Der Präsident
eine Bibliothek, die diesem Arbeitszimmer ähnelte. Nur mühevoll gelang es Jack, die Aufmerksamkeit wieder auf Lord zu richten.
»Ich bin im Arsch, Jack.« Die ersten Worte aus Lords Mund brachten Jack beinahe zum Lächeln. Man musste die Offenheit dieses Mannes einfach schätzen. Doch er riss sich zusammen. Der Klang in Lords Stimme gebot einen gewissen Respekt.
»Die Firma wird es überstehen, Sandy. Viel werden wir nicht mehr verlieren. Wir vermieten einfach ein paar Räume, das ist keine große Sache.«
Schließlich erhob sich Lord und marschierte geradewegs an die gut ausgestattete Bar in der Ecke. Bis oben hin füllte er ein Whiskeyglas und leerte es mit geübtem Schwung.
»Entschuldige, Jack, ich glaube, ich habe mich nicht klar ausgedrückt. Die Firma hat einen Schlag erlitten, aber keinen, der sie in die Knie zwingt. Du hast recht, Patton, Shaw wird die Breitseite überleben. Wovon ich rede ist, ob die Firma weiterhin als Patton, Shaw und Lord in den Kampf ziehen wird.«
Lord schlurfte durch das Zimmer und ließ sich schwerfällig auf die burgunderfarbene Ledercouch fallen. Jack betrachtete die Metallnieten, die am Saum des schweren Möbelstücks hervortraten. Er trank einen Schluck und musterte das massige Gesicht. Die Augen waren klein, tatsächlich kaum mehr als pfenniggroße Öffnungen.
»Du bist das Zugpferd der Firma, Sandy. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändert, auch wenn dein Klientenstamm angeschlagen ist.«
Sandy grunzte in horizontaler Haltung.
»Angeschlagen? Nur angeschlagen? Eine gottverdammte Atombombe hat eingeschlagen, Jack, mitten hinein. Der Schwergewichtsmeister im Boxen hätte mich nicht härter treffen können. Ich bin am Boden. Die Geier kreisen, und Lord ist ihre Beute. Ich bin das Spanferkel mit dem Apfel in der Schnauze und der Zielscheibe auf dem Hintern.«
»Kirksen?«
»Kirksen, Packard, Mullins, der verfluchte Townsend. Das sind noch lange nicht alle, Jack; die Liste geht weiter, bis alle Teilhaber drauf sind. Ich muss gestehen, ich hege eine höchst ungewöhnliche Hass-Hass-Beziehung zu meinen Teilhabern.«
»Aber nicht mit Graham, Sandy. Nicht mit Graham.«
Mühsam richtete Lord sich auf und stützte sich auf einen fleischigen Arm, während er Jack betrachtete.
Jack überlegte, warum er den Mann so mochte. Vermutlich fand sich die Antwort in dem Mittagessen bei Fillmore’s vor einiger Zeit. Kein dummes Gewäsch. Damals hatte er die harte Wirklichkeit erfahren, in der man Worte zu hören bekam, bei denen sich die Eingeweide zusammenkrampften und das Gehirn einem Antworten einhämmerte, die man andernfalls nie auszusprechen gewagt hätte. Nun steckte der Mann in Schwierigkeiten. Jack hatte die Macht, ihn zu beschützen. Zumindest im Moment; seine derzeitige Beziehung zu den Baldwins war alles andere als gefestigt.
»Sandy, wenn sie dir ans Leder wollen, müssen sie erst an mir vorbei.« Nun hatte er es ausgesprochen. Und er meinte es auch so. Es war ebenso eine Tatsache, dass Lord ihm die Gelegenheit eröffnet hatte, in der obersten Riege mitzuspielen. Mitten ins kalte Wasser hatte er ihn gestoßen. Doch wie sonst ließ sich feststellen, ob man schwimmen konnte oder nicht? Auch diese Erfahrung war durchaus wertvoll gewesen.
»Auf uns beide könnten stürmische Zeiten zukommen, Jack.«
»Ich bin ziemlich wetterfest, Sandy. Außerdem ist das nicht ganz selbstlos von mir. Du bist ein Vermögenswert der Firma, deren Teilhaber ich bin. Du bist ein erstklassiger Kundenwerber. Im Augenblick liegst du am Boden, aber du kommst wieder auf die Beine. Fünfhunderttausend jetzt bedeuten, dass du in zwölf Monaten wieder die Nummer Eins bist. Ich habe nicht vor, einen derart wertvollen Posten einfach ziehen zu lassen.«
»Das werde ich dir nicht vergessen, Jack.«
»Das würde ich auch nicht zulassen.«
Nachdem Jack gegangen war, wollte sich Lord einen weiteren Drink einschenken, hielt jedoch plötzlich inne. Er schaute hinunter auf die zitternden Hände und stellte behutsam Glas und Flasche ab. Bis zur Couch schaffte er es gerade noch, bevor die Knie unter ihm nachgaben. Im prunkvollen Spiegel über dem Kamin konnte er sich erkennen. Vor zwanzig Jahren war die letzte Träne über das derbe Gesicht gerollt, damals beim Tod seiner Mutter. Nun aber entwickelte sich ein steter Fluss. Er hatte um seinen Freund Walter Sullivan geweint. Jahrelang hatte Lord sich selbst eingeredet, der alte Mann sei für ihn nicht mehr als ein vergoldeter Scheck am
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