Der Playboy und das Baby
Lichtermeer, eine Neonflut in der Wüste ...
"In Las Vegas, bei einer Show. Meine Mutter kam aus Nordkalifornien und war nur für ein Wochenende dort. Mit einer Freundin aus dem Büro, in dem sie arbeitete. Mein Dad machte Urlaub. Ein Junge aus Oklahoma mit vier Tagen ganz für sich allein. Er hatte immer von Las Vegas geträumt und wollte unbedingt Wayne Newton live erleben. Die Show war ausverkauft. Meine Mutter hatte Karten, mein Dad nicht. Also wartete er draußen an der Kasse auf jemanden, der eine zu verkaufen hatte."
„Und Ihre Mom ... "
"Richtig. Sie hatte eine über. Ihre Freundin hatte eine Magengrippe bekommen."
"Also hat Ihre Mom Ihrem Dad die Karte verkauft."
"Stimmt."
"Und der Rest ist Geschichte."
"Der Rest war Liebe. Vom ersten Moment an. Sie verbrachten den Abend zusammen und heirateten am Tag darauf. In Las Vegas. Und als mein Dad nach Oologah zurückfuhr, ging meine Mutter mit. Auf den Tag genau neun Monate nach ihrer Hochzeitsnacht wurde ich geboren."
"Wie hießen sie?" fragte Cord.
"Hannah und Luke."
"Dann heißen Sie nach Ihrer Mutter?"
„Ja. Nach meiner Mutter und dem Mann, der sie zusammengebracht hatte.
Hannah Waynette, das ist mein Name."
"Hannah Waynette", wiederholte er langsam. Dann nickte er. "Er passt zu Ihnen."
"Danke."
Auf dem Teich waren noch zwei weitere Enten gelandet. Irgendwo krähte ein Eichelhäher. In den Baumkronen zwitscherten andere Vögel. Die Brise ließ das Laub leise rascheln.
Ich könnte für immer hier sitzen, dachte sie.
Und gleich darauf: Wir sitzen schon viel zu lange hier.
"Wir sollten zurückgehen", sagte sie.
Sein Blick war einfach zu intim. Ihr Puls beschleunigte sich. Ihre Haut wurde warm.
"Ja." Und als er aufstand, tat sie es auch.
Er schob die Sportkarre. Seite an Seite spazierten sie über den Pfad die sanft geschwungene Anhöhe hinauf. Im Haus half er ihr, den Kinderwagen nach oben zu tragen, bevor er wieder nach unten ging, um in seinem Büro zu arbeiten.
Hannah legte die noch immer schlafende Becky hin. In ihrem Zimmer streifte sie die Schuhe ab, legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Obwohl sie wach war, träumte sie von Augen, in deren strahlendem Blau winzige schwarze Punkte glitzerten.
8. KAPITEL
An diesem Tag empfing Hannah sechs Bewerberinnen.
Und sechs am Dienstag. Seit sie sich einverstanden erklärt hatte, für eine kurze Weile in der Villa der Stockwells zu bleiben und sich selbst um Becky zu kümmern, waren drei Tage vergangen.
Eigentlich war das nicht sehr lange.
Am Freitag sprach sie mit fünf weiteren möglichen Kindermädchen.
Wie zuvor, so war auch dieses Mal keine dabei, die ihr gefiel. Entweder waren die Zeugnisse nicht gut genug, oder etwas, das sie sagten oder taten, schreckte Hannah ab.
Becky hatte das Beste verdient. Hannah hatte vor, dafür zu sorgen, dass sie es auch bekam - auch wenn es mehr Zeit in Anspruch, als sie erwartet hatte. Ihr Urlaub war seit Freitag zu Ende. Aber Cord bestand darauf, sie zu bezahlen, also würde sie noch eine Weile bleiben. Sie rief im Jugendamt an und bat darum, eine Woche unbezahlten Urlaub nehmen zu dürfen. Ihr Vorgesetzter im Jugendamt war damit einverstanden. Hannahs Arbeit dort war schwierig, anstrengend und zeitraubend - ein Beruf, den man auch als Berufung empfinden musste. Ihr Abteilungsleiter wusste das und wollte sie nicht verlieren. Also wünschte er ihr ein paar erholsame Tage und bat sie, am Montag, dem Fünfundzwanzigsten, wieder zum Dienst zu erscheinen. Sie versprach es ihm, denn sie war sicher, dass sie ihr Ziel bis dahin erreicht haben würde.
Cord kam regelmäßig ins Kinderzimmer, täglich drei oder vier Mal. Bisher war er ein wesentlich interessierter und engagierterer Vater gewesen, als sie es sich je vorgestellt hatte. Und langsam gewöhnte sie sich sogar an das Herzklopfen, das sein Anblick und der Klang seiner Stimme bei ihr hervorriefen.
Nur manchmal, wenn er sie ansah, wurde ihr klar, dass sie ein Problem hatte.
Sie fand ihn viel zu attraktiv und sollte sich vor dem gefährlichen Charme eines Mannes wie Cord Stockwell in Acht nehmen.
Aber sie hatte der Versuchung nicht nachgegeben - und würde es auch nie tun.
Nichts war passiert.
Und das würde es auch nicht.
Er berührte sie nie anders als mit vollkommen harmlosen Gesten. Er hielt Wort.
Ihre Tage nahmen eine angenehme Routine an.
Frühmorgens schaute er als Erstes nach seiner Tochter. Später, so gegen halb zehn, unternahmen sie zusammen einen Spaziergang über das Anwesen.
Weitere Kostenlose Bücher