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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Die Gebete und die Stille hatten ihm geholfen, sich zu konzentrieren. Schritt für Schritt war er immer besser darin geworden, jenen meditativen Zustand zu erreichen, bei dem er fühlte, daß er Gottes ursprünglichem Plan näherkam. Er spürte, wie ihn die Energie erfüllte. Bei diesen Gelegenheiten vibrierte sein ganzes Wesen vor Erwartung. Bald würde er die Frucht seines neuerworbenen Wissens ernten können. Natürlich beklagte er dann um so mehr, daß unnötigerweise Leben zerstört worden war, aber es herrschte ein Krieg zwischen Gut und Böse, und aus dieser Perspektive waren die Mädchen notwendige Opfer.
    Die Nachmittagssonne wärmte ihn auf seiner Parkbank. Die heutige Gebetsstunde hatte ihm besonders viel Kraft verliehen, und er hatte das Gefühl, er würde mit der Sonne um die Wette strahlen. Als er seine Hand betrachtete, bemerkte er einen schmalen Lichtschimmer, der sie umgab. Jacob lächelte. Es hatte angefangen.
    Neben der Bank entdeckte er eine Taube. Sie lag auf der Seite, und die Natur hatte bereits begonnen, sie zurückzunehmen und in Staub zu verwandeln. Steif und schmutzig lag sie da, die Augen überzogen mit dem weißen Häutchen des Todes. Gespannt beugte er sich vor und studierte das Tier. Es war ein Zeichen.
    Jacob erhob sich von der Bank und kauerte sich neben die Taube. Zärtlich betrachtete er sie. Seine Hand glühte, als würde ein Feuer in seinen Gliedern brennen. Zitternd führte er den rechten Zeigefinger zu dem Tier und ließ ihn leicht auf dessen zerrupftem Federkleid ruhen. Nichts geschah. Die Enttäuschung drohte ihn zu überwältigen, doch er zwang sich, an dem Ort zu bleiben, wohin die Gebete ihn stets lenkten. Nach einem Weilchen erzitterte die Taube. Ein Zucken eines ihrer steifen Beine folgte. Dann geschah alles auf einmal. Die Federn erhielten ihren Glanz zurück, der weiße Film über den Augen verschwand, sie stellte sich auf die Füße, und mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sie sich zum Himmel. Jacob lächelte zufrieden.
    An einem der Fenster zum Garten stand Doktor Stig Holbrand und beobachtete Jacob zusammen mit Fredrik Nydin, der einen Teil seiner weiteren ärztlichen Ausbildung in der Gerichtspsychiatrie machte.
    »Das ist Jacob Hult. Er ist bei uns so was wie ein Spezialfall. Er hat zwei Mädchen gefoltert, um dann zu versuchen, sie wieder zu heilen. Sie starben an den Verletzungen, und er ist wegen Mord verurteilt. Aber bei der rechtspsychiatrischen Untersuchung ist er nicht durchgekommen, und außerdem hat er einen Gehirntumor, der sich nicht behandeln läßt.«
    »Wie lange hat er noch?« fragte der junge Arzt. Er sah die Tragik des Falls, aber fand die Sache zugleich ungemein spannend.
    »Ungefähr sechs Monate. Er behauptet, daß er selbst imstande sein wird, sich zu heilen, und verbringt den größten Teil des Tages mit Meditieren. Wir lassen ihn gewähren. Er tut ja hier keinem etwas zuleide.«
    »Aber was macht er denn jetzt?«
    »Ja, damit ist nicht gesagt, daß er sich nicht manchmal ziemlich merkwürdig aufführt.« Doktor Holbrand blinzelte durch die Scheibe und hielt die Hand über die Augen, um besser sehen zu können. »Ich glaube, er wirft gerade eine Taube in die Luft. Nun ja, das arme Tier war wenigstens schon tot«, fuhr er trocken fort.
    Dann begaben sie sich zum nächsten Patienten.

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