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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hatte am Tisch gesessen, tödlich gelangweilt in die Luft gestarrt und von all den Plätzen geträumt, an denen er jetzt lieber wäre. Jerry Burns, der geschäftsführende Anwalt. Er vermittelte den Eindruck, als würde er lieber auf einer Farm im Mittelwesten Kuhmist schaufeln. Nun bedachte er seinen jungen Kollegen mit einem verächtlichen Blick.
    »Ich habe sie gelesen«, antwortete Luther.
    »Gut«, meinte Jerry Burns. »Können wir also anfangen?«
    Eine Viertelstunde später verließ Luther Legal Services, Inc., mit zwei Kopien seines Testaments in der Manteltasche.
    Verdammte Juristen. Man konnte ohne sie weder leben noch sterben. Weil nämlich alle Gesetze von Juristen gemacht wurden. So hatten sie den Rest der Welt fest im Griff. Luther dachte an Jack und lächelte. Jack war nicht wie sie. Jack war anders. Dann dachte er an seine Tochter, und das Lächeln verschwand. Auch Kate war nicht wie sie. Aber Kate hasste ihn.
    In einem Fotogeschäft kaufte er eine Polaroid-Kamera und eine Packung Filme. Luther hatte nicht vor, irgendjemand die Bilder entwickeln zu lassen, die er machen wollte. Dann kehrte er zurück zum Hotel. Eine Stunde später hatte er insgesamt zehn Fotos geschossen. Er wickelte sie in Papier, danach legte er sie in eine Kartonmappe, die er tief in seinem Rucksack verstaute.
    Er setzte sich und schaute aus dem Fenster. Beinahe eine Stunde verstrich, bevor er sich wieder bewegte, zum Bett wankte und sich hineinfallen ließ. Was für ein zäher Kerl er doch war. Zu einfühlsam, um beim Anblick des Todes nicht zusammenzuzucken, um nicht entsetzt zu sein von einem Ereignis, bei dem einem Menschen das Leben geraubt wurde, der noch viel länger auf Erden hätte wandeln sollen. Und der Gipfel war, dass der Präsident der Vereinigten Staaten darin verwickelt war. Ein Mann, den Luther respektiert, dem er seine Stimme gegeben hatte. Ein Mann, der das höchste Amt des Landes bekleidete und der in betrunkenem Zustand mit bloßen Händen beinahe eine Frau ermordet hätte. Selbst der Anblick seines nächsten Verwandten, der kaltblütig jemanden zu Tode prügelte, hätte Luther nicht schwerer treffen können. Es war, als wäre er selbst das Opfer gewesen, als hätte er die mörderischen Hände um den eigenen Hals gespürt.
    Doch noch etwas anderes ließ ihn nicht los. Etwas, das er nicht wahrhaben wollte. Er wühlte das Gesicht in die Kissen und schloss die Augen in dem vergeblichen Versuch einzuschlafen.
    »Es ist toll, Jenn.« Jack betrachtete die Villa aus Ziegel und Stein, die von einem Ende zum anderen mehr als sechzig Meter maß und über mehr Zimmer als ein College-Internat verfügte. Er fragte sich, warum sie überhaupt hier waren. Die kurvenreiche Auffahrt endete hinter dem massiven Bau in einer Garage für vier Autos. Der Rasen war so perfekt gepflegt, dass er in Jacks Augen einem mit Jade gefüllten Swimmingpool glich. Das Grundstück hinter dem Haus war in drei Terrassen angelegt, auf jeder befand sich ein eigener Pool. Das Anwesen entsprach dem Standard der Reichsten: Tennisplätze und Reitställe sowie 200 Hektar Grund, auf dem man umherstreifen konnte – das alles kam im nördlichen Virginia einem wahren Grundstücksimperium gleich.
    Die Immobilienmaklerin wartete an der Eingangstür. Ihr neuer Mercedes parkte neben einem großen Springbrunnen aus Stein, den faustgroße Rosen aus Granit zierten. In ihrem Kopf rotierten bereits die Provisionssummen. Waren die beiden nicht ein fantastisches junges Paar? Das hatte sie so oft wiederholt, dass Jacks Schläfen inzwischen pochten.
    Jennifer Baldwin nahm ihn am Arm; zwei Stunden später hatten sie den Rundgang beendet. Jack schlenderte zum Rand des großzügig angelegten Rasens und bewunderte die stämmigen Bäume; in einer zusammengewürfelten Gruppe drängten sich Ulmen, Fichten, Ahornbäume, Pinien und Eichen um die Vorherrschaft. Die Blätter begannen bereits, sich zu verfärben, und Jack betrachtete das erste Laub, das sich rot, gelb und orange leuchtend über das Anwesen verteilte, das zum Kauf angeboten wurde.
    »Also, wie viel?« Er fühlte sich berechtigt, diese Frage zu stellen. Aber das hier musste über ihre Verhältnisse hinausgehen. Zumindest über seine. Er musste gestehen, dass es günstig gelegen war. Nur fünfundvierzig Minuten in der Hauptverkehrszeit von seinem Büro entfernt. Aber der Preis? Erwartungsvoll sah er seine Verlobte an.
    Jennifer wirkte nervös und spielte mit ihrem Haar. »Drei Millionen achthundert.«
    Jack wurde

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