Der Preis der Liebe
wahres, nicht enden wollendes Loblied auf sie an. Er hatte sogar Geschmack an ihrer Vorliebe für leuchtend bunte Kleider gefunden. Kräftige Farben standen ihr einfach.
Was sein Verlangen jedoch immer wieder aufs Neue schürte, war die Erinnerung daran, wie sie küsste - sie gab sich voll und ganz hin, mit großer Leidenschaft. Dieser ungezügelten Begeisterung konnte wohl kein Mann widerstehen.
Nach der verführerischen Billardpartie an diesem Nachmittag wusste er nicht, wie er es schaffen sollte, sein Verlangen nach ihr im Zaum zu halten. Er hatte jetzt sein Zimmer erreicht und trat hastig ein, wobei er sich einredete, er sei einfach nur froh, dem düsteren, staubigen Treppenschacht entfliehen zu können. In Wirklichkeit konnte er es kaum abwarten, sich auf seine nächste Plänkelei mit Rosalind vorzubereiten.
Er hatte gerade die Tür hinter sich zugezogen, da entdeckte er sie. Das Objekt seiner Begierde saß zusammengesunken an seinem Schreibtisch und schlief, den Kopf auf die Tischplatte gesenkt. Sein Begehren wich rasch heftigem Zorn, als ihm klar wurde, dass sich diese Frau regelrecht in sein Zimmer geschlichen hatte. Sie hatte die Tür aufgeschlossen und war ohne seine Erlaubnis und ohne sein Wissen einfach eingetreten. Lieber Gott, war ihr denn gar nichts heilig?
Sein Blick fiel auf die Papiere unter ihren Händen, und sein Puls fing an zu rasen. Was hatte er hier herumliegen lassen? Deutete irgendetwas auf sein wahres Vorhaben hin? Er trat leise an den Tisch und starrte auf die Papiere.
Es war nichts von Bedeutung dabei, nur ein paar Rechnungen. Bestimmt war sie vor lauter Langeweile darüber eingeschlafen. Doch hatte sie das vorher schon einmal getan? War sie schon einmal während seiner Abwesenheit in seinem Zimmer gewesen?
Wie dem auch sei - dazu würde es nicht noch einmal kommen. Es war eine Sache, ihn zu necken und zu reizen, aber etwas ganz anderes, in sein Zimmer einzudringen. Ein solches Verhalten würde er nicht dulden. Er wollte sie schon an der Schulter packen und sie schütteln, da fiel sein Blick auf das Stück Quarz, das er als Briefbeschwerer benutzte.
Mit grimmiger Miene nahm er es zur Hand und schätzte das Gewicht ab. Ja, das war nicht schlecht. Er beugte sich über den Tisch und ließ den Stein gerade so weit neben ihrem Kopf fallen, dass er sie nicht traf. Mit lautem Gepolter schlug er auf der Tischplatte auf.
Sie fuhr mit glasigem, verwirrtem Blick hoch. Griffith stemmte die Hände auf den Tisch und herrschte sie an: „Was, zum Teufel, tun Sie hier?“
Ungewollt schob sie die Papiere vom Tisch. „Warum, ich ... da war ...“
„Sie haben nicht das Recht, ohne meine Erlaubnis in mein abgeschlossenes Zimmer einzudringen, und das wissen Sie!“ Einen Augenblick lang schaute sie ihn nur fassungslos und schwer atmend an. Dann betrachtete sie die Täfelung hinter dem Schreibtisch, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Sie besitzen die Dreistigkeit, mir einen Vorwurf zu machen? Wie viele verschlossene Räume haben denn Sie ohne meine Erlaubnis betreten? Verraten Sie mir das mal!“
„So viele ich wollte.“ Er unterdrückte jeden Anflug eines etwaigen schlechten Gewissens. Im Prinzip gehörte jeder einzelne Raum in diesem Haus ihm, und das gab ihm auch das Recht, sie alle zu durchsuchen. „Schließlich blieb mir ja nichts anderes übrig. Sie haben mich ja ständig bewachen lassen, also musste ich mir etwas ausdenken, um mich frei bewegen zu können.“
„Sie haben jeden Anspruch, sich frei bewegen zu dürfen, verwirkt, als Sie anfingen, in meinem Haus herumzuschnüffeln!“
Sein Zorn nahm überhand. Er fasste unter ihre Arme und hob sie aus dem Sessel. „Und Sie haben jeden Anspruch auf eine höfliche Behandlung verwirkt, als Sie in mein Zimmer eingedrungen sind! Und jetzt verschwinden Sie!“
Er ließ sie los, und sie schwankte ein wenig, eindeutig entsetzt über diese unsanfte Geste. Doch wie gewohnt ließ sie sich nicht auf Dauer von ihm einschüchtern. Sie schaute ihn finster an. „Ich gehe erst, wenn Sie mir gesagt haben, was Sie im Schilde führen. Sie haben sehr viele Mühen auf sich genommen, um dafür zu sorgen, dass Sie sich frei und ungehindert im Haus bewegen können. Ich möchte wissen, warum. Wonach suchen Sie?“
„Nach einem Ort, an dem ich nicht ständig von neugierigen Frauen belästigt werde.“
Sie reckte trotzig das Kinn. „Ich lasse mich nicht von Ihrer Unhöflichkeit abschrecken. Ich möchte die Wahrheit herausfinden, und Sie werden
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