Der Playboy und das Baby
Mut verlierst und flüchtest?"
Rafe streckte die Hände aus. "Sieh hin. Kein Zittern. Nerven aus Stahl."
"Sie brauchen keine Angst zu haben", sagte Hannah lächelnd, während sie Becky aus dem Bett hob und sie ihm reichte.
Ganz vorsichtig, als wäre sie zerbrechlich, nahm Rafe seine Nichte in die großen Hände. "Ich kann es kaum glauben", murmelte er. "Mein Bruder ist ein Daddy. " Er strahlte Cord an, und der strahlte zurück.
Becky begann zu zappeln.
"Was habe ich getan?" fragte Rafe entsetzt.
"Nichts", beruhigte Hannah ihn. "Sie ist nur hungrig. Geben Sie sie Cord, wenn Sie möchten. Ich hole ihr Frühstück."
Als sie mit der Flasche zurückkehrte, war Rafe fort, und Cord ging mit seiner weinenden Tochter auf und ab. Dieses Mal hatte er an die Windel an der Schulter gedacht. "Beeilen Sie sich. Ich glaube, sie hat mein Trommelfell beschädigt." Er setzte sich in den Schaukelstuhl, sie gab ihm die Flasche, und Becky trank gierig.
Die Stille war herrlich, und die beiden Erwachsenen genossen sie eine Weile.
"Babys bringen einen dazu, die einfachen Dinge des Lebens zu schätzen", sagte Hannah. "Ruhe, zum Beispiel. Wo ist Ihr Bruder?"
"Geflüchtet. "
"Er kommt wieder."
"Er sah verdammt nervös aus."
"Das waren Sie anfangs auch."
Sie wechselten einen Blick. Einen viel zu freundlichen, fand Hannah.
Sie gab sich einen Ruck. "Ich bestelle mir jetzt das Frühstück."
Cord sagte nichts, aber sie spürte, dass er ihr nachschaute, als sie zur Tür ging.
Wie Cord es versprochen hatte, holte er Hannah und Becky um halb zehn ab.
Draußen wehte eine leichte Brise, nicht der heiße texanische Wind, und es war verhältnismäßig kühl. Wieder schlenderten sie an den Tennisplätzen und Stallungen vorbei. Sprinkler wässerten den Rasen, und Hannah fühlte die feinen Tropfen an den Wangen. Überall entfalteten Blumen ihr bunte Pracht.
Nach etwa zwanzig Minuten erreichten sie den Teich. Cord hatte nicht übertrieben. Es war eher ein See, von hohen Bäumen umstanden, mit einem Bootshaus, vor dem der Weg sich gabelte. Cord schob die Sportkarre zu einer Bank im Schatten einer alten Weide.
"Sie schläft", sagte er leise. "Wir können ein paar Minuten rasten."
Sie setzten sich, und wie auf dem Weg hierher herrschte ein entspanntes Schweigen. Die Sonne ließ das Wasser glitzern, und alles war so friedlich, dass Hannah kaum glauben konnte, was an diesem malerischen Ort passiert sein sollte.
"Was war ihre Mutter für ein Mensch?" Die Frage stellte sich wie von selbst, auch wenn Hannah sie aussprach.
"Sie sah aus wie Kate, trug jedoch immer lange, fließende Kleider. Und große Strohhüte gegen die Sonne. Sie war sanft. Gut zu uns. Und sie malte. Hier draußen am Teich. Ich glaube, sie hatte Talent."
Zwei Stockenten landeten auf dem Wasser. Hannah beobachtete sie einen Moment. "Sie vermissen sie."
Seine Stimme klang jetzt kühl. "Rafe und ich waren sehr jung, als sie ging."
"Ging?"
"Ertrank."
"Das hört sich an, als würden Sie daran zweifeln."
"In der letzter Zeit zweifle ich an vielem", erwiderte er.
"Sie könnten nachforschen. In alten Zeitungen lesen, Zeitzeugen befragen."
"In meiner umfangreichen Freizeit?" entgegnete er mit einem Hauch von Belustigung.
"Engagieren Sie einen Privatdetektiv."
"Ich werde darüber nachdenken", versprach er.
Sie starrte ihn an. Sein Profil gehörte auf eine alte römische Münze, und sein dichtes Haar sah seidig aus. Die Versuchung hindurchzustreichen war so groß, dass sie ihre Finger unter die Oberschenkel schob, damit sie sich nicht selbstständig machten.
Sie schaute zu den Enten hinüber, die gemächlich über den See trieben. "Und Ihr Onkel, wie war der?"
"Ich glaube, er war ... anders als mein Vater. Nicht so hart. Mein Vater hat mir immer Angst eingejagt, als ich klein war. Onkel Brandon nicht. Ein Bild ist mir im Gedächtnis geblieben. Wie er neben mir kniet, mich ansieht, mit mir spricht.
Ich weiß nicht mehr worüber. Seine Augen waren blau ... das Stockwell-Blau, aber nicht so kalt wie die meines Vaters."
Fast hätte Hannah ihre Hand auf seine gelegt. Sie beherrschte sich gerade noch rechtzeitig.
Er drehte sich zu ihr. "Gestern Abend, als das Telefon läutete, wollten Sie mir von Ihren Eltern erzählen."
Die meisten Erinnerungen an ihre Mom und ihren Dad waren schön, und sie teilte sie gern mit anderen.
"Was wollen Sie wissen?"
"Wie haben sie sich kennen gelernt?"
Hannah sah wieder auf den See hinaus und stellte sich vor, was sie noch nie gesehen hatte. Ein
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