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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Monatsende. Den Preis für diese Selbsttäuschung hatte er bei der Beerdigung bezahlt, wo Lord so bitterlich geweint hatte, dass er zurück zum Wagen hatte gehen müssen, bis es an der Zeit gewesen war, seinen Freund zu Grabe zu tragen.
    Auch jetzt rieb er sich wieder über die aufgeschwemmten Wangen und wischte die salzige Flüssigkeit weg. Verfluchter junger Mistkerl. Bis in die letzte Einzelheit hatte Lord alles geplant. Der Schachzug hätte perfekt sein können. Auf jede mögliche Antwort war er vorbereitet gewesen, bis auf jene, die er bekommen hatte. Er hatte den jungen Mann falsch eingeschätzt. Lord war davon ausgegangen, dass Jack tun würde, was auch Lord getan hätte: ihm für den enormen Gefallen, um den er Jack gebeten hatte, alles Mögliche abzuverlangen. Doch er empfand nicht nur Schuld. Es war auch Scham. Das erkannte er während eines Anfalls heftiger Atemnot; Übelkeit senkte sich auf ihn, und er beugte sich dicht über den dicken, weichen Teppich. Scham. Auch das hatte er lange nicht gefühlt. Als er wieder normal atmen konnte, betrachtete er abermals das Wrack im Spiegel; Lord nahm sich vor, Jack nicht zu enttäuschen. Er würde wieder an die Spitze klettern. Und er würde es Jack nicht vergessen.

KAPITEL 25 Nicht in seinen wildesten Träumen hatte Frank sich vorzustellen gewagt, je hier zu sitzen. Er sah sich um und stellte mit einem Blick fest, dass es sich tatsächlich um ein ovales Büro handelte. Die Möbel wirkten insgesamt solide und konservativ, wiesen jedoch an manchen Stellen ausgefallene Farben oder Streifen auf. Ein Paar teure Freizeitschuhe auf einem Schuhregal deuteten darauf hin, dass der Inhaber des Raumes nicht im entferntesten an den Ruhestand dachte.
    Schwer schluckend, zwang Frank sich zur Ruhe. Als Polizist war er ein alter Hase, und hierbei handelte es sich um nicht mehr oder weniger als eine weitere Routinebefragung. Er folgte lediglich einer Spur, das war alles. In ein paar Minuten würde er die heiligen Hallen wieder verlassen.
    Doch dann erinnerte ihn sein Verstand, dass Frank den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu befragen gedachte. Gerade als die Nervosität wieder heftig über ihn hereinbrach, öffnete sich die Tür.
    Flugs sprang er auf, drehte sich um und starrte einen Augenblick auf die ihm entgegengestreckte Hand, bis er mit dem Denken nachkam und sie ergriff.
    »Vielen Dank, dass Sie hierher in meine Hütte gekommen sind, Lieutenant.«
    »Das macht überhaupt keine Umstände, Sir. Ich meine, Sie haben schließlich Wichtigeres zu tun, als im Verkehr festzusitzen. Obwohl ich vermute, dass es für Sie eigentlich keine Staus gibt, nicht wahr, Mr. President?«
    Richmond nahm hinter dem Schreibtisch Platz und bedeutete Frank, sich wieder zu setzen. Gelassen schloss Bill Burton, den Frank bis zu diesem Augenblick nicht bemerkt hatte, die Tür und nickte dem Ermittler zu.
    »Ich fürchte, meine Reiserouten werden bereits im Vorhinein abgesteckt. Stimmt, für mich gibt es deshalb zwar nicht viele Staus, aber auch keine Spontaneität.« Der Präsident grinste; Frank spürte, wie er den Mund ebenfalls automatisch zu einem Grinsen verzog.
    Der Präsident beugte sich vor und blickte ihn unmittelbar an. Er verschränkte die Hände ineinander, legte die Stirn in Falten und wechselte den Tonfall ansatzlos von freundschaftlich zu todernst.
    »Ich möchte Ihnen danken, Seth.« Sein Blick wanderte zu Burton. »Bill hat mir erzählt, wie kooperativ Sie bei den Ermittlungen zu Christine Sullivans Tod waren. Ich weiß das wirklich zu schätzen. So mancher Beamte wäre alles andere als hilfsbereit gewesen und hätte versucht, aus eigennützigen Gründen einen großen Medienrummel daraus zu machen. Von Ihnen hatte ich etwas anderes erhofft, und meine Erwartungen wurden übertroffen. Nochmals danke.«
    Frank strahlte übers ganze Gesicht, als wäre ihm soeben der erste Preis im Buchstabierwettbewerb in der ersten Klasse überreicht worden.
    »Wissen Sie, das ist eine ganz entsetzliche Geschichte. Haben Sie irgendetwas über eine Verbindung zwischen Walters Selbstmord und dem erschossenen Verbrecher in Erfahrung bringen können?«
    Frank schüttelte sich den Sternenstaub von den Augen und musterte mit aufmerksamem Blick die fein geschnittenen Züge des Präsidenten.
    »Kommen Sie schon, Lieutenant. Ich kann Ihnen versichern, dass sich in diesem Augenblick ganz Washington offiziell und inoffiziell in wilden Spekulationen ergeht, ob Walter Sullivan einen Mörder angeheuert hat, um den

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