zur nächsten Ecke der primitiven, aus Pfählen errichteten Brustwehr. Unten lag die

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