Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
Westflügels empor zum zweiten Stock. John saß wie immer auf einem Stuhl vor Griffith’ Tür. Er erhob sich aber sofort, als er sie kommen sah.
    „Mr. Brennan ist schon eine ganze Weile in seinem Zimmer, Mylady“, berichtete er.
    Sie lauschte an der Tür, konnte aber nichts hören. Sie seufzte. „Sie können sich zurückziehen und ab sofort wieder Ihren üblichen Pflichten nachgehen.“
    Er nickte und stellte keinerlei Fragen. Sie wandte sich zum Gehen, doch dann hielt sie inne, von plötzlicher Neugier gepackt. Was tat Griffith nur jeden Tag da drin? Sie hatte selten beobachtet, dass er und Mr. Knighton über Geschäftliches sprachen. Wie kam es dann, dass er die ganze Zeit so viel zu arbeiten hatte?
    Sie lauschte erneut eine gute Minute lang. Sie hörte nichts; die Stille war beinahe verdächtig. Natürlich, Briefe zu schreiben machte nicht gerade viel Lärm, aber ab und zu hätte doch mal ein Stuhl knarren müssen oder etwas in der Art. Außerdem konnte er doch unmöglich unentwegt Briefe schreiben, ohne einen Krampf in der Hand zu bekommen. Sehr, sehr seltsam. Was ging da nur vor?
    Sie klopfte an die Tür. Keine Reaktion. Sie klopfte erneut, dieses Mal lauter. Nichts.
    Ein Verdacht stieg in ihr auf, und sie runzelte die Stirn. Hatte er sich etwa an ihrem Lakaien vorbeigemogelt? Es gab nur eine Art, das herauszufinden. Sie drehte den Knauf, doch die Tür war abgeschlossen. Verdammt.
    Inzwischen war sie fest entschlossen, hinter sein Geheimnis zu kommen. Sie zog ihren Schlüsselbund hervor und probierte ein paar Schlüssel aus, bis sie den richtigen gefunden hatte. Wieder drehte sie den Knauf, zögerte dann aber. Wie schrecklich, wenn er gerade schlief und sie platzte so einfach in sein Zimmer!
    Andererseits konnte sie immer behaupten, sie sei nur gekommen, um ihm mitzuteilen, dass der Lakai fort war, nicht wahr? Diese vernünftige Ausrede verlieh ihr Sicherheit, und sie trat ein.
    Der Raum war vollkommen leer. Sie stemmte die Hände in die Hüften und schimpfte halblaut vor sich hin. Ohne Zweifel war John irgendwann schnell in die Küche oder sonst wohin gegangen, und Griffith hatte während seiner Abwesenheit das Zimmer verlassen.
    Sie sah sich um und stellte fest, dass Griffith’ Gehrock über einem Stuhl und seine Weste und Krawatte am Griff der Kleiderpresse hingen. Hatte er sich womöglich umgezogen, bevor er gegangen war? Aber warum? Und warum hatte er nur diese Kleidungsstücke gewechselt? Nein, es kam ihr wahrscheinlicher vor, dass er in Hemdsärmeln aufgebrochen war. Trotzdem fand sie das für den sonst so tadellos gekleideten Mr. Brennan untypisch.
    Dann fiel ihr noch etwas anderes auf. Der Schreibtisch war von der Wand abgerückt worden. Sie trat näher. In der Täfelung dahinter zeigten sich feine Risse ... Und mit einem Mal wurde ihr schlagartig klar, wie Griffith das Zimmer verlassen hatte.
    Durch die Bedienstetentür, die versiegelte Bedienstetentür! Zur Hölle mit ihm! Es sah ihm ähnlich, ausgerechnet die Tür zu finden, die keiner von ihnen je benutzte.
    Sie öffnete die Tür und schaute in den Treppenschacht. Diverse Möbelstücke waren auf den Stufen abgestellt. Ihr hatte man gesagt, dass die oberen Stufen nicht mehr sicher seien und dass man deshalb diese Treppe meiden sollte. Das war eindeutig übertrieben gewesen, denn Griffith schien bis jetzt ja nichts passiert zu sein.
    Nun, bestimmt ist er sehr stolz auf sich, dachte sie grimmig. Die ganze Zeit hatte er sich heimlich aus seinem Zimmer geschlichen, wann immer und sooft er wollte, und sie hatte nichts mitbekommen. Und was hatte er noch für ein Theater um ihre Wette gemacht!
    Je mehr sie darüber nachgrübelte, desto wütender wurde sie. Er wollte also ungehindert durchs Haus schleichen, in den Zimmern anderer Leute herumschnüffeln und nach Gott weiß was suchen? Der Mann war ein Schurke. Hätte sie doch nur genau gewusst, was er im Schilde führte, denn das hätte ihr helfen können, einen eigenen Plan zu schmieden.
    Niedergeschlagen wandte sie sich dem Schreibtisch zu. Mehrere Papiere lagen darauf verstreut herum. Gehörte eins von ihnen ihrer Familie? Verwirrt betrachtete sie sie, musste aber feststellen, dass sie fast alle mit der Knighton Handelsgesellschaft zu tun hatten.
    Ein bedächtiges Schmunzeln trat auf ihre Lippen. Wenn Griffith unbedingt in ihrem Haus herumschnüffeln wollte - warum sollte sie nicht etwas Ähnliches tun? Vielleicht stieß sie ja dabei sogar auf etwas, das ihr die wahren Absichten seines Arbeitgebers

Weitere Kostenlose Bücher