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Der Planet der Katzenwölfe

Der Planet der Katzenwölfe

Titel: Der Planet der Katzenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Riesenantilope. Er schauderte, jedoch nicht vor Angst oder Widerwillen, sondern vor Erregung.
    „Ja“, sagte er endlich, „ich verspüre wirklich so etwas wie Hunger.“
    Das Raumschiff hieß offiziell „Melvin L. Calvin“, doch die fünfzig Familien, die an Bord lebten, nannten es einfach „das Dorf“.
    Es hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem stromlinienförmigen Interstellarschiffen, die Jeff bei der Vorführung der historischen Bandaufzeichnungen auf seinem Bildschirm gesehen hatte. Es glich auch nicht den plumpen Raketen, die einst den Mond und die Planeten des irdischen Sonnensystems erforscht hatten – das jetzt so weit entfernt war, daß selbst die Sonne nur noch ein stecknadelkopfgroßer Lichtpunkt war, genauso wie irgendein anderer der Millionen Sterne, die man durch die Sehschächte des Raumschiffes erkennen konnte.
    Das Schiff – „das Dorf“ – war vielmehr eine Ansammlung von Kugeln aus Kunststoff und Metall, die durch Röhren miteinander verbunden waren. Es hatte weder ein Vorderteil noch ein Heck im herkömmlichen Sinne. Jede Kugel umfaßte die Wohnung einer Familie oder eine Gemeinschaftseinrichtung, wie etwa die Bibliothek, den Versammlungssaal oder den Park. Die Crew bestand aus einer vierköpfigen Familie, dem alten Kapitän Gunnerson, seinem Sohn, seiner Tochter und seiner Schwiegertochter. Eigentlich waren es fünf: der Computer des Raumschiffs gehörte ebenso zur Crew wie die vier Gunnersons.
    Das Schiff besaß keine Raketentriebwerke, jedenfalls keine großen. Es wurde durch winzige Düsen gesteuert, wenn es in einer Umlaufbahn kreiste oder seine Position geringfügig ändern mußte. Doch seine Hauptantriebsmaschinen waren keine Düsen, sondern Schwerefeld-Aggregate.
    Der Schlüssel zur interstellaren Raumfahrt, die über das Sonnensystem hinausgelangte, war um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckt worden, aber erst nach einem weiteren Jahrhundert der Forschung und des technischen Fortschritts verstand man diesen Schlüssel zu benutzen.
    Damals, in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, hatten die Astronomen die Entdeckung gemacht, daß es im All Schwarze Löcher gab – Stellen also, an denen sich Sterne zu winzigen Gebilden mit so gewaltigen Schwerefeldern zusammengezogen hatten, daß sich der Weltraum selbst unter ihrem Einfluß krümmte. Eine der ersten Interstellarsonden, die um 2020 von der Erde abhob, war auf das Schwarze Loch gerichtet, das dem Sonnensystem am nächsten war. Die Sonde verschwand. Zum Glück war sie unbemannt: ein ferngesteuertes Roboter-Raumschiff.
    Doch dann war sie plötzlich wieder da! Vierzig Jahre später fingen die verdutzten Astronomen auf der Erde Funksignale von der alten Sonde auf, und sie stellten fest, daß sie etwa vierzig Lichtjahre entfernt war – sehr viel weiter, als sie aus eigener Kraft hätte fliegen können.
    Daraus zog man den Schluß, daß die phantastisch gekrümmten Schwerkraftfelder des Schwarzen Lochs die Sonde vierzig Lichtjahre weit in den Weltraum hinausgetrieben hatten. Und das war nur die Sache eines Augenblicks gewesen! Es hatte nämlich einfach vierzig Jahre gedauert, bis die Funksignale der Sonde zur Erde zurückgekrochen waren, und zwar mit Lichtgeschwindigkeit!
    Was die Natur schafft, kann der Mensch nachmachen. Oder sogar noch verbessern. Manchmal jedenfalls. Nach weiteren vierzig Jahren intensiver Arbeit und vielen Fehlschlägen hatten die Wissenschaftler und Ingenieure einen funktionstüchtigen Schwerefeld-Antrieb entwickelt. Er beruhte im wesentlichen darauf, daß ein Raumschiff die gleichen Schwerkraftverzerrungen wie die Schwarzen Löcher hervorbringen und sich selber in Sekundenschnelle viele Lichtjahre weit durch den Raum treiben kann. Der Mensch konnte nun die Sterne erreichen. Schnell und billig. Die Physiker diskutierten die Frage, ob die mit Schwerkraft angetriebenen Raumschiffe sich tatsächlich schneller fortbewegten als das Licht. In vielen Universitäten entspannen sich lange Debatten, in deren Verlauf kaum ein Wort in normaler Sprache gesprochen wurde, sondern kilometerlange Gleichungen die Wandtafeln und Bildschirme bedeckten. Als die „Calvin“ mit fünfzig Familien an Bord zum sechsten Planeten des Fixsterns Altair startete, war die Diskussion noch immer im Gange. Die Physiker kamen zu dem vorläufigen Ergebnis, daß zwar im Universum nichts schneller sein könne als das Licht, daß aber der Schwerefeld-Antrieb es einem Raumschiff gestatte, das Universum vorübergehend zu

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