Der Preis der Liebe
brachten, und sie riss sich von ihm los. Noch einmal würde sie nicht auf ihn hereinfallen. Sie hatte genug von hinterhältigen Männern und ihren Küssen. Zumindest von den Küssen dieses hinterhältigen Mannes.
Sie musste ihre ganze Kraft aufbringen, um ihre Stimme unbefangen und belustigt klingen zu lassen. Eigentlich war ihr viel eher danach, zu weinen. „Nun, wenn ich Sie also in Versuchung führe, dann sollten Sie sich wohl besser daran gewöhnen. Denn ganz gleich, was Sie sich noch einfallen lassen - für die gesamte Dauer Ihres Aufenthalts hier werde ich Ihnen nicht von der Seite weichen. Sie werden einfach lernen müssen, mit Ihren Begierden zu leben - falls Sie überhaupt je welche hatten.“
„Und was ist mit dir und deinen .Begierden? Ich war nicht der Einzige, dem diese Küsse gefallen haben, Rosalind!"
„Lady Rosalind", gab sie hochmütig zurück, ausnahmsweise einmal erleichtert, sich hinter den Regeln der Schicklichkeit verbergen zu können. „Selbstverständlich haben sie mir gefallen. Sie sind sehr talentiert auf diesem Gebiet, Mr. Brennan ..." „Griffith!" verbesserte er aufgebracht.
„Mr. Brennan. Allerdings haben sie mir nicht so gut gefallen, dass ich eine Wiederholung wünsche.“
„Lügnerin. Ich führe dich auch in Versuchung. Gib es zu!“ „Nicht im Geringsten.“ Sie hob ihren zu Boden gefallenen Schal auf und schwang ihn sich mit so großartiger Geste um die Schultern. „Sie müssen sich also etwas anderes ausdenken, wenn Sie mich in die Flucht schlagen wollen. Ihre Küsse haben keinerlei Wirkung mehr auf mich.“
Sie konnte nur hoffen, dass er ihr Glauben schenkte. Denn sie befürchtete stark, dass sie trotz seiner ganzen Versuche, sie zu täuschen und zu hintergehen, keinesfalls gegen ihn gefeit war.
9. KAPITEL
Während Lady Juliet munter plauderte, Daniel sich charmant gab und Lady Helena zurückhaltend schwieg, saß Griffith da und beobachtete, wie Rosalind sich mit herzhaftem Appetit dem Schinken und dem Cheddarkäse auf ihrem Teller widmete. Ihren Worten entsprechend zeigte sie keinerlei Anzeichen, dass seine Küsse irgendeine Wirkung auf sie gehabt hätten. Das war schon so gewesen, als sie den Obstgarten verlassen hatten. Auf dem Rückweg zum Haus hatte sie sich freundlich und sachlich mit ihm unterhalten, und obwohl sie den Vorfall nicht mehr erwähnte, hatte es nicht den Anschein gehabt, als wiche sie dem Thema krampfhaft aus.
Was ihn selbst betraf, so war er zu zornig - und auch noch zu erregt - gewesen, um mehr zum Gespräch beitragen zu können als kurze schroffe Antworten auf ihre Bemerkungen. Sie waren zum Haus zurückgekehrt und hatten die anderen auf der Terrasse wartend vorgefunden, wo das Mittagessen aufgetragen worden war.
Jetzt saß Rosalind im warmen Sonnenschein da, aß und zeigte eine ähnlich gelassene Miene wie ihre älteste Schwester. Ganz im Gegensatz zu ihm. Sie mochte vielleicht immun gegen Verlockungen sein, er war es jedenfalls nicht. Ihm war es noch immer nicht gelungen, sein körperliches Verlangen nach ihr in den Griff zu bekommen.
Wie konnte sie nur so ruhig dasitzen, plaudern und scherzen, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen? Es gelang ihm nicht, auch nur das geringste Interesse für die harmlose Unterhaltung seiner Gefährten aufzubringen, und erst recht hatte er weder Hunger noch Durst.
Ihn dürstete allenfalls nach dem betörenden Trank, den er zufällig im Obstgarten zum ersten Mal gekostet hatte. Es war ein in der Tat seltener, kostbarer Trank gewesen - Champagner, wo er eher Essig erwartet hatte und er verzehrte sich nach mehr davon. Aber das durfte nicht sein. Hatte er den Verstand verloren? Hatte er denn ganz vergessen, wer sie war?
Ja. Denn allein der Gedanke, für immer auf diesen einzigartigen Trank verzichten zu müssen, war die Hölle für ihn.
Für sie allerdings nicht, so hatte es jedenfalls den Anschein. Verflogen war ihr unschuldiges Staunen und der verträumte Glanz in ihren Augen. Sie hatte nicht gelogen, als sie gesagt hatte, sie könne sich auch wie eine Dame benehmen, wenn sie wolle. War ihr selbstbewusstes Auftreten jetzt genau das? Spielte sie eine Rolle? Oder bedeuteten ihr die Küsse wirklich nicht mehr als die letzten Akkorde einer verklingenden Melodie?
Wenn es eine Rolle war, dann beherrschte sie sie gut. Sie gab sich so sittsam und züchtig, als könne sie kein Wässerchen trüben. Doch das würde er ändern. Er würde sie aus der Fassung bringen, und wenn er den ganzen Tag dazu
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