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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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halb um und beobachtete, wie auch die Boote der Brigg abgefiert wurden. »Das ist kein guter Ort, finde ich.«
    Aber Bolitho hörte nicht hin. Er sah zu, wie die Seesoldaten in die dümpelnden Boote kletterten, mit ihren roten Röcken, den ständig ausrutschenden Stiefeln und, wie immer, mit mächtigem Waffengeklirr. Hauptmann Bellairs inspizierte jeden einzelnen und ganz besonders den jungen Corporal, der die verhüllte Flagge Englands trug, die bald über dem fremden Boden wehen sollte.
    Wie viele Marineoffiziere hatte sich auch Bolitho oft die Inbesitznahme neuer Gebiete im Geist ausgemalt; aber dann war das Zeremoniell großartiger und glänzender gewesen: endlose Reihen von Soldaten, dazu Militärkapellen, eine hurraschreiende Volksmenge, und der ebenso prachtvolle wie mächtige Anblick der draußen vor Anker liegenden Kriegsschiffe. Jetzt sah er das ganz anders. Aber es war schließlich nur ein Anfang. Klein, doch darum nicht weniger beeindruckend.
    »Na, dann wollen wir mal«, sagte Conway. »Wie ich sehe, ist der Don schon unterwegs.«
    Tatsächlich ruderten die Boote der Brigg bereits auf die Küste zu; das eine trug die spanische Flagge, das andere die der East India Company. Erleichtert stellte Bolitho fest, daß Viola Raymond an Bord geblieben war.
    Conway kletterte hinter Bolitho in die Gig; die anderen Boote, bis zum letzten Platz voll schwerbewaffneter Seesoldaten, folgten in Fächerformation; so bewegte sich die Flottille auf die nächste Bucht zu.
    Lange bevor sie in Rufweite der am Ufer hinter der Brandungslinie stehenden Leute waren, konnte Bolitho den Urwald riechen, wie Weihrauch, verwirrend und überwältigend. Er faßte den Degengriff fester und versuchte, sich zusammenzunehmen. Das war ein Moment, den er nie vergessen durfte. Er warf einen raschen Blick auf Conway, aber der schien völlig unbeteiligt zu sein; ernst, fast melancholisch, irgendwie abwesend sah er aus.
    Der neue Gouverneur von Teluk Pendang war eingetroffen.
    Leutnant Thomas Herrick ging ein paar Schritte quer über das Achterdeck. Nervös beobachtete er Bellairs' Seesoldaten und einige Matrosen unter den nächstgelegenen Palisaden. Es war kurz nach zwölf Uhr mittags, und die Sonne brannte mit voller Wucht auf die vor Anker liegenden Schiffe herab. Wer von den Matrosen nichts zu tun hatte, suchte Schatten unter den Decksgängen. Aber Herrick traute sich nicht, das Deck zu verlassen, obwo hl ihm der Kopf bereits schwamm und ihm das Hemd am Leibe klebte wie ein nasser Fetzen.
    Die Undine zerrte an ihrer Ankerkette. Sie war geschwojt, jetzt zeigte ihr Heck auf den langen hellen Strand. Die Sicht war klarer geworden, man erkannte deutlicher, wie groß der Gebäudekomplex war, der jetzt Conway unterstand. Er war weitläufiger, als es auf den ersten Blick ausgesehen hatte, und offensichtlich von einem Festungsbaumeister entworfen. Selbst die noch unfertige hölzerne Pier machte einen soliden Eindruck, aber wie der ganze Komplex war auch sie sehr vernachlässigt.
    Jedesmal wenn Herrick das Achterdeck überquerte oder über die Heckreling spähte, sah er Bolitho und ein paar Männer vom Landungskommando irgendwo auf den hölzernen Brustwehren; auch im Raum zwi schen den Palisaden, welche den Zugang zum Fort und den anderen Gebäuden schützten, hatte er sie beobachtet. Wie tote Fische lagen die Boote auf dem Strand da, wo sie vor vier Stunden gelandet waren. Ein paar Seesoldaten hatten die Drehgeschütze zum Fort geschafft; andere, von dem bulligen Sergeanten Coaker gescheucht, hatten die Brustwehren besetzt oder patrouillierten jetzt auf der Pier. Die wenigen spanischen Soldaten hatten sich ins Innere des Forts zurückgezogen; und der Feind – oder worauf sie vorhin gefeuert hatten – war nirgends zu sehen.
    Schwere Schritte kamen über die Planken; Herrick wandte sich um und erblickte Soames, der mit der einen Hand seine Augen beschattete und in der anderen ein Stück Schiffszwieback hielt, an dem er kaute. »Schon ein Signal, Sir?« Soames betrachtete die ferne Ansiedlung ohne sonderliche Begeisterung. »An solch einem Ort sein Leben zu beenden – nein, danke!«
    Herrick war besorgt. Inzwischen hätte eigentlich etwas geschehen sein müssen. Es sollten sich etwa dreihundert spanische Soldaten nebst Troß im Stützpunkt befinden, und Gott weiß wie viele Eingeborene außerdem. Aber gesehen hatte er bisher nur ganz wenige. Der alte unheimliche Gedanke fuhr ihm wieder durch den Sinn: die Pest vielleicht? Oder etwas noch

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