Der Playboy und das Baby
ich das Zimmer mit einem älteren Mädchen namens Cinda Lou. Die Ärmste weinte immerzu, die ganzen achtzehn Monate, die wir zusammen waren."
"Aber Sie haben nicht geweint. Oder doch, Hannah?" Es klang herausfordernd, aber sein Blick war zärtlich.
"Nein, damals noch nicht. Ich glaube, wenn ich angefangen hätte, hätte ich nie mehr aufhören können."
"Was war mit Jungs?"
Sie verdrehte die Augen. "Ich war erst neun."
"Ich meine später, als Teenager."
In ihrer Erinnerung blitzte ein Gesicht auf - jung, attraktiv, kantig, mit gefühlvollen blauen Augen. Es schaute sie mit offenem Verlangen an.
Das Gesicht des Verrats.
Sie blinzelte es fort.
Cord beobachtete sie. "Heikles Thema?"
"Was?"
„Jungs ... Männer."
"Nein", log sie. "Ich bin nicht oft ausgegangen. Erst musste ich mich aufs Überleben konzentrieren. Und danach aufs College. Und jetzt habe ich nicht viel Zeit für..." Sie suchte nach dem richtigen Wort.
"Romantik?"
Das gefiel ihr. Dass er nicht "Sex" oder "Beziehungen" gesagt hatte.
Romantik klang viel abenteuerlicher. Aufregender. Und gefährlicher.
Es war ein Wort, über das sie nicht zu lange nachdenken durfte.
"Mein Beruf ist anstrengend. Manchmal bekomme ich mitten in der Nacht einen Anruf, wenn ein Kind in Not ist", sagte sie. "Dann muss ich alles stehen und liegen lassen."
"War es bei Becky so?"
"Becky war nicht in Not“, versicherte sie ihm hastig. "Eine Nachbarin hat sich um sie gekümmert."
"Das habe ich nicht gemeint."
"Was denn?" fragte sie verwirrt.
"Haben Sie für Becky auch alles stehen und liegen lassen?"
Sie wusste nicht, worauf er hinauswollte. "Mehr oder weniger."
"Warum?"
"Es ist mein Beruf."
"Aber für Becky haben Sie mehr getan. Sie wollten sie betreuen. Was ist an ihr so besonders?"
"Sie brauchte mich."
"Hannah, das tun alle Kinder. Sie betreuen nicht alle selbst", entgegnete er.
"Nein. Aber ich..."
"Was? Sie eilten zu ihr, sahen sie und ... gewannen sie sofort lieb?"
Das war viel zu dicht an der Wahrheit.
Und Cord wusste es. "So war es, nicht wahr? Sie haben sogar Urlaub genommen, um sich um Becky zu kümmern."
"Werfen Sie mir das vor?"
"Warum glauben Sie, sich verteidigen zu müssen?" fragte er zurück.
Er hatte Recht, aber sie würde ihm den Grund dafür nicht nennen.
"Sie weichen mir aus", sagte er, als sie nicht antwortete. "Warum?“
Er sah so ernst aus. Als würde es ihn wirklich interessieren. Ihr Geheimnis. Ihr Verlust.
Einen schrecklichen Moment lang war sie versucht, es ihm zu erzählen. Mit ihrer ganzen traurigen Geschichte herauszuplatzen. Ihr Herz schlug immer schneller. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
Hannah schluckte mühsam. "Cord, lassen Sie es gut sein. Was spielt es für eine Rolle, warum mir Becky so viel bedeutet? Es ist nun einmal so."
Erneut setzte das Schweigen ein, doch dieses Mal war es nicht entspannt.
Und als würde Becky es selbst im Nebenzimmer spüren, begann sie zu weinen.
Cord eilte hinüber. Hannah blieb, wo sie war. Minutenlang. Sie starrte auf den flauschigen gelben Teppich, während das Weinen immer lauter wurde.
Schließlich seufzte sie und ging los, um Becky eine Flasche zu machen.
9. KAPITEL
Cord wartete an der Tür auf Hannah, mit Becky an seiner Schulter. Seine Stirn war gerunzelt, der Blick nervös, denn seine Tochter weinte.
"Das wurde aber auch Zeit“, knurrte er, während er sich das Baby in die linke Armbeuge legte und Hannah die frisch gewärmte Flasche aus der Hand nahm.
Becky schnappte nach dem Nuckel, und schlagartig wurde es still.
Lächelnd beobachtete Hannah, wie gierig das Kind seinen Hunger stillte. Dann machte sie den Fehler, den Kopf zu heben.
Cord sah ihr in die Augen.
Vermutlich hätte sie wissen müssen, dass er das tun würde.
"Was immer Sie mir erzählen, es wird dieses Zimmer nicht verlassen", sagte Cord.
"Ich weiß." Das stimmte. Während der vergangenen Tage hatte sie gelernt, dass er ein Mann war, der sein Wort hielt. Ein Mann, dem man vertrauen konnte. Aber was sie glaubte und was sie tat das mussten zwei verschiedene Dinge bleiben.
"Sie erzählen es mir trotzdem nicht", fuhr er fort. "Nicht wahr?"
Sie schüttelte den Kopf.
Mehrere viel zu schöne Sekunden lang sagte er nichts. Er sah sie einfach nur an. Und sie erwiderte seinen Blick - sie beide standen einfach nur da, in Beckys Zimmer, und starrten einander an wie zwei verliebte Teenager. Seit einiger Zeit taten sie das viel zu häufig.
Eine Katastrophe, dachte Hannah. Ich glaube, ich steuere direkt auf eine
Weitere Kostenlose Bücher