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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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machte er über die Schulter hinweg einige Bemerkungen zu seinem Kollegen. »Hast du das gehört? Er sagt, wir können über Funk rufen. Er meint, wir sind irgend so eine verdammte Callgirl-Zentrale. Haste das mitgekriegt?«
    »Habe ich«, antwortete der andere Polizist uninteressiert.
    »Kannst du dich ausweisen?« fragte der erste.
    Martin Beck griff mit einer Hand zur Gesäßtasche, aber dann überlegte er es sich anders und ließ den Arm hängen. »Ja«, bestätigte er, »aber ich will nicht.« Er drehte sich um und ging zu seinem Koffer zurück.
    »Hast du das gehört?« rief der Konstabler. »Er sagt, daß er nicht will. Er fühlt sich stark. Findest du, daß er Grund hat, sich stark zu fühlen?«
    »Ach, laß ihn doch in Frieden«, sagte der am Lenkrad Sitzende. »Ich möchte keinen Krach mehr heut abend.«
    Der Rothaarige glotzte Martin Beck dümmlich an. Lange. Dann folgte ein Gespräch im Flüsterton, und der Wagen fuhr langsam an. Zwanzig Meter weiter stoppte er wieder und blieb so stehen, daß die Polizisten Martin Beck im Rückspiegel beobachten konnten.
    Martin Beck blickte in eine andere Richtung. Er seufzte schwer.
    So wie er da stand, hatte er nichts Auffallendes an sich. In den letzten zwölf Monaten war es ihm geglückt, einige seiner alten Polizistenmanieren abzulegen. Er faltete zum Beispiel nicht mehr andauernd die Hände auf dem Rücken und konnte jetzt eine Weile still stehen, ohne auf den Fußsohlen vor und zurück zu wippen.
    Obwohl er ein wenig zugenommen hatte, war er im Alter von einundfünfzig Jahren immer noch ein schlanker, gutgebauter Mann, drahtig, aber mit leicht gekrümmtem Rücken. Er kleidete sich auch salopper als früher, ohne jedoch bei der Auswahl seiner Kleidung allzu großen Wert auf Jugendlichkeit zu legen: Sandalen, Jeans, Pullover und blaue Dralonjacke. Allerdings war diese Ausstattung ungewöhnlich zu nennen, wenn man seinen Dienstgrad bedachte.
    Für zwei Polizisten in einem Streifenwagen war sie offenbar ziemlich schwer zu verdauen. Die versuchten immer noch mit der Situation fertig zu werden, als ein tomatenfarbener Opel Ascona vor dem Empfangsgebäude vorfuhr und anhielt. Ein Mann stieg aus, ging um den Wagen herum und stellte sich vor: »Nöjd?«
    »Beck.«
    »Alle feixen erst mal, wenn ich Nöjd sage.«
    »Feixen?«
    »Na, grinsen.«
    »Ach so«, sagte Martin Beck. Er selbst lachte nur selten.
    »Man muß doch zugeben, daß das ein komischer Name für einen Polizeibeamten ist. Nöjd - zufrieden! Und dann noch Herrgott mit Vornamen! Deshalb stelle ich mich so in fragendem Ton vor. Nöjd? Das bringt die Leute gleichsam ein bißchen aus der Fassung. - Ich habe mich verspätet«, fuhr er fort und hob Martin Becks Gepäck in den Kofferraum.
    »Niemand wußte, wo das Flugzeug landen würde. Ich habe auf Kopenhagen getippt, dorthin werden sie meistens umgeleitet. War schon in Limhamn, als ich Bescheid bekam, daß es hier bereits runtergegangen ist. Tut mir leid.«
    Er blinzelte zögernd, so als versuche er festzustellen, ob der hohe Besuch schlechter Laune war.
    Martin Beck zuckte die Achseln. »Macht nichts. Ich habe es nicht eilig.« Nöjd blickte kurz zum Streifenwagen hinüber, der immer noch mit laufendem Motor an der gleichen Stelle stand.
    »Dies ist hier nicht mein Distrikt«, sagte er grinsend. »Der Schlitten kommt aus Malmö. Machen wir, daß wir wegkommen, ehe sie uns festnehmen.«
    Der Mann lachte offenbar gern. Sein Gelächter klang gedämpft und wirkte ansteckend.
    Martin Beck verzog immer noch keine Miene. Zum einen, weil es nichts zu lachen gab, zum anderen, weil er versuchte, sich ein Bild von dem Kollegen zu machen. Eine Art vorläufiger Beurteilung.
    Nöjd war ein kleiner Mann mit O-Beinen, das heißt klein im Vergleich zu anderen Polizisten. Mit seinen grünen Schnürstiefeln aus Gummi, dem graubraunen schräggestreiften Anzug und dem ausgeblichenen Safarihut im Nacken sah er aus wie ein Landwirt oder passionierter Jäger. Das Gesicht war von der Sonne gebräunt und wetterfest, um die lebhaften braunen Augen hatte er Lachfalten. Trotzdem war er ein gutes Beispiel für eine gewisse Kategorie von Polizisten, die auf dem flachen Land Dienst taten. Ein Typ, der nicht zu dem neuen Einheitsstil paßte und daher mehr und mehr verschwand, jedoch noch nicht völlig ausgerottet war.
    Er war wahrscheinlich älter als Martin Beck, hatte aber den Vorteil, in einer ruhigeren und gesünderen Umwelt arbeiten zu können, was keinesfalls so gedeutet werden durfte,

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