Der Preis der Ewigkeit
mit ihm, ihrem Vater. Ihrem Beschützer. Ihrem König. „Es ist meine Schuld, dass Kate überhaupt dort ist. Dieses Baby könnte meinetwegen sterben .“
„Ich werde alles tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass das nicht geschieht“, versicherte ihr Walter. „Wenn das hier erst vorüber ist …“
„Glaubst du ernsthaft, das hier wird je vorüber sein?“, fauchte Ava. „Wenn der Rat herausfindet, dass wir das Leben von Henrys Kind aufs Spiel setzen, um ihn in den Krieg hineinzuziehen, wem werden sie dann wohl die Schuld dafür geben, Daddy? Dir oder mir?“
„Ich werde dem Rat meine Rolle bei dem Ganzen offenbaren“, sagte Walter.
Ava nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug, als kostete es sie alle Kraft, die sie besaß, zu sprechen. „Die Rolle, die der Rat sehen wird, ist jene, die ich gespielt habe, und ich werde das in Ordnung bringen, bevor dieses Baby stirbt und ich wirklich alle verliere, die ich liebe.“
Walter richtete sich zu voller Größe auf. Er mochte aussehen wie ein alter Mann, doch abgesehen von den Titanen war er das mächtigste Wesen auf dieser Welt, und das ließ er niemals irgendjemanden vergessen. Nicht einmal seine Tochter. „Ich verbiete es dir.“
Ava lachte, doch es war nicht das Lachen von jemandem, der auch nur die geringste Freude in seinem Leben hatte; stattdessen war es erfüllt von Selbsthass und Hoffnungslosigkeit. „Zu spät.“
Bevor Walter noch ein Wort sagen konnte, brach ein herzzerreißender Schrei voll unermesslichem Schmerz aus den Tiefen der Erde hervor und dröhnte durch den Olymp.
„Er weiß es“, sagte Ava, und ohne ein weiteres Wort schlüpfte sie durch die Tür und schloss sie hinter sich.
1. KAPITEL
DIE GEBURT
Henry .
Umhüllt von tiefer Dunkelheit fuhr ich hoch. Mein Gesicht war schweißnass, und während der Traum verblasste, hallte Henrys Schrei in meinen Ohren nach, brannte sich mir ins Gedächtnis ein.
Wieder eine Vision, eine von Dutzenden, die ich gehabt hatte, seit ich vor einer Ewigkeit aus der Unterwelt fortgegangen war. Doch diesmal hatte ich nicht zugesehen, wie Henry seinen Aufgaben als Herrscher über die Toten nachging, während er auf meine Rückkehr wartete. Ich hatte nicht hilflos danebengestanden, während Ava ihm falsche Zwischenberichte über unsere angebliche Suche nach Rhea in Afrika gab.
Endlich wusste Henry, was wirklich geschehen war, und in diesen Minuten vor Anbruch der Dämmerung klammerte ich mich an die Hoffnung, dass es noch nicht zu spät war.
„Ein Albtraum, meine Liebe?“
Ich erschauderte, und die Kerzen, die in meinem Gefängnis verstreut standen, erwachten leise flackernd zum Leben. Neben meinem Bett saß Kronos, auf demselben Stuhl, auf dem er jede Nacht seit Ende Dezember verbracht hatte. Seit ich aufgewacht war; mit hämmernden Kopfschmerzen und Erinnerungen, von denen ich wünschte, es wären Albträume.
Doch auch dies war keiner. Kronos war hier und arbeitete Seite an Seite mit der Königin der Götter, die vor nichts zurückschrecken würde, um mir so grausame Qualen zuzufügen wie nur irgend möglich.
Das Baby in mir regte sich, zweifellos wenig erfreut über den unsanften Weckruf. Ich hatte nicht gewagt zu spekulieren, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Wenn es nach Calliope ging, würde ich es vielleicht niemals erfahren, und das zerriss mir das Herz bereits mehr, als ich ertragen konnte. Ich legte mir die Hand auf meinen aufgeblähten Bauch – mittlerweile war er so dick, dass mir die einfachsten Bewegungen schwerfielen – und versuchte, das Baby in Gedanken zu beruhigen. „Hast du das nicht gehört?“, fragte ich Kronos heiser.
„Meinen Sohn? Natürlich“, entgegnete er und streckte die Hand nach meinem Bauch aus. Ich schlug sie fort und er lachte leise. „Es scheint, als würden die Spiele nun ihren Lauf nehmen.“
„Was für Spiele?“ Doch ich kannte die Antwort, noch bevor ich die Frage gestellt hatte. Mein Traum, meine Vision – die Herbst-Tagundnachtgleiche –, war eingetreten und zu guter Letzt wusste Henry, dass ich verschwunden war.
Ein scharfer Schmerz schoss mir vom Rücken in den Unterleib und ich keuchte auf. Augenblicklich war Kronos an meiner Seite, genau wie Henry es an seiner Stelle gewesen wäre. Ich wandte mich von ihm ab.
„Calliope hat beschlossen, dass es stattdessen heute geschehen wird“, murmelte er, und seine Stimme hätte beruhigend geklungen, wäre sie nicht von ihm gekommen.
„Beschlossen, dass was geschehen wird?“ Mühsam kämpfte
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