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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Arbeit bei der Staatsanwaltschaft.«
    »Ach, ja?«
    »Ich meine es ernst.«
    »Seit wann?«
    »Jeder wird einmal erwachsen, Kate.«
    »Nicht Jack R. Graham. Alles, nur das nicht!«
    Er bog nach rechts auf den Constitution Drive und fuhr auf die Union Station zu. Dann besann er sich eines Besseren. Er wusste zwar, welche Richtung er nehmen musste, wollte aber nicht, dass Kate das merkte. »Ich fahre im Moment einfach so durch die Landschaft, Kate. Wo muss ich lang?«
    »Tut mir leid. Um das Kapitol herum, Richtung Maryland, dann nach links in die Third Street.«
    »Magst du die Gegend?«
    »Für mein Gehalt lebt es sich dort ganz gut. Lass mich raten, du wohnst wahrscheinlich in Georgetown, in einem der großen Apartmenthäuser mit eigenem Quartier für das Personal, richtig?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich bin nicht umgezogen. Ich habe noch dieselbe Wohnung wie früher.«
    Ungläubig starrte sie ihn an. »Jack, was machst du bloß mit dem ganzen Geld?«
    »Ich kaufe mir, was ich will. Ich will bloß nicht allzu viel.« Er starrte zurück. »Wie wäre es mit einem Dairy-Queen-Karamelleis?«
    »So etwas gibt es in dieser Stadt nicht, ich habe schon alles abgesucht.«
    Grinsend über die hupenden Fahrer machte Jack kehrt und brauste los.
    »Anscheinend, Frau Staatsanwältin, haben Sie nicht genügend recherchiert.«
    Eine halbe Stunde später rollten sie auf Kates Parkplatz. Er rannte um den Wagen herum, um ihr herauszuhelfen. Der Knöchel war noch dicker angeschwollen. Das Karamelleis hatte sie fast aufgegessen.
    »Ich helfe dir.«
    »Nicht nötig.«
    »Ich hab’ dir den Knöchel verrenkt. Lass mich für einen Teil der Schuld Buße tun.«
    »Ich schaffe es schon, Jack.« Der Tonfall war ihm auch nach vier Jahren noch vertraut. Mit einem matten Lächeln trat er einen Schritt zurück. Sie hatte sich vorsichtig die Hälfte der Treppe hinaufgekämpft, und er wollte gerade in den Wagen steigen, als sie sich umdrehte.
    »Jack?« Er schaute zu ihr hinauf. »Danke für das Eis.« Damit verschwand Kate im Haus.
    Als Jack losfuhr, sah er nicht den Mann, der sich neben der kleinen Baumreihe an der Einfahrt zum Parkplatz verbarg.
    Luther Whitney trat aus dem Schatten der Bäume und blickte das Apartmenthaus hoch.
    Sein Aussehen hatte sich innerhalb von zwei Tagen drastisch gewandelt. Glücklicherweise wuchs sein Bart rasch. Die Haare waren kurz geschoren, darüber trug er einen Hut. Eine Sonnenbrille verdeckte die wachsamen Augen, ein schwerer Mantel verhüllte die hagere Gestalt.
    Er hatte gehofft, sie noch einmal zu sehen, bevor er untertauchte. Als er Jack erblickte, war er überrascht gewesen; doch es war ihm keineswegs unlieb. Er mochte Jack.
    Luther zog den Mantel enger. Der Wind wurde stärker; es war kälter, als man es im September in Washington gewohnt war. Er schaute zum Fenster seiner Tochter hinauf.
    Apartment Nummer vierzehn. Er kannte es gut, war schon des Öfteren dort gewesen. Natürlich wusste seine Tochter nichts davon. Das Standardschloss der Eingangstür war ein Kinderspiel für ihn. Jemand mit einem Schlüssel brauchte länger, um es zu öffnen. Meist hatte er dann auf dem Sofa im Wohnzimmer gesessen und hundert verschiedene Dinge betrachtet, die allesamt Erinnerungen aus vielen Jahren in sich trugen. Manche davon waren angenehm, die meisten jedoch ernüchternd.
    Manchmal schloss er auch einfach die Augen und nahm die verschiedenen Gerüche in sich auf. Er wusste, welches Parfüm sie benutzte; es war ein unaufdringlicher Duft, und sie trug nur sehr wenig auf. Die Möbel waren groß, stabil und ein wenig abgenutzt. Der Kühlschrank war stets leer. Beim Anblick des kärglichen und ungesunden Inhalts der Vorratsschränke war er jedes Mal entsetzt gewesen. Sie hielt die Wohnung in Ordnung, war aber nicht penibel; es war ein Ort, wo jemand hauste, mehr nicht.
    Und sie bekam jede Menge Anrufe. Manche hörte er sich an, und manche ließen ihn wünschen, sie hätte einen anderen Beruf ergriffen. Da er selbst auf der anderen Seite des Gesetzes stand, wusste er, wie viele wirklich verrückte Mistkerle da draußen herumliefen. Aber es war zu spät, um seinem einzigen Kind einen Laufbahnwechsel zu empfehlen.
    Luther war sich bewusst, dass es eine seltsame Beziehung zwischen Vater und Tochter war, doch er sagte sich, dass er es selbst nicht besser verdiente. Das Bild seiner Frau drängte sich in seine Gedanken; einer Frau, die ihn geliebt und all die Jahre zu ihm gehalten hatte, und wofür? Nur für Schmerz und Elend.

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