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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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erwartet?«
    »Tja.«
    »Beeile dich jetzt«
    Kristiansson seufzte und stieg aus, rückte sein Koppel zurecht, ging um den Wagen herum und folgte seinem Kollegen mit zögernden Schritten über den Bürgersteig.
    Kvastmo marschierte mit festem Schritt durch die Eingangs tür, ging eine Treppe hinauf und trat durch eine weitere Tür, die nur angelehnt war. Sie kamen in einen Raum, der wie ein Wartezimmer aussah. Vor sich sahen sie eine Tür mit einer Milchglasscheibe. Dahinter sprach jemand mit gedämpfter Stimme.
    Kvastmo warf Kristiansson einen Blick einseitigen Einverständnisses zu, griff nach der Klinke und riß die Tür auf.
    Kristiansson blieb auf der Schwelle stehen. Die Szene verunsicherte ihn. Er sah zwei Personen vor sich, zum einen den Mann aus dem Jaguar, der jetzt einen grünen Kittel aus einem seltsamen Material anhatte, zum anderen eine Frau mittleren Alters. Die Frau war ebenfalls eigenartig gekleidet, vermutlich war sie Krankenschwester oder Nonne. Sie hielt ein Paar Plasthandschuhe auf, die der Mann gerade überstreifen wollte.
    Er sah auch Kvastmo, der die Hand vom Pistolenhalfter zur Brusttasche bewegte, sein Notizbuch und einen Bleistift hervorzog und dabei brüllte:
    »Was ist denn hier los?«
    Der Mann warf den beiden Polizeikonstablern einen zerstreuten und leicht erstaunten Blick zu. Dann fuhr er mit den Händen in die durchsichtigen Handschuhe und sagte: »Besten Dank für die Hilfe.«
    Danach wandte er ihnen den Rücken zu und nahm keine Notiz mehr von ihnen.
    Kvastmo wurde rot im Gesicht und sagte mit lauter Stimme: »Keine Unverschämtheiten! Wie heißen Sie? Und her mit dem Führerschein. Wir tun nur unsere Pflicht. Das kann der Kollege bestätigen. Nicht wahr, Kalle?«
    »Der Kollege tut nur seine Pflicht«, murmelte Kristiansson und trat von einem Fuß auf den anderen.
    Der Mann schien alles Interesse an ihnen verloren zu haben. Die Frau setzte ihm einen Mundschutz auf, und er machte gerade einen Schritt auf eine große Doppeltür zu, als Kvastmo seinen Arm packte und sagte:
    »Jetzt aber Schluß mit den Dummheiten. Oder wir nehmen dich mit, Freundchen.«
    Der Mann im grünen Kittel drehte sich um, warf einen verständnislosen Blick auf Kvastmo und schlug zu.
    Es war ein gezielter schneller Schlag; er traf genau auf die Kinnspitze, und plötzlich saß Kvastmo auf seinem fetten Hintern. Block und Stift fielen ihm aus der Hand, und sein Blick wurde, wenn möglich, noch leerer.
    Kristiansson rührte keinen Finger; er sagte nur: »Jesses.« Der Mann und die Frau verließen den Raum. Die dicken Türen wurden hinter ihnen verschlossen, ein Schlüssel drehte sich im Schloß.
    Kvastmo blieb sitzen. Er erinnerte stark an Harry Persson nach dem berüchtigten Schlag im Kampf gegen Johnny Widd. »Jesses«, wiederholte Kristiansson.
    Nach etwa einer Minute rappelte sich Kvastmo ein wenig auf und kam schließlich schwer und unsicher auf die Füße.
    »Das wird den Halunken teuer zu stehen kommen«, sagte er mit undeutlicher Stimme. »So was nennt man Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
    Er faßte sich ans Kinn und jaulte auf wie ein kranker Hund. Offensichtlich bereitete ihm das Sprechen Schmerzen.
    »Kalle«, flüsterte er kaum hörbar. »Ich kann nicht reden.« Zu schön, um wahr zu sein, dachte Kristiansson.
    Dann packte ihn die Schwermut.
    Nun würde es sicher wieder Komplikationen geben.
    Warum mußte es immer solche Schwierigkeiten geben, dachte er feindselig.
    Obwohl er selbst so gut wie niemals etwas dazu beitrug, daß es so weit kam.
    Er legte Kvastmo den Arm um die Schulter, um ihn zu stützen.
    »Komm, wir gehen «
    »Genau. Muß los und die Anzeige aufsetzen. Das kostet den mindestens einen Monat. Mindestens. Nein, drei Monate und außerdem Schmerzensgeld.«
    Wenn er sprach, hörte es sich so an, als ob er den Mund voll Marzipan hatte.
    Gunvald Larsson war stinkwütend. Er konnte sich nicht erinnern, wann er in den letzten Jahren so böse gewesen war. Er hieb Schweigen gebietend mit seiner großen behaarten Hand auf den Tisch.
    Vor einem Jahr war er endlich Kriminahnspektor geworden, die Beförderungsvorschriften ließen kaum eine andere Wahl, entweder mußte er befördert oder hinausgeworfen werden.
    Aber der neue Titel hatte ihn nicht verändert; nur die Jahre, er war jetzt achtundvierzig, hinterließen ihre Spuren. Er wog jetzt etwas mehr als hundertzehn Kilo, und das blonde, nach hinten gekämmte Haar begann sich zu lichten. Er war kräftiger als je zuvor, jedenfalls fühlte er sich

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