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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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überne hmen können. Ich bezweifle, daß der holländische Gouverneur sich groß darum gekümmert hätte, was wir vorhaben.«
    »Tatsächlich, Mr. Herrick?«
    Von der Kombüse stieg eine mattgraue Rauchwolke auf. Bald würde die Freiwache in der brütenden Hitze des Mannschaftslogis' ihr Mittagessen bekommen, Skillygolee, wie sie es nannten: eine Mischung aus Roggenschleim, zerklopftem Schiffszwieback und Fleischresten vom Vortag; dazu eine volle Ration Bier zum Hinunterspülen.
    Bolitho drehte sich in plötzlichem Ärger zu Herrick um.
    »Und wie kommen Sie zu dieser bemerkenswerten Ansicht?«
    Er sah recht wohl, wie Herricks Miene sich verdüsterte, aber trotzdem fuhr er fort: »Ich bin so etwas von Ihnen nicht gewöhnt.«
    Herrick entgegnete: »Es ist nur, daß ich nicht zusehen mag, wie Sie sich kaputtmachen, Sir. Mir geht der Verlust der Nervion ebenso an die Nieren wie Ihnen, aber es ist nun einmal passiert. Sie haben für die Leute getan, was Sie konnten.«
    »Danke für Ihr Mitgefühl«, sagte Bolitho, »aber ich strapaziere weder mich noch die Mannschaft ohne bestimmten Grund. Ich glaube, daß wir gebraucht werden, schon jetzt, in diesem Moment.«
    »Vielleicht, Sir.«
    Bolitho sah ihn forschend an. »Eben – vielleicht. Aber das habe ich zu verantworten und kein anderer. Wenn ich falsch gehandelt habe, dann werden Sie vielleicht eher befördert, als Sie denken.« Er wandte sich ab. »Wenn die Leute gegessen haben, wird Kurs gewechselt. Nordost zu Ost.« Er blickte zum Wimpel im Topp auf. »Sehen Sie nur, wie es weht! Wir werden die Royals setzen und mit diesem Wind unter unseren Rockschößen laufen, solange es geht.«
    Herrick biß sich auf die Lippen. »Ich bin immer noch der Meinung, wir sollten Land anlaufen, Sir, wenigstens um Wasser zu fassen.«
    »Ich auch, Mr. Herrick.« Bolitho sah ihm kalt ins Gesicht.
    »Und ich tue das, sobald es möglich ist, ohne daß uns jemand dabei sieht. Ich habe meine Befehle. Und die führe ich aus, so gut ich kann – verstanden, Mr. Herrick?«
    Sie starrten einander an, zornig, beunruhigt, betroffen über die plötzliche scharfe Kontroverse.
    »Gewiß, Sir.« Herrick trat zurück und spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. »Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Schön. Ich dachte schon...« Er war mit ausgestreckter Hand einen Schritt vorgetreten; aber in diesem Moment wandte sich Herrick ab, das Gesicht ganz starr, so verletzt war er.
    Bolitho hatte seine Worte keineswegs böse gemeint. Er mochte in seinem Leben an vielem gezweifelt haben, aber nicht an Herricks Loyalität. Er war beschämt und wütend über sich selbst. Vielleicht machten ihn der ewige Druck dieser leeren Einförmigkeit, das ständige Zutunhaben mit Leuten, die nichts weiter wollten, als sich vor der Arbeit und der Sonne drücken, dazu die ständigen Pläne und Zweifel, doch mehr kaputt, als er glaubte.
    Er drehte sich auf dem Absatz um und sah Davy, der ihn neugierig anblickte. »Mr. Davy«, sagte er scharf, »Sie haben zwar eben erst die Wache übernommen, und es sollte mir leid tun, Sie in Ihren Gedanken zu stören. Aber sehen Sie sich bitte die Fock an! Setzen Sie ein paar Leute an, damit das in Ordnung kommt!« Er sah das betroffene Gesicht des Leutnants und fügte noch hinzu: »Das Segel sieht genauso schlapp aus wie die ganze Wache!« Als er zum Kajütniedergang schritt, sah er, wie der Leutnant nach vorn eilte. Immerhin – das Focksegel zog zwar nicht ganz so, wie es sollte; aber das als Vorwand zu nehmen, um seine Wut an Davy auszulassen, war auch nicht richtig gewesen.
    Am Wachtposten vorbei trat Bolitho in die Kajüte und knallte böse die Tür hinter sich zu. Aber auch hier fand er keine Ruhe. Hoddall war dabei, den Tisch zu decken, und machte ein ärgerliches Gesicht, weil Mrs. Raymonds Zofe dauernd hinter ihm hertrippelte wie ein Kind, das sich amüsiert.
    Raymond lag schlaff in einem Stuhl bei den Heckfenstern; seine Frau saß auf der Sitzbank, fächelte sich und sah Noddall mit einer Miene zu, die äußerste Langeweile verriet.
    Bolitho wollte wieder gehen, aber sie rief: »Bleiben Sie doch, Captain! Wir sehen Sie ja überhaupt nicht mehr!« Sie tippte mit dem Fächer neben sich auf die Holzbank. »Setzen Sie sich doch einen Moment. Ihr geliebtes Schiff wird's schon überstehen.« Bolitho nahm Platz und stützte den Ellbogen auf das Fenstersims. Es war gut, wieder Leben und Wind zu spüren, das Wirbeln und Schäumen des Kielwassers zu sehen, wie es glatt von der

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