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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Großmastwanten auf. Nach einigem Suchen fand er die Nervion weit voraus an Steuerbord, ein Bild der Schönheit mit ihren mächtigen Segeln über dem metallisch glänzenden Rumpf. Er schwenkte das Glas etwas weiter nach Steuerbord auf das andere Schiff. Es war in der flirrenden Hitze kaum auszumachen, aber die bräunlichen Segel konnte er doch gut erkennen: Rahsegel am Vormast, Schratsegel am Großmast. Unbestimmter Ärger stieg in ihm auf.
    »Eine Brigantine, Mr. Soames.«
    »Aye, Sir.«
    Bolitho sah ihn düster an und kletterte dann wieder an Deck.
    »In Zukunft wünsche ich eine vollständige Meldung über alles, was in Sicht kommt, wie unwichtig es Ihnen im Moment auch erscheinen mag.«
    Soames biß die Zähne aufeinander. »Jawohl, Sir!«
    Herrick rief dazwischen: »Es war meine Schuld, Sir. Ich hätte Mr. Keen sagen sollen, daß er Ihnen eine genaue Schiffsansprache zu geben hat.«
    Bolitho ging nach achtern. »Mr. Soames hat doch die Wache?«
    Herrick kam hinter ihm her. »Gewiß, Sir, allerdings.«
    Die beiden Rudergänger nahmen Haltung an, als Bolitho zum Kompaß trat. Die Windrose lag ganz stetig: Südwest und Seeraum genug. Irgendwo an Backbord lag die afrikanische Küste, mehr als dreißig Meilen entfernt. Nichts weiter auf dem Ozean als diese drei Schiffe. Zufall oder Absicht? Vielleicht war eine Kontaktaufnahme notwendig? Soames' Gleichgültigkeit irritierte Bolitho wie Wespengebrumm, und er sagte ärgerlich: »Sorgen Sie in Zukunft dafür, daß die Wachhabenden wissen, wozu sie da sind, Mr. Herrick!« Er deutete auf Keen, der an den Netzen lehnte. »Schicken Sie den mit einem guten Glas nach oben. Er hat junge Augen, vielleicht sieht er mehr.«
    Mudge kam steifbeinig herbei und knurrte: »Wir müssen ziemlich genau auf der Höhe von Kap Blanco sein.« Er rieb sich das Kinn. »Der westlichste Punkt dieses wilden Erdteils. Und wir sind reichlich dicht dran, wenn Sie mich fragen.« Ein pfeifendes Winseln entrang sich seiner Brust, die sich heftig hob und senkte: seine Art zu lachen.
    Vom Mast her kam Keens Stimme: »An Deck! Die Brigantine hält immer noch Kurs auf die Nervion.«
    Herrick legte die Hände um den Mund und rief hinauf: »Hat sie ihre Farben gesetzt?«
    »Keine, Sir.«
    Herrick enterte ein Stück mit seinem eigenen Glas auf. Nach einer Weile rief er hinunter: »Die Dons scheinen sich nicht viel daraus zu machen, Sir!«
    Mudge knurrte: »Was sollen sie sich auch über diesen kleinen Pott aufregen?«
    Bolitho sagte: »Gehen Sie einen Strich mehr an den Wind, Mr. Mudge. Besser, wenn wir der Nervion wieder etwas näher kommen.«
    In seinem Rücken hörte er eine Stimme: »Machen Sie sich etwa Sorgen, Captain?« Er fuhr herum. Mrs. Raymond stand am Fuße des Großmastes, das Gesicht von dem riesigen Strohhut beschattet, den sie sich in Teneriffa gekauft hatte.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Ma'am, ich bin nur neugierig.«
    jn Hemd und Hose, die noch dazu zerknittert waren, fühlte er sich auf einmal unbehaglich und unsicher. »Tut mir leid, daß ich Ihnen nichts Unterhaltenderes bieten kann.«
    Sie lächelte. »Das kann sich ja immer noch zum Besseren ändern.«
    »An Deck!« Beim Klang von Keens heller Stimme sahen sie alle nach oben. »Die Brigantine geht über Stag, Sir.«
    »Stimmt«, bestätigte Herrick. »Sie segelt dem Spanier direkt vor den Bug!« Mit breitem Grinsen wandte er sich ihnen zu.
    »Da werden die wohl ein bißchen lebendig werden!«
    Aber sein Grinsen war auf einmal wie weggewischt, denn ein dumpfes Krachen hallte übers Wasser, und Keen brüllte: »Sie hat auf die Nervion gefeuert, Sir!«
    Ein zweites Krachen. Keen kreischte fast vor Aufregung: »Ein Schuß durch die Fock!«
    Bolitho kletterte zu Herrick in die Wanten. »Lassen Sie mich sehen!«
    Er ergriff das große Teleskop und richtete es auf die beiden Schiffe. Die Brigantine stand jetzt, optisch verkürzt, mit dem Heck zur Undine und segelte langsam am mächtigeren Umriß der Nervion vorbei. Sogar auf diese Entfernung sah er die Verwirrung an Bord des Spaniers, das Glitzern der Sonne auf den Waffen, als die Besatzung auf Stationen eilte.
    Heiser sagte Herrick: »Der Kapitän der Brigantine muß verrückt sein; nur ein Irrer kann sich mit einer Fregatte einlassen!«
    Bolitho antwortete nicht. Er strengte sein Auge an. um das Drama zu beobachten, das die Linse des Teleskops ihm zeigte. Die Brigantine hatte zwei Schuß abgefeuert und damit einen, wenn nicht sogar zwei Treffer erzielt. Jetzt entfernte sie sich in

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