Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
nicht Spuren weiterer Schlangen gibt. Manchmal sind sie paarweise unterwegs.“ Obwohl das stimmte, war das nur ein Vorwand. Er konnte sie jetzt nicht ansehen, wenn sie so durcheinander war und er sich so lächerlich schuldbewusst fühlte.
    „Paarweise?“ Sie klang entsetzt.
    Er presste die Fingernägel in die Handfläche und zwang sich dazu, nicht zu ihr zu eilen und sie zu beruhigen. „Keine Angst. Wenn Sie sich am Flussufer halten, kann nichts passieren. Gehen Sie. Ich komme in wenigen Minuten nach.“
    Es folgte ein kurzes Schweigen. „Gideon, ich wollte . . . ich meine . . .“ Sie hielt inne. „Danke, dass Sie mir das Leben gerettet haben.“
    „Sie haben mir für gar nichts zu danken“, erwiderte er unwirsch, weil er ihr herzzerreißendes Weinen nicht vergessen konnte.
    „Aber . . .“
    „Gehen Sie zurück zum Strand, Sara.“ Er wusste nicht, was schlimmer für ihn war - ihre Tränen oder ihr Dank.
    Kurz danach raschelte es im Laub, und gleich darauf war es still. Sie war nicht so lange geblieben, um ihren Dank zu wiederholen. Und das irritierte ihn fast so sehr wie der Dank selber.
    Alles an ihr irritierte ihn. Er stöhnte. Nein, nicht alles. Nicht, wie sie auf seine Zärtlichkeiten reagierte, wenn ihr süßer kleiner Mund an seinem war . . . warm, weich und einladend.
    Dass sein ungestümer Körper wieder hart wurde, machte ihn wütend. Das durfte sie ihm nicht antun, verflucht noch mal! Er hatte auf der Insel genug zu tun und konnte es sich nicht leisten, sich nur um eine einzige, ihn rasend machende Frau zu kümmern.
    Wild fluchend bahnte er sich mit dem Säbel einen Weg durch das Unterholz und war erleichtert, dass er nicht noch mehr Mambas aufscheuchte.
    Als er zu der Schlange zurückkehrte, stieß er mit der Schuhspitze gegen das tote Tier. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre Sara nun nicht so voreingenommen gegen Atlantis. Er seufzte, als er den Säbel wegsteckte. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte von Anfang an etwas gegen sie gehabt. Die Schlange hatte ihren Hass nur besiegelt.
    Natürlich war es ein Unding - eine reiche englische Dame aus einer adligen Familie dazu zu bringen, die unberührte Schönheit von Atlantis zu erkennen. Das würde nie geschehen. Die Damen des Königreichs tummelten sich nicht ausgelassen an wilden Stränden. Sie blickten voller Verachtung auf Piraten wie ihn herab. Sie unternahmen alles, um in ihr kaltes, blutleeres England zurückzukehren. Er wusste es nur zu gut. Vornehme Engländer waren nie das, was sie zu sein schienen.
    Gideon sah auf seinen Gürtel herab und auf die Brosche seiner Mutter. Wie er diesen verdammten Adel hasste, der glaubte, dass er die Privilegien, die er genoss, auch verdiente und dass ihm die ganze Welt gehörte. Dank seiner Mutter war er der Gnade eines grausamen Mannes ausgeliefert gewesen, der keine Ahnung gehabt hatte, wie man ein Kind behandelt.
    Doch er hatte es allen gezeigt und sie alle auf ihre Plätze verwiesen.
    Bis Sara auftauchte. Gideon fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Was hatte sie ihm angetan? Sie hatte ihn fast vergessen lassen, wer sie war und was sie repräsentierte. Sie war leidenschaftlich, und das war das Letzte, was er von einer englischen Lady erwartet hatte.
    Doch er durfte sich von ihrem leidenschaftlichen Wesen nicht täuschen lassen. Wenn ihr Verlangen abkühlte und ihre spröde englische Erziehung wieder durchbrach, würde sie ihn stehen lassen. Das geschah immer wieder.
    Dazu durfte er ihr keine Gelegenheit mehr geben. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Strand zurück. Na schön, er würde sie lieben. Er würde sie sich in sein Bett holen. Doch damit war dann auch schon Schluss. Er würde nicht zulassen, dass sie sein Leben so ruinierte, wie das seine Mutter mit dem Leben seines Vaters gemacht hatte.
    Wer ruiniert eigentlich wessen Leben? fragte eine leise innere Stimme. Sara hatte einen Earl als Stiefbruder und eine Stellung in der Gesellschaft, bis du ihr das alles genommen
    hast.
    Na gut, dann hatte er ihr das eben weggenommen. Er hatte keine Wahl gehabt. Hätte er sie denn auf dem Schiff lassen sollen, damit sie ihren Bruder hinter ihm herjagte?
    Das ist nur eine Ausrede, beharrte die lange verdrängte, leise Stimme in ihm. Du hättest sie nicht mitnehmen müssen, und das weißt du auch.
    Er blieb stehen und blickte starr vor sich hin. Sein Gewissen hatte ihn lange Zeit in Ruhe gelassen. An dem Tag, als sein Vater starb und er, Gideon, seine Mutter verfluchte, hatte er beschlossen, dass ein

Weitere Kostenlose Bücher