Der Polizistenmörder
besucht hat.«
Einige Minuten vergingen. Nichts geschah. Limpan blickte hinauf zu dem sternklaren Himmel und schien die frische Abendluft zu genießen.
»Er wartet auf ein Taxi«, vermutete Martin Beck.
»Scheint sehr lange zu dauern.«
Limpan zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und schnippte die Kippe auf die Fahrbahn. Dann schlug er den Mantelkragen hoch, steckte die Hände in die Taschen und steuerte schräg über die Straße auf den Streifenwagen zu.
»Er kommt hierher«, sagte Martin Beck. »Verdammt, was machen wir? Nehmen wir ihn mit?«
»Ja«, antwortete Kollberg.
Limpan ging langsam zum Wagen, beugte sich herab, blickte Kollberg durch das Seitenfenster an und begann zu grinsen. Dann ging er hinten um das Auto herum und auf den Bürgersteig. Er öffnete die vordere Tür, wo Martin Beck saß, lehnte sich vornüber und begann schallend zu lachen.
Martin Beck und Kollberg saßen schweigend da und ließen ihn gewähren, ganz einfach weil sie nicht genau wußten, wie sie sich verhalten sollten. Nachdem Limpans Lachanfall vorüber war, fragte er: »Seid ihr nun endlich degradiert worden? Oder ist das hier eine Art Maskerade?«
Martin Beck seufzte, stieg aus dem Auto und öffnete die hintere Tür.
»Hinein mit dir, Lindberg«, befahl er. »Kommst mit nach Västberga.«
»Na fein«, stimmte Lindberg gutmütig zu, »dann habe ich’s nicht so weit nach Hause.«
Auf dem Weg zum Polizeigebäude in Söder erzählte Limpan, daß er seinen Bruder in Räsunda besucht hatte. Das wurde schnell von einem Streifenwagen bestätigt, der dorthin geschickt worden war. Waffen, Geld oder heiße Ware wurden in der Wohnung nicht gefunden. Limpan selbst hatte siebenundzwanzig Kronen bei sich.
Viertel vor zwölf blieb ihnen nichts anderes übrig, als Limpan freizulassen, und Martin Beck und Kollberg konnten daran denken, Feierabend zu machen.
Bevor Limpan ging, sagte er: »Soviel Humor hätte ich euch nie zugetraut. Erst dieses Verkleiden - das war schon ‘ne Wucht. Aber Spitze war doch, daß auf eurem Nummernschild PIG steht, das könnte glatt von mir stammen.«
Sie selbst fanden es wenig spaßig, als »Schwein« deklariert zu werden. Aber es spielte keine so große Rolle. Limpan würde bald überführt werden. Er gehörte zu den Typen, die jedesmal früher oder später erwischt wurden.
Und sie selbst würden schon sehr bald ganz andere Probleme zu lösen haben.
Der Flugplatz war ein Skandal für das ganze Land und machte seinem schlechten Ruf alle Ehre. Der Flug von Stockholm - Arlanda hatte zwar nur fünfzig Minuten gedauert, aber nun kreiste die Maschine bereits eineinhalb Stunden über dem südlichsten Teil des Landes.
Nebel, wurde den Passagieren lakonisch erklärt.
Damit hätte man rechnen müssen. Der Platz war, nachdem man die Bevölkerung umgesiedelt hatte, an einer der nebligsten Stellen des ganzen Landes angelegt worden. Sicherheitshalber mitten unter einer seit langem bekannten Vogelflugschneise und von der Stadt aus schwierig zu erreichen.
Außerdem war durch den Bau ein Stück Natur zerstört worden, das eigentlich durch Gesetz zum Landschaftsschutzgebiet erklärt gehörte. Der Schaden war umfassend und nicht wiedergutzumachen, er stellte einen groben Verstoß gegen den Umweltschutz dar, typisch für den antihumanitären Zynismus, der in immer größerem Ausmaß ein Kennzeichen dessen war, was man »die menschliche Gesellschaft« nannte. Dieser Ausdruck war seinerseits ein Zeichen für einen Zynismus, der so unerhört war, daß der kleine Mann auf der Straße ihn kaum begreifen konnte. Schließlich hatte der Pilot die Nase voll und landete, Nebel hin - Nebel her. Eine kleine Gruppe bleicher, schwitzender Passagiere trottete in das Flughafengebäude.
Da drinnen hatte man den Eindruck, als ob sogar die Farbkombination Grau und Safrangelb den Geruch von Betrug und Korruption unterstrich. Ein Mann hatte jedenfalls einige Millionen beiseite bringen können und auf seinem Schweizer Bankkonto deponiert. Einer, der ein so hohes Amt im Staat bekleidete, daß jeder Mitbürger sich seiner geringen, ausschließlich formellen Teilhaberschaft an der schwedischen Pseudodemokratie und deren bald vollständigem Bankrott schämte.
Martin Beck hatte einige unangenehme Stunden hinter sich. Er war niemals gern geflogen, und die moderne Technik half ihm über seine Abneigung nicht hinweg. Das Düsenflugzeug vom Typ Douglas DG-9 war zu Beginn sehr steil auf eine für erdverbundene Menschen unbegreifliche Höhe
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