Der Polizistenmörder
Larsson warf den Hörer auf die Gabel und rannte in den angrenzenden Raum, wo Kollberg und Einar Rönn saßen und Hexmex spielten. Rönn war ein Detektiv, der an seiner roten Nase und seinem lappländischen Dialekt zu erkennen war. Er hatte jahrelang beim Überfalldezernat Erfahrungen sammeln können und war daher Malms Spezialkommando zugeteilt worden.
»Schnell«, rief Gunvald Larsson. »Der Desperado selbst hat angerufen und gesagt, daß sie Ronnie Kaspersson und Limpan draußen am Midsommarkransen eingekreist haben.«
»Der Desperado?« fragte Rönn.
»Ja. Malm natürlich. Kommt, wir fahren. In meinem Auto am besten.«
»Armer Junge«, sagte Kollberg. »Aber mit Limpan habe ich ein Hühnchen zu rupfen.«
Ronnie Kaspersson ging geradewegs in die Falle, als er Maggan zum Midsommarkransen folgte, aber das konnte er beim besten Willen nicht ahnen.
Maggans neuer Freund war nämlich Limpan Lindberg höchstpersönlich, und die Wohnung wurde ständig beschattet.
Zu dieser Überwachung muß gesagt werden, daß sie ungewöhnlich lässig und gedankenlos von Zivilbeamten ausgeführt wurde, die sich einesteils wegen der von Limpan des öfteren gezeigten Frechheit und Verhöhnung, anderenteils aus Mangel an Erfahrung in solchen Aufgaben viel zu weit vom Haus entfernt aufhielten. , Aber Limpan ahnte, daß sie da waren, und als er Ronnie Kaspersson zu sehen bekam, schüttelte er bedauernd den Kopf.
»Du hast keinen guten Unterschlupf gefunden, Kasper.«
Aber Ronnie hatte keine Wahl, und auch wenn Limpan ein Verbrecher war, so war er wenigstens ein gutgelaunter Verbreeher, denn gleich danach fügte er hinzu: »Aber du kannst gern bleiben, Kasper. Ich habe ein verdammt gutes Versteck, dahin können wir abhauen, wenn’s hier brenzlig wird. Übrigens erkennt dich keiner von denen mit der neuen Frisur.«
»Meinst du?«
Ronnie Kaspersson war verzagt und ängstlich, und jetzt war er völlig in der Gesellschaft verunsichert. Früher war er nur entfremdet, wie sich der Soziologe beim Sozialamt ausgedrückt hatte.
»Du brauchst den Kopf nicht hängenzulassen«, tröstete ihn Limpan. »Du hast zufällig einen Bullen umgelegt und ich eine Schnepfe, die wie aus dem Nichts plötzlich vor mir stand. So was kann jedem passieren.«
»Es ist nur so, daß ich auf niemanden geschossen habe.«
»Das kümmert die überhaupt nicht, daher brauchst du dir deswegen auch keine Sorgen zu machen. Außerdem wird dich niemand erkennen.« Lindberg war selbst viele Male von der Polizei gesucht worden und schloß absolut nicht aus, daß er immer noch überwacht wurde, aber er nahm die Dinge gelassen und mit einem ausgeprägten Sinn für Humor hin.
»Hier sind sie schon gewesen und haben Haussuchung gemacht. Zweimal sogar, jetzt wird es also eine Weile dauern, bis sie wiederkommen. Das einzig Bedauerliche ist nur, daß Maggan dich eine Zeitlang mitversorgen muß. Und sie hat schon mich auf dem Hals.«
»Tja«, meinte Maggan, »du kriegst ja ein paar Kröten vom Sozialamt und als Arbeitslosenunterstützung, das wird schon reichen. Aber ihr müßt hauptsächlich von Blutpudding und Spaghetti leben.«
»Sobald es geht, hauen wir ab in das Sommerhaus in Södertörn. Dort gibt es Gänseleberpastete und Champagner. Das wird sicher schon bald sein. Und dann machen wir uns ein feines Leben, Kasper!«
Limpan legte den Arm um Kaspers Schulter und drückte ihn aufmunternd. Er war mehr als zwanzig Jahre älter, und es dauerte nicht lange, da begann Kasper ihn als einen Vater zu betrachten; jedenfalls war er eine erwachsene Person, die ihn verstand. Solche hatte es in Ronnie Kasperssons Leben nicht viele gegeben. Die Eltern waren die reinen Steinzeitmenschen, sie konnten einem höchstens leid tun, wie sie dasaßen und sich langweilten in ihrem feinen Reihenhaus mit dem auf Kredit gekauften Auto in der Garage, den Blick auf das Farbfernsehgerät gerichtet. Für sie gab es nur zwei Probleme - ob das Geld reichen würde und wie mißraten ihr Sohn war.
Trotz allem, was sie für ihn getan hatten.
Das war ein ständig wiederkehrendes Argument.
Manchmal sprachen sie von Politik. Sie waren überzeugte Sozialdemokraten und konnten lange Stunden damit zubringen, die Vorteile der teilweise durch staatliche Maßnahmen gesteuerten Wirtschaft durchzukauen. Alles war perfekt, nur das Geld wollte nie ausreichen, und die Jugend verhielt sich undankbar den Älteren gegenüber und sah nicht ein, wie gut sie es eigentlich hatte.
Daß sie selbst schon vor langer Zeit durch
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