Der Preis der Liebe
nach vorn, um ihm eine gepfefferte Lektion zu erteilen.
„Genug der Unverschämtheit, Daniel“, kam Mr. Knighton ihr zuvor.
Rosalind war ein wenig besänftigt, obwohl sie sich doch fragte, warum sich der Mann so lange Zeit gelassen hatte, seinen impertinenten Angestellten in die Schranken zu weisen. Und warum dieser Angestellte seinen Arbeitgeber nun so verärgert ansah.
„Ich weiß nicht, was letzte Nacht vorgefallen ist“, fuhr Mr. Knighton nervös fort. „Aber ein unhöfliches Verhalten meinen Cousinen gegenüber dulde ich nicht.“
„Wie bitte? Du duldest ...“ Mr. Brennan verstummte, als ob ihm plötzlich das ganze Ausmaß seines ungebührlichen Verhaltens bewusst geworden wäre. Sichtlich bemüht, sich zu beherrschen, stellte er umständlich seine Tasse wieder gerade, und erst nach einer ganzen Weile sprach er weiter. „Ja, natürlich. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“
„Und jetzt entschuldige dich bei Lady Rosalind.“
Er schaute Mr. Knighton vernichtend an, und seine Kiefermuskeln zuckten. „Ich bitte Sie um Verzeihung, Lady Rosalind. Ich wollte Sie nicht beleidigen.“
Sein Tonfall strafte seine Worte Lügen. Rosalind warf Mr. Knighton, der plötzlich ein Lachen zu unterdrücken schien, einen Blick zu. Was mochte er an dieser Situation bloß so erheiternd finden? Sein Berater guckte sie beide geradezu mordlustig an. Mr. Knighton sollte lieber aufpassen, wem er seine Geschäfte anvertraute!
Sie riss sich zusammen. „Ihre Entschuldigung ist angenommen, Mr. Brennan. Nach gestern Abend habe ich mich bereits an Ihre Ausdrucksweise gewöhnt, und Sie müssen zugeben, dass auch ich bisweilen ... zur Direktheit neige.“
Es schien ihm schwer zu fallen, eine sarkastische Antwort zu unterdrücken, doch plötzlich stahl sich der Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel, und Rosalind wurde unruhig. Sie mochte es lieber, wenn er zornig war. Denn dann spürte sie nicht diese eigenartige Verbundenheit mit ihm, dieses verwirrende Gefühl, als verstehe er sie besser als sonst irgendjemand auf der Welt.
„Nun, dann ist ja alles wieder in Ordnung“, stellte Juliet, die ewige Schlichterin, hastig fest. Sie legte ihre Serviette mit weiblicher Anmut nieder. „Wenn alle fertig gefrühstückt haben, sollten wir jetzt vielleicht zu Papa gehen. Er erwartet uns.“
„Da ich zu spät zum Frühstück gekommen und noch nicht ganz fertig bin, schlage ich vor, dass Sie ohne mich aufbrechen“, meinte er eine Spur zu beiläufig und blickte seinen Arbeitgeber fragend an. „Du brauchst mich doch nicht, oder?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Ich frühstücke in Ruhe zu Ende und mache dann einen Spaziergang über das Anwesen. Falls dir das recht ist.“
Trotz seiner vollkommen höflichen, fast unterwürfigen Worte wurde Rosalind das Gefühl nicht los, dass er seinem Arbeitgeber einen Befehl erteilte - und sich dabei offenbar sehr wohl fühlte. Ihr Verhältnis war in der Tat sehr sonderbar. Nun ja, wenn sie einen so ... unberechenbaren Berater wie Mr. Brennan gehabt hätte, wäre sie wahrscheinlich auch eher geneigt gewesen, sich etwas zurückzunehmen, aus Angst, er würde sie andernfalls im Schlaf ermorden.
„Das ist eine gute Idee“, erwiderte Mr. Knighton. „Wir wollen doch seiner Lordschaft nicht zu viel zumuten, indem wir alle zusammen bei ihm erscheinen. Die Damen und ich werden ihn allein aufsuchen.“
Auf gar keinen Fall, dachte Rosalind. Sie würde nicht zulassen, dass dieser Schmuggler noch mehr Gelegenheit bekam, in Papas Papieren herumzuschnüffeln. „Ehrlich gesagt gibt es auch für mich keinen Grund, warum ich dabei sein sollte. Papa hat es tatsächlich lieber, wenn die Besuchergruppen so klein wie möglich sind.“ Sie schenkte Mr. Brennan ein strahlendes Lächeln. „Ich werde Sie begleiten, Sir. Sie werden Beistand nötig haben, wenn Sie sich auf dem Besitz zurechtfinden wollen.“
Ein missbilligender Zug trat um seinen Mund. „Ich bitte um Verzeihung, Lady Rosalind, aber ich hatte kein Kindermädchen, als ich ein kleiner Junge war - also brauche ich jetzt erst recht keines. Ich bin sehr gut im Stande, meinen Weg allein zu finden.“
„Dessen bin ich mir sicher; diese Fähigkeit haben Sie ja letzte Nacht sehr überzeugend unter Beweis gestellt - noch dazu in einem fremden Haus. Sie werden allerdings bald das Interesse an unserem Besitz verlieren, wenn Sie nicht jemand von uns auf gewisse Dinge aufmerksam macht. Nein, es ist unbedingt erforderlich, dass ich mitkomme.“
Mr.
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