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Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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eigentlich für den Schurken in diesem Stück gehalten hatte. Doch er sah nicht wie ein Schurke aus. Eher wie ein Feldarbeiter in der Kleidung eines Gentleman, etwas unbeholfen und verlegen in dieser Umgebung. Papas Diener, der Mr. Knighton für die Dauer seines Besuchs zugewiesen worden war, schien ihm die Krawatte zu fest gebunden zu haben, da der Mann unentwegt daran herumfingerte. Sein sichtbares Unbehagen weckte bei Rosalind seltsamerweise eine gewisse Sympathie.
    Auf Juliet schien er jedoch nicht dieselbe Wirkung zu haben. Ängstlich versteckte sie sich hinter Rosalind. Dabei lächelte der Mann jetzt, und dieses Lächeln ließ seine sonst eher grob geschnittenen Züge beinahe attraktiv wirken. Warum war Juliet dann nur so eingeschüchtert?
    Sie kamen näher, und Rosalind fiel auf, wie groß er tatsächlich war. Ein Verdacht stieg in ihr auf. Er schien wirklich ein Riese zu sein, und Juliet war so klein und zart...
    „Du musst dich nicht mit ihm abgeben“, wisperte Rosalind. „Wenn er dir Angst einflößt...“
    „Jemand muss ihn ja heiraten“, fiel Juliet ihr ins Wort. Rosalind entging nicht, dass Juliet ihre Angst gar nicht bestritt. „Du und Helena, ihr weigert euch, also fällt die Aufgabe mir zu.“
    „Liebes ..."
    „Genug“, zischte Juliet, obwohl in ihren Augen Tränen schimmerten. „Ich will mein Dasein nicht als alte Jungfer fristen. Aber wenn ich Mr. Knighton nicht heirate und wir von Swan Park vertrieben werden, dann erwartet mich genau dieses Schicksal!“
    Rosalind seufzte. Junge Mädchen konnten solche Tragödinnen sein! „Du hast immer noch Zeit, einen anderen Ehemann zu finden.“
    „Das denkst du! Helena hat ihre Chancen vertan wegen ihrer ... Krankheit - und du wegen deiner Verantwortung für das alles hier, und weil Papa uns nicht nach London gehen lassen will. Nun, ich werde meine Chance nicht vertun. Ich werde sie mir nicht entgehen lassen, nur weil Mr. Knightons Größe mich ein wenig verunsichert. Ich werde mich daran gewöhnen. Ja, das werde ich.“
    Es hatte keinen Sinn, Juliet war einfach zu stur. Trotzdem wollte Rosalind dafür sorgen, dass alles ein gutes Ende nahm. Sie war es Juliet schuldig, dass sie die Ehe mit einem Mann ihrer Wahl einging.
    Mr. Knighton verneigte sich jetzt vor ihnen, wodurch seine Größe noch deutlicher wurde, denn selbst in dieser Haltung überragte er Juliet noch immer fast um Haupteslänge. Stammelnd übernahm es Juliet, ihn und Rosalind miteinander bekannt zu machen.
    Er sah höflich über ihre Nervosität hinweg. „Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen“, wandte er sich an Rosalind. „Ihre Schwestern haben mir schon viel von Ihnen erzählt.“
    „Sie dürfen ihnen kein Wort glauben.“ Sie reichte ihm die Hand und verfiel automatisch in die vertraute Rolle der Hausherrin. „Niemand kann die Fehler eines Menschen übertriebener darstellen als eine Schwester.“
    Er drückte ihre Hand nur kurz. „Dann werden Sie mir hoffentlich die Gunst erweisen, Ihre Tugenden kennen zu lernen, damit ich den Übertreibungen Ihrer Schwestern widersprechen kann.“
    Diese Worte, gepaart mit einem gewinnenden Lächeln, hätten sie beinahe entwaffnet. Beinahe. „Nun, ich bin beeindruckt. Sie scheinen weitaus mehr Talent für Schmeicheleien zu haben als Ihr Berater. “
    Ein kurzes Erschrecken flackerte in seinen grauen Augen auf. „Sie sind Griffith ... ich meine, Daniel bereits begegnet?“
    Griffith? Stimmt, der Schurke hatte tatsächlich gesagt, dass ihn manche Leute so nannten. „Ja, gestern Abend.“ Ohne weiter darauf einzugehen, spähte sie in das leere Esszimmer. „Und wo steckt Mr. Brennan heute Morgen? Er schläft wohl noch, oder?“
    „Hm ... ja, er hält sich eher an den Tagesrhythmus, den er in der Stadt pflegt.“
    Genau das hatte Mr. Brennan ihr auch erzählt. Ob Mr. Knighton bereits mit ihm gesprochen und von ihrer Attacke letzte Nacht gehört hatte?
    Wenn ja, so ließ er sich davon jedoch nichts anmerken. „Er wird sicher bald kommen. Wollen wir zum Frühstücken gehen?“ Sein Lächeln galt auch Juliet, die ihn beharrlich anschaute, als könne sie so ihre Angst vor ihm bezwingen.
    „Aber natürlich.“ Rosalind trat zwischen ihn und ihre Schwester, um seinen Arm zu nehmen, und Juliet wirkte erleichtert.
    Dennoch kreisten Rosalinds Gedanken nicht um Mr. Knighton, als sie das sonnendurchflutete Esszimmer betraten. Mr. Brennan hatte also verschlafen... Und das nach seinen kaum verhüllten Drohungen, etwas von ihrer peinlichen

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