Der Preis der Liebe
beiden mittlerweile das Theater mit dem Stuhl aufgegeben hatten. Helena lehnte am Tisch und verlagerte das Gewicht auf ihr gesundes Bein, während sie das Ziel anvisierte.
Rosalind hörte das Klicken der Elfenbeinkugeln und bemerkte, wie Helena Mr. Knighton mit einem spöttischen Lächeln betrachtete. Juliet hatte Recht - es war wirklich schade, dass Helena ihn nicht heiraten wollte. Er war ein so charmanter Mann. Dennoch konnte sie sich die elegante Helena irgendwie nicht an der Seite des verwegenen Mr. Knighton vorstellen.
Die beiden blickten auf, als Rosalind näher kam. Als Helena eine Augenbraue leicht hochzog, wurde Rosalind klar, dass sie wahrscheinlich wie eine der Hexen aus „Macbeth“ aussah - mit ihrem wirren Haar und dem derangierten Kleid. Sie gab ihrer Schwester jedoch keine Gelegenheit, eine Bemerkung darüber fallen zu lassen.
„Mr. Knighton, ich störe Sie nur höchst ungern, aber ich muss Sie unter vier Augen sprechen. Es ist eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit.“
Erschrocken musterte er sie kurz von Kopf bis Fuß. „Warum ... nun, selbstverständlich, Lady Rosalind, wenn Sie es wünschen.“ Er warf Helena einen fragenden Blick zu, und sie zuckte ratlos mit den Schultern.
Beim Geräusch einer zuschlagenden Tür im zweiten Stock beschleunigte sich Rosalinds Puls. Griffith! „Wir können uns unten in Papas Arbeitszimmer unterhalten“, drängte sie und wies zur Treppe. „Hier entlang.“
„Hat das nicht Zeit, bis ich die Partie mit Ihrer Schwester beendet habe?“ wandte Mr. Knighton ein. „Es dauert höchstens noch ein paar Minuten ..."
„Nein!“ Sie bemerkte, dass beide einander anschauten, und zwang sich, ihre Stimme zu senken. „Nein, es muss leider jetzt gleich sein.“
„Nun gut, wenn Sie darauf bestehen ..." Er bot ihr den Arm. Rosalind bemühte sich, nicht auf die Schritte zu achten, die sich nun oben der Treppe näherten.
Zum Glück erreichten sie die Treppe des Ostflügels, ohne dass Griffith sie eingeholt hatte. Dennoch zog Rosalind Mr. Knighton mit aller Hast nach unten und in das Arbeitszimmer ihres Vaters.
„Was ist denn los?“ erkundigte sich Mr. Knighton.
Sie schloss die Tür und suchte nach ihrem Schlüsselbund, aber der war ihr wahrscheinlich aus der Tasche ihres Kleides gefallen, als sie in Griffith’ Bett... Sie wurde rot. Nun, vielleicht verriet Helena Griffith ja nicht, wohin sie gegangen waren, vielleicht wagte er es auch nicht, danach zu fragen. Man sollte die Hoffnung niemals aufgeben.
Sie wandte sich von der Tür ab und sah ihren Cousin an. Er hatte sich mit misstrauischer Miene vor dem Schreibtisch aufgebaut. Jetzt, da der Moment gekommen war, geriet sie plötzlich in Panik. Verflucht sei Griffith, der sie dazu gezwungen hatte, das hier zu tun, ehe sie ihre Pläne hatte zu Ende schmieden können. Und verflucht sei Papa, der das alles hier in erster Linie nötig gemacht hatte. Wie passend, dass das Gespräch in seinem Arbeitszimmer stattfinden sollte, wo seine Gegenwart überall spürbar war.
Sie fragte sich, wie eine Frau einen reichen Mann überreden sollte, sie zu heiraten, wenn alles, was sie besaß, eine winzige Mitgift war, und sie sonst über keine nennenswerten Qualitäten verfügte. Was konnte sie ihm bieten?
Irgendetwas. Sie musste ihr Angebot so verlockend formulieren, dass er es annahm. Sonst würden Juliet und Papa ihre Pläne weiter vorantreiben, und sie würde weiterhin mit Griffith zu tun haben.
„Lady Rosalind?“ fragte Mr. Knighton vorsichtig. „Wenn Sie lieber später darüber..."
„Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen“, unterbrach sie ihn hastig.
Er guckte sie mit seinen schiefergrauen Augen prüfend an. „Was für einen Vorschlag denn?“
„Ich weiß, Papa möchte, dass Sie eine von uns heiraten. Und ich vermute, dass Sie überlegen, wen Sie wählen sollen.“
Er wirkte erstaunt. „Nun ... ja ... Das stimmt wohl.“
„Haben Sie ..." Sie hielt inne, als sie draußen Schritte vernahm, die sich dem Arbeitszimmer näherten. Sie senkte die Stimme. „Haben Sie sich in dieser Hinsicht schon entschieden?“
Mr. Knighton nestelte nervös an seiner Krawatte herum. „Lady Rosalind, das ist ... ein wenig außergewöhnlich, nicht wahr?
Ich kann nicht genau „Denn falls Sie es nicht getan haben, würde ich Ihnen gern vorschlagen, mich zum Traualtar zu führen.“
Die Farbe wich aus seinem Gesicht. „Zum Traualtar?“
„Ja, warum denn nicht?“ Sie zwang sich, ihr Temperament zu zügeln, und fügte
Weitere Kostenlose Bücher