Der Preis der Liebe
brauchte. Was fiel ihr ein, diese Küsse so leichthin abzutun, während sie ihn so aufgewühlt hatten, dass darüber sein eigentlicher Plan bei ihm völlig in Vergessenheit geraten war?
„Sie essen ja gar nichts, Mr. Brennan“, stellte Juliet fest. „Schmeckt es Ihnen nicht?“
Er sah auf seinen vollen Teller. „Das ist nicht das Problem.“ Er schaute zu Rosalind hin, aber sie starrte nur in ihr Weinglas. „Während unseres Spaziergangs wurden Ihre Schwester und ich plötzlich so hungrig, dass wir im Obstgarten eine Pflaume gegessen haben.“
„Sie meinen sicher Pflaumen “, wandte Juliet kichernd ein. „Sie haben doch bestimmt nicht nur eine Pflaume miteinander geteilt!“
Er zögerte gerade so lang, dass Rosalind erschrocken den Blick hob. Aber sie verstand ihn falsch, er wollte sie nicht vor den anderen bloßstellen. „Nein, natürlich nicht“, schwindelte er. „Trotzdem war es töricht, denn dadurch haben wir keinen Appetit auf irgendetwas anderes mehr. “
Er wusste, dass Rosalind diese Anspielung verstanden hatte, obwohl sie sich nichts anmerken ließ. Stattdessen schnitt sie sich ein Stück von dem Fleisch auf ihrem Teller ab. „Sie sprechen nur für sich“, behauptete sie. „Ich habe durchaus Appetit, vor allem auf so köstliches, gesundes Essen wie dieses.“
„Wollen Sie damit sagen, dass Pflaumen ungesund sind?“ Er spürte, dass alle ihn anguckten, doch das war ihm gleich. Mochten die anderen doch denken, was sie wollten. Rosalind sollte nur zugeben, dass er nicht der Einzige gewesen war, der die Küsse genossen hatte.
„Nun, sie sind nicht schlecht, aber man hat sie schnell über. Wie Sie schon bemerkt haben - eine Pflaume zu viel, und schon ist einem übel.“
„Sie missverstehen mich. Mir ist von der Pflaume nicht schlecht geworden.“ Er senkte bewusst die Stimme. „Ich habe höchstens nur noch mehr Appetit auf Pflaumen bekommen.“
Er hatte gehofft, sie zum Erröten zu bringen, stattdessen sah sie ihn nur mit unbewegter Miene an. „Heute Morgen sagten Sie noch, Sie mögen keine Pflaumen. Sie sind ein sehr wankelmütiger Mensch, Mr. Brennan.“
„Ganz und gar nicht. Nachdem Sie mich gezwungen hatten, eine zu probieren, musste ich erkennen, dass man durch eine besonders erlesene Frucht durchaus seine Meinung ändern kann.“ Juliet schaltete sich ein, ehe Rosalind antworten konnte. „Nun, Mr. Brennan, Sie und Rosalind müssen ja einen schrecklich langweiligen Vormittag verbracht haben, wenn Sie sich über nichts anderes als Obst unterhalten haben.“
„Ich würde ihn alles andere als langweilig nennen.“ Griffith hielt den Blick unverwandt auf Rosalind gerichtet. Er würde sie aus der Fassung bringen, koste es, was es wolle. „Wir haben auch über Shakespeare geredet. Außerdem hatten wir eine angeregte Diskussion zum Thema Versuchung, nicht wahr, Lady Rosalind?“
Sie zeigte keine Reaktion, obwohl klar war, dass mittlerweile zumindest zwei ihrer Zuhörer sehr interessiert am Fortgang des Gespräches schienen. Daniel beobachtete sie aus schmalen Augen, und Lady Helena ließ die Miniatur sinken, an der sie nun nach dem Essen weiterarbeitete.
Trotzdem blieb Rosalind ungerührt. „Ich erinnere mich daran. Sprachen wir nicht über die Komödie der Irrungen ? Es ging doch um Diebe, oder? Als wir uns über Ihre Kindheit im Armenhaus und Ihre faszinierenden Familienbande unterhielten!“ Verdammt. Sie wählte ihre Waffen wirklich geschickt. Daniel hatte sich in seinem Sessel aufgerichtet und, schaute Griffith aufgebracht an.
Als ob sie genau gewusst hätte, was sie da anrichtete, lächelte sie und beugte sich zu ihrer jüngeren Schwester, ohne Griffith aus den Augen zu lassen. „Der Mann hat eine äußerst aufregende Vergangenheit, Juliet. Stell dir vor, sein Vater war ein Straßenräuber - der berüchtigte Danny Brennan! Hättest du das gedacht?“
Griffith stöhnte innerlich auf. Daniel würde ihn umbringen. „Nein!“ rief Juliet aus und betrachtete Griffith, als hätte er sich plötzlich in eine Schlange verwandelt. Dann bemerkte sie den berechnenden Blick ihrer Schwester und fing nervös zu kichern an. „Ach, Rosalind, du machst dich nur wieder über mich lustig, nicht wahr? Manchmal bist du einfach schrecklich.“ „Nein, ich meine es vollkommen ernst. Mr. Brennan hat mir davon in allen Einzelheiten erzählt. Habe ich Recht, Mr. Brennan?“
Griffith nahm sein Weinglas und trank einen großen Schluck, um Daniel nicht in die Augen gucken zu müssen.
Rosalind
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