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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und zum tausendstenmal nahm sie sich vor, Verdunklungsgardinen zu kaufen und sie schnell anzubringen - vielmehr es von Patrik machen zu lassen.
    Sein zufriedenes Schnaufen neben ihr brachte sie zur Weißglut. Wie konnte er sich unterstehen, neben ihr leise vor sich hin zu schnarchen, während sie Nacht für Nacht wach lag? Es war ja schließlich auch sein Baby. Müßte er nicht aus Sympathie oder dergleichen ebenfalls wach liegen? Sie stupste ihn ein bißchen, in der Hoffnung, daß er aufwachte. Keine Regung. Sie puffte ihn ein bißchen derber. Er grunzte, zog die Decke um sich und drehte sich auf die andere Seite.
    Seufzend legte sie sich auf den Rücken, verschränkte die Arme über der Brust und starrte an die Decke. Der Bauch wölbte sich wie ein großer Globus in die Luft, und sie versuchte das Baby vor sich zu sehen, wie es dort drinnen im Dunkeln im Fruchtwasser schwamm. Vielleicht hatte es den Daumen im Mund. Doch noch war alles zu unwirklich, als daß ihr irgendwelche Säuglingsbilder vor Augen kamen. Sie war im achten Monat schwanger, aber konnte noch immer nicht begreifen, daß es da drinnen ein Baby gab. Nun ja, sehr bald würde das nur allzu wirklich sein. Erica wurde zwischen Sehnsucht und Furcht hin und her gerissen. Es war schwierig, sich die Zeit nach der Geburt vorzustellen. Wenn sie ehrlich sein sollte, konnte sie im Moment kaum über das Problem hinaussehen, nicht mehr auf dem Bauch schlafen zu können. Sie schaute auf die leuchtenden Ziffern des Weckers. Vier Uhr zweiundvierzig. Vielleicht sollte sie Licht machen und lieber ein bißchen lesen?
    Dreieinhalb Stunden und einen schlechten Krimi später war sie gerade dabei, sich aus dem Bett zu wälzen, als das Telefon durchdringend klingelte. Sie reichte den Hörer wie gewohnt an Patrik weiter.
    »Hallo, hier Patrik.« Seine Stimme klang schlaftrunken. »Ja, natürlich, o verdammt, ja, ich bin in einer Viertelstunde da. Wir sehen uns dort.«
    Er drehte sich zu Erica um. »Wir haben einen Einsatz. Ich muß los.«
    »Aber du hast doch Urlaub. Kann das nicht jemand anders machen?« Sie hörte, daß sie nörglig klang, aber eine Nacht ohne Schlaf war nicht gerade gut für die Stimmung.
    »Es geht um Mord. Mellberg will, daß ich mitkomme. Er fährt auch raus.«
    »Ein Mord? Wo denn?«
    »Hier in Fjällbacka. Ein kleiner Junge hat heute morgen in der Königsschlucht eine tote Frau gefunden.«
    Patrik kleidete sich rasch an, was dadurch erleichtert wurde, daß man sich mitten im Juli befand und nur luftige Sommersachen brauchte. Bevor er aus der Tür stürmte, stieg er noch einmal ins Bett und gab Erica einen Schmatz auf den Bauch, ungefähr dort, wo ihrer schwachen Erinnerung nach früher einmal der Nabel gesessen hatte.
    »Mach’s gut, Bambino. Sei jetzt lieb zu Mama, dann bin ich bald wieder zu Hause.«
    Er küßte Erica rasch auf die Wange und eilte los. Seufzend hievte sich Erica aus dem Bett und streifte eins der Zeltkleider über, zwischen denen sie im Moment nur wählen konnte. Obwohl sie es besser hätte wissen müssen, hatte sie massenweise Babybücher gelesen, und ihrer Meinung nach sollte man all die Leute, die vom freudvollen Dasein in der Schwangerschaft berichteten, auf den Marktplatz stellen und verprügeln. Kein Schlaf, Gliederschmerzen, Schwangerschaftsstreifen, Hämorrhoiden, Schweißausbrüche und Hormonstörungen allgemeinster Art entsprachen der Wahrheit viel mehr. Und sie leuchtete weiß Gott auch nicht, weil in ihr eine seligmachende Glut glomm. Brummelnd schlurfte sie die Treppe hinunter auf der Jagd nach der ersten Tasse Kaffee des Tages. Die würde hoffentlich dafür sorgen, daß sich die Nebel lichteten.
     
    Als Patrik ankam, herrschte bereits fieberhafte Aktivität. Der Eingang zur Königsschlucht war mit gelbem Plastikband abgesperrt, und er zählte drei Streifenwagen und eine Ambulanz. Die Spurensicherung aus Uddevalla war bereits in die Arbeit vertieft, und er war erfahren genug, um nicht direkt in den Fundort hineinzutrampeln. Das waren Anfängerfehler, was seinen Chef, Kommissar Mellberg, jedoch nicht hinderte, direkt zwischen den Kriminaltechnikern herumzutapsen. Verzweifelt starrten die auf seine Kleidung und seine Schuhe, die in diesem Augenblick Tausende von Fasern und Partikeln an ihrem empfindlichen Arbeitsplatz hinterließen. Als Patrik vor dem Band stehenblieb und Mellberg zuwinkte, stieg der zur großen Erleichterung der Kollegen endlich über die Absperrung nach draußen.
    »Grüß dich, Hedström.«
    Seine

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