Der Preis der Sterne 2 - Doyle, D: Preis der Sterne 2 - Starpilot´s Grave. Mageworlds 02
die Augen zusammen und fuhr mit einer Hand darüber: Sie waren vom langen Starren auf die Konsole ganz erschöpft. Dann lehnte sie sich auf ihrem Sessel zurück und blickte zum ersten Mal hinüber.
Der Kopilot und Bordschütze der Warhammer sah sie mit leichter Besorgnis an. Nyls Jessan, blond und hager, mit hellen grauen Augen und angenehmen, unscheinbaren Gesichtszügen, wirkte wie ein unbedeutender FreeSpacer in diesem gefährlichen Teil der Galaxie, bis hin zu dem Blaster aus Armeebeständen. Doch der äußere Eindruck konnte täuschen, insbesondere wenn es um Jessan ging. Ihr Partner sprach Standard-Galcenisch mit einem Upper-Class-Akzent aus Khesatan, er spielte Karten und handhabte Waffen wie ein Profi. Und er hatte seine Karriere mit den besten Aufstiegschancen beim Medizinischen Dienst der SpaceForce aufgegeben, um sich Beka auf der Warhammer anzuschließen, nachdem ihr alter Kopilot bei den Kämpfen auf Darvell gestorben war.
Unser Jessan ist ein Mann mit vielen Talenten, dachte sie und musste unwillkürlich lächeln. »Okay, ich höre dir zu. Wo liegt das Problem?«
»Du bist das Problem«, erwiderte er. »Du arbeitest seit 0400 Uhr an dieser Checkliste. Die Warhammer wird davon auch nicht besser, als sie ist. Allmählich wird es Zeit, ein wenig zu schlafen.«
»Ist es das, was du im Sinn hattest? Schlaf?«
»Sicher, was sonst?«, versicherte Jessan, ohne eine Miene zu verziehen.
Sie zögerte kurz, beobachtete ihn, dann schüttelte sie mit einem leichten Seufzer den Kopf. »Wir können es uns nicht leisten, dass die Inspektion an dem Blockade-Checkpoint schiefgeht, nur weil ein einzelner Wichtigtuer in SpaceForce-Uniform der Ansicht ist, dass ich meinen Papierkram nicht korrekt ausgefüllt habe.«
»Lass mich das erledigen«, bot er an. »Ich kenne mich damit aus.«
»Nein. Wenn ich schon für etwas unterschreibe, dann möchte ich die Fehler auch selber machen.«
Er zuckte die Achseln und streckte sich auf der gepolsterten Beschleunigungscouch auf der anderen Seite des Gemeinschaftsraums aus. »Also gut, ich bleibe wach und leiste dir Gesellschaft.«
»Deine Entscheidung«, sagte sie.
Sie wandte sich dem Bildschirm zu und arbeitete gewissenhaft einige Minuten, bis ein leichtes Schnarchen die Stille unterbrach. Sie blickte zur Couch hinüber. Jessans Kopf war auf das Kissen hinuntergeglitten, die Augen waren geschlossen.
»Dummer kleiner Idiot aus Khesatan«, murmelte sie und drückte den Knopf zur Beendigung der Computersitzung.
Die Konsole faltete sich in die Nische im Schott, und Beka erhob sich. Sie ging zur Couch hinüber und berührte Jessan leicht an der Schulter.
»Also gut, Nyls«, sagte sie. »Du hast gewonnen. Gehen wir ins Bett.«
Der Chronometer in der Kapitänskabine der Warhammer schrillte wie üblich um 0500 Standardzeit. Beka schlüpfte unter Jessans Arm hervor und sprang auf die Decksplanken. Der Alarmknopf für den Chronometer war im Schott an der anderen Seite der Kabine angebracht. Sie konnte ihn nicht ausschalten, ohne ihre Koje zu verlassen, was vermutlich auch der Sinn der Sache war.
Sobald das Signal verstummt war, zog sich Beka an. Sie griff aber nicht wie gestern einfach zu Hemd und Hose. Heute trug sie die Spitzen und Rüschen eines gepflegten, aber irgendwie androgynen jungen Mannes aus dem embriganischen Viertel von Mandeyn, der sein langes braunes Haar zum Zopf geflochten trug und mit einem schwarzen Samtband schmückte. Dieser besondere Mandeyner trug allerdings einen zweischneidigen Dolch im Ärmel, und in dem abgenutzten Lederhalfter an der Hüfte hing ein Gyfferaner Ogre Mark VI Blaster.
Sie arrangierte die Falten ihrer weißen Krawatte aus Spinnenseide, steckte ein weißes Spitzentuch in ihre Rüschenmanschette und betrachtete zufrieden das Ergebnis im Spiegel. Beka Rosselin-Metadi, Mistress der Warhammer und Domina des untergegangenen Entibor, war so gut wie verschwunden. An ihre Stelle war Captain Tarnekep Portree getreten: Sternenpilot, Revolverheld und Auftragskiller.
Jetzt noch der Feinschliff.
Beka griff in das Staufach für ihre Dirtside-Montur, entnahm ihm eine rote Augenklappe aus Plastik und legte sie an. Die Klappe bedeckte ihr linkes Auge vom Wangenknochen bis zur Augenbraue und verlieh ihr einen eigenartig starren Blick. Die meisten Menschen beunruhigte das glänzende rote Plastik und das, was darunter verborgen sein mochte. Sie zuckten zurück und wandten sich ab, ohne Tarnekeps blasses, hageres Gesicht näher zu betrachten.
Das gehörte
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