Der Preis der Liebe
Zim-mern von Eton. Eiskalte Wut ließ das Blut in seinen Adern gerinnen. Heftig drängte er Rosalind gegen die geschlossene Tür und stemmte die Hände rechts und links von ihr gegen das Holz. „Du scheinst weder etwas gegen meine Arroganz noch gegen die Tatsache, dass ich ein Bastard bin, gehabt zu haben - eben, als meine Finger...“
Sie ohrfeigte ihn mit aller Kraft. „Wie kannst du es wagen!“ keuchte sie. „Du bist der ordinärste Mensch, der mir je begegnet ist!“
„Nicht annähernd so ordinär wie Knighton, glaub mir“, gab er bissig zurück und dachte an Daniels häufige Besuche bei den Straßenmädchen von London. „Nicht einmal so ordinär wie du, die aus dem Bett des einen Mannes steigt, um sich in das Bett des nächsten zu werfen.“
Er hätte sie ebenso gut schlagen können, denn in ihren Blick trat jetzt ein zu Tode verletzter Ausdruck, und sie erbleichte. Mit einem erstickten, zu Herzen gehenden Laut lehnte sie sich matt an die Tür und schmiegte die Wange dagegen. „Das sollte dich nicht überraschen. Du hast ja bereits festgestellt, dass ich zur Wollust neige.“
Tränen quollen unter ihren Lidern hervor, und sein Zorn wich einem quälenden schlechten Gewissen. Verdammt, er hatte sie zum Weinen gebracht. Voller Selbstverachtung stieß er sich von der Tür ab. Was war bloß in ihn gefahren?
Die Antwort war einfach. Eifersucht.
Er war eifersüchtig. Auf sich selbst - um Himmels willen! Sein Verhalten war über alle Maßen lächerlich. Wenn sie „Knighton“ heiraten wollte, hieß das ihn\ Und wenn sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund, was er bezweifelte, tatsächlich Daniel heiraten wollte, so würde Daniel ohnehin ablehnen. Weshalb sollte er sie also quälen?
„Nein, Rosalind, bitte ... Ich habe das nicht so gemeint.“ Er rieb sich seine immer noch schmerzende Wange. Er hätte wissen müssen, dass seine Amazone nicht zimperlich sein würde. Aber das hatte er ja auch verdient. „Ich hätte das alles nicht sagen dürfen. Ich weiß, dass du nicht lüstern bist.“
Als sie lange Zeit schwieg, drehte er sich zu ihr um. Sie schaute an ihm vorbei, und die Tränen strömten ihr weiter über die Wangen.
Ihm zerriss es fast das Herz. „Du bist nicht lüstern. Es ist nicht deine Schuld, dass ich die Situation ausgenutzt habe.“ „Aber es ist meine Schuld, dass ich es zugelassen habe.“ Sie schluchzte jetzt und hatte große Mühe, zu sprechen. „Deshalb muss ich dem ein Ende machen.“
Er wusste nicht, was schlimmer war, ihr herzzerreißendes Schluchzen oder ihre Entschlossenheit, vor ihm zu fliehen. Dieses Mal zwang er sich, ganz ruhig zu bleiben, als er sich ihr wieder näherte. „Wie denn? Indem du Knighton heiratest?“ „Würdest du denn wollen, dass ich stattdessen dich heirate?“ Sie stöhnte auf und fügte hastig hinzu: „Nein, vergiss, dass ich das gesagt habe.“
Er wurde ganz still. Er konnte sie heiraten, nicht wahr? Bislang war er davon ausgegangen, dass sie ihn - beziehungsweise Brennan - gar nicht als möglichen Ehemann in Betracht zog. Doch wenn sie bereit war, ihn als Brennan zu heiraten, dann würde sie ihn doch bestimmt auch als Knighton ...
Verdammt, was dachte er sich eigentlich? Das konnte sie doch unmöglich gemeint haben. „Ich habe angenommen, du willst nur aus Liebe heiraten“, erwiderte er sanft und versuchte zu ergründen, was sie wirklich empfand.
Sie rieb sich die Augen. „Ja, natürlich. Ich könnte dich gar nicht heiraten.“
Ihre Worte verletzten seinen Stolz, aber er weigerte sich hartnäckig, sich das einzugestehen.
Sie wandte ihm ihr tränenfeuchtes Gesicht zu. „Außerdem möchtest du gar nicht heiraten, nicht wahr? So hast du dich im Wildpark geäußert. Du sagtest, es gäbe wichtigere Angelegenheiten für dich.“
Wichtigere Angelegenheiten. Plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Er konnte es nicht fassen. Diese ganze Geschichte hatte ihn so gefangen genommen, dass er seine Situation darüber völlig vergessen hatte. Wenn er Rosalind heiratete, würde er ihr seine wahre Identität, seine wahren Ziele enthüllen müssen ...
Er schaute sie an. Die Möglichkeit, sie zu ehelichen, reizte ihn ungemein. Sie würde ihm gehören, ganz und gar. Und alles, was er dazu tun musste, war, sie davon zu überzeugen, den „schlimmen“ Mr. Knighton zu heiraten und ...
Seine Pläne in Bezug auf China aufzugeben.
Er stöhnte innerlich auf. Sie würde seine Absichten weder verstehen noch billigen, nicht Rosalind mit ihren hochfliegen-den
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