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Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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wollte?
    Er machte ein finsteres Gesicht. In der Hinsicht irrte sie sich gründlich. Das war nur wieder einmal typisch Rosalind, die stets allen Dingen eine tiefere Bedeutung beimaß, als sie tatsächlich hatten. Er wollte die Leute nicht „mit der Nase darauf stoßen“, wie sie es ausgedrückt hatte. Das war ganz und gar nicht der Fall.
    Wirklich?
    Laut fluchend griff er nach der Urkunde und steckte sie wieder in die Tasche. Nein, so war es nicht, und das würde sie bestimmt einsehen, sobald die Angelegenheit erledigt war. Er würde den Titel so diskret übernehmen, dass dadurch kaum Aufsehen erregt wurde. Sobald sie erst erkannte, zu wie viel Erfolg und Vermögen die Knighton Handelsgesellschaft dadurch gelangte ...
    Er seufzte. Rosalind machte sich nicht das Geringste aus Reichtum. Diese Frau würde wahrscheinlich sein ganzes Geld für die Unterstützung irgendwelcher Theater ausgeben. Er würde ihre Ausgaben genau im Auge behalten müssen, denn bestimmt nutzte sie sie für völlig abenteuerliche und unpraktische Dinge.
    Er verdrehte die Augen. Als ob er ihr je einen Wunsch abschlagen könnte! Selbst wenn sie ihn um die Themse bat, würde er sie wahrscheinlich für Rosalind in Flaschen abfüllen lassen und sie ihr schenken.
    In einer Hinsicht jedoch wollte er standhaft bleiben. Er musste den Titel schnell übernehmen, damit er an der Delegation teilnehmen konnte. Davon würde sie ihn nicht abhalten!
    Du fängst es ganz falsch an.
    Zur Hölle mit ihr! Musste ihn ihre absurde Einstellung auch noch quälen, wenn sie gar nicht in der Nähe war? Er verdrängte jeden Gedanken an sie und schaute sich im Zimmer um, ob sie auch keine verräterischen Spuren hinterlassen hatten; dann machte er sich auf den Weg nach oben. Das Haus war ungewöhnlich still, fast als hielte es den Atem an. Vielleicht wartete es darauf, dass der alte Earl starb, dass eine der Töchter heiratete, dass er selbst sein Erbe antrat. Nein, rief er sich streng in Erinnerung - Letzteres würde schon vor dem Tod des Earl passieren.
    Sobald er jedoch im Bett lag, hatte er Schwierigkeiten einzuschlafen. Rosalinds Worte verfolgten ihn, ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte, sie aus seinem Gedächtnis zu verbannen.
    Also gut, vielleicht wollte er etwas beweisen. Was war so schlimm daran? Die meisten Männer wollten das schließlich. Warum sollte das bei ihm anders sein?
    Du fängst es ganz falsch an.
    Seufzend drehte er sich um und versuchte, ihre Stimme aus seinem Kopf zu bekommen. Nach einer Weile fiel er in einen unruhigen Schlaf. Die halbe Nacht wälzte er sich im Bett hin und her, immer wieder glaubte er, ihre Worte zu hören. Dann, am frühen Morgen, fing er an zu träumen.
    Er stand im Oberhaus und schwenkte die Heiratsurkunde seiner Eltern, während ihn eine laute, sonore Stimme zum rechtmäßigen Earl of Swanlea erklärte. Triumphierend guckte er sich um, doch zu seinem Entsetzen waren alle Lords in ihren Roben plötzlich zu Kindern geworden. Als er an sich herabschaute, war er ebenfalls ein Kind. Er war wieder zwölf, vaterlos, ohne Freunde, und die anderen Jungen verhöhnten ihn. Er versuchte zu erläutern, dass er jetzt ehelicher Abstammung sei, aber ihr Spott übertönte ihn.
    Dann sah er sie. Rosalind stand über ihm in der Besucherloge und beobachtete das Geschehen. Er rief nach ihr, aber sie hörte ihn nicht. Mit traurigem Blick wandte sie sich ab und ging. Verzweiflung befiel ihn. Er wollte ihr nacheilen, aber die Jungen umringten ihn und versperrten ihm den Weg. Rosalind ! schrie er. Rosalind!
    Er wurde davon wach, weil er tatsächlich nach ihr rief. Er brauchte eine ganze Weile, bis er sich daran erinnerte, wo er war, und bis er sich etwas beruhigt hatte. Als sein Puls wieder normal ging, begann Griffith stöhnend mit den Fäusten sein Kopfkissen zu bearbeiten.
    Großer Gott, sie hatte Recht. Sie hatte ihm geradewegs in die Seele geblickt. Nicht einmal ihm selbst war das bisher gelungen. Sein Ansinnen hatte nicht nur mit gesundem Ehrgeiz zu tun, nicht wahr?
    Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Zimmerdecke an. Nein, wenn er seine Motive einmal gründlich unter die Lupe nahm, musste er sich eingestehen, dass es ihm nicht nur um seine Handelsgesellschaft ging. Die Übernahme des Titels noch in diesem Jahr stellte für ihn keine Garantie dar, dass er sich auch der Delegation anschließen durfte. Aber selbst wenn man ihn von der Teilnahme ausschloss, würde ihn das trotzdem nicht davon abhalten, mit China Handel zu treiben.

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